27~Kamin

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„Und wie gesagt. Ich wollte, dass du deine Tour genießt. Ich wollte dir einfach nicht zur Last fallen." sagte ich.

„Harry... du hättest doch auch mal an dich denken können. Es hätte dadurch so viel einfacher sein können." antwortete er, wobei er immer leise wurde.

„Hab' ich im Nachhinein auch gemerkt." sprach ich leise und schluckte schwer. Louis sah mich an, als würde er warten, bis ich weiter erzählen würde.
„Und dann kam auch schon die erste Chemo. Einen Tag darauf musste ich meine Haare abrasieren. Die restlichen fünf Monate habe ich dann im Krankenhaus verbracht. Dann kam meine Cousine mit Wehen ins Krankenhaus und wenig später kam Mia, ihre Tochter auf die Welt. An dem Tag habe ich dann erfahren, dass ich den Krebs besiegt habe." Bei der Erinnerung wurden meine Augen wieder glasig und ein Lächeln machte sich in meinem Gesicht breit. Louis rückte etwas näher und drückte mich sanft in eine Umarmung. Ein halbes Jahr hatte ich diese Nähe so sehr vermisst. Ein halbes Jahr hatte ich mich nach dieser Umarmung gesehnt...
„Warum hast du so viel bei der Tour getrunken?" fragte ich und löste mich von der Umarmung. Louis senkte seinen Blick und spielte nervös mit seinen Fingern.

„Ich habe das nicht mehr ausgehalten. Ich wollte einfach auf andere Gedanken kommen..." sprach er so leise, dass ich es kaum verstehen konnte.

„Du hast wegen mir so viel getrunken?" fragte ich schockiert. Er nickte als Antwort nur. Ich schluckte schwer und konnte es nicht ganz fassen. So unwichtig konnte ich ihm dann wohl doch nicht sein, wie ich immer dachte. Noch mehr Schuldgefühle breiteten sich in mir aus. Dieser scheiß Krebs hatte alles zerstört und ich war auch noch schuld an dem ganzen Drama.
„Es tut mir so leid, Lou..." flüsterte ich. Ich hatte mich in diesem Moment wie das letzte Stück Dreck gefühlt.

„Nein, Harry. Es ist okay. Gib dir dafür keine Schuld. Hauptsache wir haben uns jetzt ausgesprochen und du bist wieder auf dem Weg zur Besserung." Er hielt beruhigend meine Hände in den seinen. Allein diese kleine Berührung reichte aus, um mich zum glücklichsten Menschen dieser Welt zu machen.

„Trinkst du immer noch?" Louis schüttelte zögerlich. Ich runzelte meine Stirn, denn aus dieser Geste wurde ich nicht wirklich schlau.
„Ja oder nein?"

„Ja... nein... manchmal. Während der Tour wurde mir das Ganze einfach zu viel, da bin ich dann irgendwie abgerutscht. Aber ich gebe mein Bestes. Wirklich..." antwortete er nun.

„Okay." Ich lächelte ihn an, denn ich wusste, dass Vorwürfe hier total falsch waren. Er hatte mir schließlich auch nicht die Schuld für alles gegeben, wofür ich ihm wirklich dankbar war.

„Harry, ich bin für dich da. Wenn das nächste Mal etwas passiert, sag mir bitte Bescheid. Ich kann dich nicht noch einmal verlieren... und wenn dir etwas auf dem Herzen liegt, sprich das sofort an. Gute Kommunikation ist alles. Okay?" sagte er und sprach immer leiser.

„Versprochen." antwortete ich nickend.

„Willst du einen Tee?" änderte Louis das Thema.

„Gerne." antwortete ich, woraufhin er aufstand und in die Küche lief. Seine Wärme war plötzlich verschwunden und in diesen paar Sekunden fehlte er mir schon. Wie schaffte es dieser Mann nur, dass ich so verrückt nach ihm war?

Nach kurzer Zeit kam er auch mit zwei Blumenverzierten Tassen zurück. Meine Mundwinkel schossen augenblicklich in die Höhe, als ich erkannte, dass auf meiner Tasse Sonnenblumen abgebildet waren.

„Wollen wir einen Film schauen?" fragte Louis und setzte sich neben mich. Ich nickte. Also schaltete er auf Netflix und suchte einen Film heraus. Die Tassen standen vor uns auf dem Tisch. Er nahm die Decke neben sich und schmiss sie über uns. Nun war die Atmosphäre mehr als perfekt.

Nach etwa der Hälfte des Films wurden meine Augenlider schwer und ich hatte Mühe, wach zu bleiben. Louis schien das gemerkt zu haben, denn er legte seinen Arm an meine Hüfte. Die Berührung ließ mich kurz aufzucken. Es war ungewohnt, nach einer so langen Zeit einem Menschen wieder so nahe zu sein und vor allem, weil ich mich alles andere als wohl fühlte in meinem Körper. Ich hatte Angst, er würde meine Rippen spüren.

„Alles okay?" fragte er besorgt. Ich nickte und legte meinen Kopf auf seine Oberschenkel. Dies war auch vermutlich sein Ziel gewesen, als er bemerkte, dass ich müde war. Seine Nähe tat mir so unglaublich gut.
Nach kurzer Zeit schlief ich auch ein. Der Rest der Welt war mir in diesem Moment egal.

Das unfassbar unangenehme Klingeln meines Weckers riss mich aus meinen Schlaf. Warte... Wo war ich? Als ich mich umsah, bemerkte ich eine Person neben mir schlafend. Louis? Plötzlich kamen die Erinnerungen von letztem Abend hoch. Er hatte mich zum Essen eingeladen und ich bin einfach eingeschlafen. Wie konnte das nur passieren?

Müde stand ich auf und versuchte, Louis dabei nicht zu wecken. Ich schnappte mir mein Handy und meine Schlüssel und verließ leise das Haus. Schnell tippte ich noch eine Nachricht ein, damit sich Louis keine Gedanken machen würde.

Ich bin Arbeiten." schickte ich ab und stieg in mein Auto. Zu Hause putzte ich mir noch schnell meine Zähne. Für frühstücken blieb mir keine Zeit mehr.
Bei der Arbeit angekommen bereitete ich alles wie gewohnt vor und schaltete mir Musik an.
Pünktlich um acht Uhr schloss ich den Laden auf. Morgens hatte ich normalerweise immer sehr wenige Kunden, also band ich in der Zwischenzeit neue Sträuße. Wie sehr ich diese Arbeit nur vermisst habe...

𝚂𝚞𝚗𝚏𝚕𝚘𝚠𝚎𝚛 ~ Larry Stylinson Where stories live. Discover now