12~Stille

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Die nächsten drei Wochen verbrachte ich nur mit Arbeiten. Mein Alltag holte mich schneller ein, als mir lieb war. Louis und ich hatten uns in der Zeit weder gesehen noch geschrieben, da er ja auf Tour war. In ein paar Tagen würde er endlich wieder nach Hause kommen. Der Gedanke, ihn bald wieder sehen zu können, entfaltete in mir pure Aufregung und Vorfreude. Nur war ich mir nicht sicher, wie es von seiner Seite war.
Heute war mein letzter Arbeitstag vor dem Urlaub und Übermorgen war auch schon Emily's Hochzeit. Die nächsten Tage würden also sehr turbulent werden. Hochzeit und Weihnachten direkt hintereinander. Lieben wir.
Der Blick auf die Uhr riss mich jedoch aus meinem Tagtraum. Schnell putzte ich mir die Zähne, zog etwas frisches an und frühstückte noch schnell. In diesen drei Wochen hatte ich keine Beschwerden aufgrund meiner Gesundheit gehabt. Zum Glück.
Also stieg ich schnell auf mein Fahrrad und fuhr Richtung Arbeit. Dort angekommen, bereitete ich alles wie gewohnt vor und drehte das Schild zu 'open' um. Kurz vor Weihnachten war mein Laden nur so von Kunden übersäht. Aber die Tatsache, dass ich ab morgen drei Wochen frei hatte, ließ den Tag schneller vergehen.
17:00 Uhr. Endlich Feierabend. Ich räumte alles auf und schloss den Laden ab. Zu Hause angekommen, ließ ich den Abend ziemlich ruhig angehen. Netflix war das einzige, was ich an diesem Tag noch wollte.
Wenig später legte ich mich, für meine Verhältnisse, relativ früh schlafen, denn der Tag war wirklich anstrengend.

10:00 Uhr. Mein Plan für heute war es, einen Anzug für die Hochzeit meiner Cousine zu kaufen. Also machte ich mich auf den Weg in den Laden, wo ich alle meine Anzüge kaufte, denn dort war von schlicht zu auffällig alles dabei. Dort angekommen parkte ich mein Auto ab und betrat den Laden. Ich schlenderte durch die Reihen, doch keines dieser Anzüge sprach mich besonders an. Doch dann sah ich diesen Anzug. Dreckiges weiß, fast beige und voll mit Blumen verziert. Ich hatte mich direkt in ihn verliebt. Also suchte ich die richtige Größe aus und lief zielgerichtet in die Umkleidekabine.
Er saß perfekt. Ohne großartig nachzudenken ging ich also zur Kasse und bezahlte. Billig war er nicht, jedoch noch in meinem Budget.
Den restlichen Tag verbrachte ich ganz entspannt. Ich telefonierte viel mit meiner Cousine, die sehr aufgeregt war. Es war fast schon amüsant, wie viele Gedanken sie sich über alles machte. Als wir den FaceTime beendeten, schmiss ich mich auf die Couch und schaute meine Serie weiter. Die letzten Tage waren wirklich ziemlich trostlos. Umso mehr freute ich mich auf die drei Wochen die ich jetzt für mich hatte. Wirklich Pläne hatte ich allerdings nicht, jedoch würde ich schon ziemlich gerne für ein paar Tage in den Urlaub fliegen. Etwas Entspannung würde mir gut tun. Also schaltete ich den Fernseher aus und schaute stattdessen in meinem Handy nach Hotels. Wirklich fündig wurde ich nicht. Ich musste morgen um sieben Uhr aufstehen. Deshalb entschied ich mich kurzerhand dazu, schlafen zu gehen. In letzter Zeit war mein Schlaf auch nicht der Beste. Es fehlte irgendetwas, was ich mir nicht erklären konnte. Trotzdem versuchte ich, die Augen zu schließen und einzuschlafen.

