Kapitel 4

367 15 0
                                    

Das Auto fuhr.

Ohne einen Gedanken zu verschwenden zerrte mich mein Körper auf den Sitz. Die Betrunkenen schrieen irgendetwas zurück, aber das Prasseln des Regens übertönte ihre Geräusche.

Ich strich mir eine nasse Strähne aus dem Gesicht und blickte zu meiner Linken.

»Was machst du eigentlich noch alleine hier? Bist du wahnsinnig?«, sagte die Stimme aufgewühlt.

Ich sah zweimal hin, denn Kai Havertz lenkte den dunklen AMG durch die Nacht.

»Du?«, schrie ich fast.

»Gut erkannt, Miss«, grinste er und richtete seinen Blick wieder nach vorne. »Verrätst du mir jetzt wie du heißt?«

Ich nickte etwas zu wild. »Ich bin Jenna«, sagte ich schlicht und sah erneut zu ihm herüber. »Jenna Karlberg«

»Die Journalistin, interessant«

Ich grinste ein wenig. »Und was machst du eigentlich noch hier?«

»Dir den Arsch retten. Ich hab die Typen schon vorher gesehen und wollte eh ins Hotel fahren«

»Ich dachte ihr habt euer Personal, dass euch nach Hause fährt« Ich deutete auf den dunklen Bus, an dem wir vorbeifuhren.

»Haben wir auch, aber nur weil ich Fußballer bin, heißt es nicht, dass ich nicht selbstständig sein kann«

Wo er Recht hatte, hatte er Recht.

»Jenna«, setzte er an. Es klang so schön, wie er es sagte. »Wo musst du hin? Ist jemand bei dir Zuhause?«

Ich fing an zu schmunzeln.

»Fahr in die Siedlung und an der nächsten Ampel rechts ab, von da aus lotse ich dich weiter«, fing ich an. »Und nein, ich wohne alleine, alles okay. Ich bin halt nur mit dem Fahrrad gekommen und das steht noch an der Arena. Ich werd's dann einfach nächste Woche zu Fuß abholen«

»Sicher? Ich kann auch dafür sorgen, dass es dir gebracht wird« Sein Blick war auf die Straße gerichtet, der Scheibenwischer gab sein bestes und Kai wechselte die Spur.

»Nein, alles gut. Das ist nicht nötig«

Ich sah ihn an. Seine Konturen waren einzigartig. Seine Lippen waren voll und seine braunen Haare hingen ihm verstruppelt im Gesicht. Wie gern hätte ich ihn zu mir gezogen und-

Stopp! Was dachte ich da?

»Da hinten links« Ich zeigte nach vorne und verkrampfte mich im dunklen Ledersitz.

»Du bist ganz schön vorlaut«, sagte Kai mit einem Mal, aber ich konnte das Grinsen in seinem Gesicht ausmachen.

»Nein, nur selbstbewusst«, konterte ich zurück und schmunzelte. »Störts dich?«

Kai lachte laut auf. »Ist mir eigentlich so egal«

Ich rollte die Augen und warf einen Blick aus dem Fenster. Die Scheibe spiegelte unsere Silhouetten wider und ich gab zu, es sah gut aus.

»Bist du nächste Woche wieder da?«, fragte Kai zögerlich.

»Ja bin ich. Aber ich werde nur für mich Protokoll führen und eigene Eindrücke aufschreiben«

»Die hoffentlich gut sind«, grinste er.

»Da mach dir mal keine Sorgen, das werden sie« Ich biss mir auf die Unterlippe, um mein Lachen zu unterdrücken. »Da vorne rechts«

***

Wir fuhren über das Kopfsteinpflaster, an einer Baumallee vorbei. Ich deutete Kai an anzuhalten und machte ihm klar, dass wir angekommen waren.

Kai drehte den Schlüssel um und die Scheinwerfer erloschen. Es regnete immernoch und die Tropfen fielen in Masse auf die Windschutzscheibe. Regungslos blieb ich angeschnallt sitzen und verstummte. Ich saß wie ein Stein da, es kam kein Wort von mir.
Draußen war es stockdunkel, nur das Mondlicht schien ins Auto. Irgendwie war es magisch.

Mein Gegenüber blickte zu mir und berührte meine Schulter. »Wir sind da, Jenna« Kai's Stimme war dicht an meinem Ohr und überzog mir ungewollt eine Gänsehaut. Ich sah zu ihm und leckte mir kurz über die Lippen. Sein Blick viel zu meinem Mund, danach in meine Augen. Er räusperte sich und entfernte sich mir ein bisschen.

»Ich weiß, Kai«, flüsterte ich in die Dunkelheit und faltete die Hände zusammen. Ich warf einen Blick aus dem Fenster, meine Nachbarin war noch wach, das Licht in der Küche blendete ein wenig.
»Danke, dass du mich gefahren hast«, sagte ich ehrlich.

»Das ist das Mindeste, hab ich gerne gemacht«, lächelte Kai.

Es tat gut ihn so zu sehen. Ich hatte so viele Sachen in meinem Kopf.

»Also gut«, fing ich an. »Ich werde jetzt gehen« Ich schulterte meine Tasche und öffnete die Tür.

»Jenna?« Kai hielt meinen Arm fest und ich sah ihn überrascht an.

»Ja?«

»Wir sehen uns Montag«

Dann ließ er meinen Arm los, nur um meine Reaktion zu sehen.

Stumm nickte ich und warf die Tür zu.

Ich sah Kai noch eine Weile hinterher, als er wegfuhr und ging dann in meine Wohnung.

Und auch das Lächeln in meinem Gesicht verschwand nach Stunden nicht ...

IT'S A CHELSEA THING | Kai HavertzWhere stories live. Discover now