Mal wieder weckte mich das unangenehme Klingeln meines Weckers. Gekonnt schaltete ich es aus und verharrte noch ein paar Minuten während ich auf die Decke starrte.
Emily heiratet heute. Ich konnte es kaum glauben, dass wir schon so erwachsen geworden sind. In meinen Gedanken sind wir noch zwei kleine Kinder, die zusammen auf dem Spielplatz mit Schubkarren spielten.
Mit voller Vorfreude auf den Tag, ging ich in das Badezimmer und stieg in die Dusche. Das warme Wasser, welches auf meine nackte Haut prasselte, war an einem kalten Tag wie heute wirklich angenehm. Die Hochzeit wird in einem riesigen Glashaus, neben einem Schloss, stattfinden. Mit dem weißen, frischen Schnee von heute Nacht stellte ich mir die Location wunderschön vor.
In der Dusche putzte ich mir noch schnell die Zähne und machte mich auf den Weg in die Küche. Zum Frühstück machte ich mir Haferbrei und schwarzen Tee mit Hafermilch und Zucker. Da ich noch eine lange Fahrt zur Hochzeit hatte, musste ich in einer Stunde schon los. Also räumte ich das Geschirr auf und ging wieder in mein Schlafzimmer, wo auch der Anzug hing. Gelassen zog ich schwarze Socken, ein weißes Hemd und schließlich die Anzughose und das Jackett an. Überrascht von dem Bild im Spiegel, stylte ich noch meine Haare so, wie ich es am Liebsten hatte und zog noch ein paar Ringe an. Der Teil der Familie, der bei der Hochzeit dabei sein wird, hatte mich nie darüber verurteilt, wie ich mich kleidete. Deshalb zog ich mich auch so an, wie ich mich am wohlsten fühlte.
Mein Portemonnaie und mein Handy fanden Platz in der Hosentasche. Um 13 Uhr beginnt die Hochzeit. Da ich aber mindestens vier Stunden Fahrt vor mir hatte, machte ich mich schon auf den Weg. Ich schnappte meine Schlüssel, stieg in mein Auto und schaltete Musik an. Der erste Ton des Liedes machte mir klar, dass es sich um 'Miss you' von Louis handelte. Blitzartig kam wieder die Sehnsucht nach ihm hoch. Ich hatte ihn wirklich vermisst. Außer ein paar Paparazzi Bilder von der Tour hatte ich nichts Neues von ihm gehört.
Da ich mich endlich auf der langersehnten Autobahn befand, drückte ich das Gaspedal voll aus. Diese Freiheit, die mir das Auto fahren gab, konnte mir nichts anderes geben.

Nach langen fünf Stunden erreichte ich endlich das Ziel. Ich parkte das Auto an den vorgesehenen Parkplätzen des Schlosses ab und lief Richtung Eingang. Ein paar bekannte Gesichter hatte ich schon gesehen, jedoch keine, über welche ich mich übermäßig erfreute. Also grüßte ich alle kurz und nahm dann im Schloss in der zweiten Reihe platz. Mein Teil der Familie konnten leider nicht kommen, da sie alle in Kanada wohnten und arbeiten mussten. Der Saal füllte sich langsam und komischerweise stieg in mir leichte Aufregung hoch, obwohl es sich ja nicht um meine Hochzeit handelte.

Heute musste Louis nach Hause gekommen sein. Ein unkontrolliertes Lächeln breitete sich auf meinen Lippen.
Nach einer gefühlten Ewigkeit war der Saal prall gefüllt. Neben mir saßen meine Tante und mein Onkel, jedoch hatte ich nicht sonderlich viel mit ihnen zutun. Dann, endlich, fing die Orgel an zu spielen. Dieses Stück war wirklich schön. Vorne stand schon Antoine und ich merkte, wie er mit seinen Tränen zu kämpfen hatte. Er zitterte etwas mit seinen Händen, weshalb ich ihn beruhigend anlächelte. Dies schien ihn tatsächlich etwas zu beruhigen, denn er atmete einmal tief ein und aus und hörte auf zu zittern.
Als sich alle Menschen um mich herum umdrehten, wagte ich auch einen Blick nach hinten. Und da stand sie. In diesem wunderschönen weißen Prinzessinnenkleid.

„Wow." sprach ich leise vor mich hin und konnte meine Tränen nicht mehr zurückhalten. Sie war so wunderschön und sah so glücklich aus. Elegant lief sie in kleinen Schritten auf ihren Verlobten zu.
Nach der ewigen Rede der Trauzeugin, küssten sie sich endlich und die Feier begann. Der eben noch helle Raum, wandelte sich in eine bunte Disco um und alle begannen, fröhlich zu Tanzen. Dann spürte ich eine warme Hand an meiner. Als ich mich umdrehte, stand Emily mit einem riesigen Lächeln vor mir. Ich zwängte sie freudig in eine Umarmung.

„Wollen wir tanzen?" fragte ich sie glücklich. Als Antwort nickte sie hektisch und wir tanzten Walzer.
Als ich mich aber etwas im Saal umschaute, sah ich plötzlich ihn. Ich blinzelte ein paar Mal, um sicher zu gehen, dass er da wirklich war, oder es nur der Alkohol war.
„Oh mein Gott." hauchte ich geschockt und löste mich von Emily. Verwirrt sah sie mich an und schaute schließlich in die Richtung, wo ich hin schaute.

„Bitte ihn um einen Tanz." flüsterte sie mir selbstsicher in mein Ohr.

„Du weißt davon?" fragte ich lautstark. Sie zuckte jedoch nur lächelnd mit den Schultern und lief wieder zu ihrem Ehemann. Dann blickte ich wieder zu ihm. Da stand er. In einem schwarzen Anzug und total unschuldig an die Wand gelehnt. Langsam lief ich ihm entgegen und konnte immer noch nicht glauben, dass er endlich wieder da war. Das Lächeln in meinem Gesicht verschwand auch mit großer Mühe nicht. Also gab ich es auf, meine Gefühle in dem Moment zu verstecken.

„Louis?" sprach ich überrascht.

𝚂𝚞𝚗𝚏𝚕𝚘𝚠𝚎𝚛 ~ Larry Stylinson Where stories live. Discover now