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Leukämie? Ich habe Leukämie?
Plötzlich wurde mir kotzübel und alles verschwamm. Ich merkte nur noch, wie der Arzt mir ein Glas Wasser hin hielt. Nach einigen Minuten wurde es etwas besser und Dr. Horan stellte sich vor mich.

„Ihr Krebs ist schon etwas fortgeschrittener. Deshalb sollten wir schnellst möglichst mit der Chemo beginnen. Allerdings müssen wir noch ein paar Dinge besprechen. Ich werde in etwa einer halben Stunde wieder kommen." sagte er mit einer beruhigenden Stimme und verließ zusammen mit dem anderen Arzt das Zimmer.
Leukämie. Leukämie. Krebs...
Mein Gehirn konnte diese Information überhaupt nicht verarbeiten.
Louis! Er fiel mir plötzlich ein. Ich wollte ihn auf keinen Fall darüber informieren. Er hatte schon ein gestresstes Leben, das musste ich nicht auch noch unterstützen. Ich werde das doch bestimmt irgendwie schaffen. Oder? Ich habe ja noch Emily. Ich wollte ihm keine Last sein. In ein paar Tagen beginnt doch schon seine nächste Tour. Da könnte er das alles nun wirklich nicht gebrauchen. Scheiße, aber ich liebe ihn, verdammt!
Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als sich die Tür des Zimmers öffnete.

„Harry." sprach Louis besorgt.
„Was hat der Arzt gesagt?" fügte er hinzu und setzte sich neben mein Bett auf einen Stuhl. Ein Deja Vu überrollte meine Gedanken.

„Es war nur einfaches Nasenbluten. Irgendwie ist eine kleine Ader geplatzt, deshalb hat es nicht aufgehört, zu bluten." sprach ich, während mein Mund immer trockener wurde.
„Danke, Louis. Aber du kannst jetzt gehen. Übermorgen ist Weihnachten. Verbring schöne Tage mit deiner Familie." sagte ich und zwang mir ein Lächeln auf.

„Wann kannst du gehen?" fragte er erfreut von den guten Nachrichten.

„Weiß nicht. Die müssen noch ein paar Dinge besprechen, dann kann ich gehen. Meine Cousine holt mich dann ab. Also du kannst wirklich ohne ein schlechtes Gewissen nach Hause." machte ich ihm weis.

„Du rufst an, wenn was ist, ja?"

„Ja. Danke..." sprach ich und wollte einfach nur alleine sein.

„Wo ist dein Handy?"

„In meiner Jackentasche." antwortete ich, welche sich auf dem Stuhl nehmen ihm befand.

„Passwort?" fragte er und hielt mir mein Handy hin. Verwirrt tippte ich meinen Code ein. Den Geburtstag meiner Mutter. Dann überreichte ich es wieder Louis und er tippte etwas ein, nichts ahnend, was er gerade tat.

„Du hast jetzt meine Nummer. Ruf mich heute Abend an." sagte er, gab mir einen kurzen Kuss, und verließ daraufhin das Zimmer.
Als er die Tür hinter sich schloss, schluchzte ich ungewollt laut auf und ein Fluss von Tränen rollte meine Wangen hinab. Die ganze Welt um mich herum stürzte förmlich ein. Bis jetzt lief doch alles so perfekt. Ich wusste, dass die nächsten Monate sehr hart werden würden und ich wusste auch, dass ich den Schmerz nicht mit Louis teilen wollte. Das konnte ich ihm einfach nicht antun.
Ein Klopfen an der Tür ertönte, weshalb ich schnell meine Tränen weg wischte. Vergebens.

„So, Mr. Styles." sprach er und blickte mich an.
„Ich weiß, dass das alles so plötzlich kommt und nicht einfach für Sie ist. Sie müssen jetzt stark sein. Sie haben wirklich gute Chancen. Trotzdem wird das alles, was auf Sie zu kommt, nicht einfach. Glauben Sie mir, mit Menschen, die für Sie da sind, wird die Zeit um einiges ertragbarer. Trotzdem müssen wir jetzt alle Formulare ausfüllen, wenn Sie bereit dazu sind." Dr. Horan war wirklich einfühlsam. Verstehend nickte ich nur.
Nach endlosen Stunden war endlich alles erledigt. Ich wurde in die Onkologie umstationiert und mittlerweile war es schon Abend. Es war Abend...
Ich sollte doch Louis anrufen. Ich sollte es schnell hinter mir bringen. Also schaltete ich mein Handy an und tippte auf den Kontakt. Er hatte sich als 'Lou' eingespeichert, was mich zum Lächeln brachte.
Nach zwei Freizeichen hob er auch schon ab.

„Ja?" ertönte seine Stimme, die alle Anspannung in mir löste.

„Louis..." flüsterte ich völlig verloren in meinen Gedanken.

„Ah, Harry du bist es. Schön, dass du anrufst. Bist du schon zu Hause?" fragte er. Bin ich schon zu Hause? Was sollte ich darauf denn bitte antworten. Nach einigen Sekunden Pause sprach ich auch endlich.

„Ja... ja. Emily hat mich vorhin abgeholt, aber ich geh' gleich schon schlafen. Der Tag war wirklich anstrengend." sprach ich schnell, aus Hoffnung, er würde gleich auflegen.

„Okay. Dann will ich mal nicht weiter stören. Schlaf gut und träum was schönes." sagte er, wobei ich ein Lächeln heraushören konnte.

„Du auch." antwortete ich und legte schnell auf. Ich legte mein Handy auf den Nachttisch und atmete einmal tief ein. Wie soll das denn alles weitergehen? Ich wollte bei Louis sein, aber ich wollte auch nicht, dass er sein Leben für mich auf den Kopf stellen musste. Louis würde sowieso in ein paar Tagen für ein halbes Jahr auf Tour gehen, da hatte ich dann genug Zeit, um darüber nachzudenken und vielleicht komme ich ja drum rum, ihm alles zu erzählen.

Das laute Klopfen weckte mich und ein Team von Ärzten, inklusive Assistenzärzten, betraten das Zimmer.

„Guten Morgen Mr. Styles. Wie geht es Ihnen heute?" fragte ein, mir unbekannter Arzt. Wie es mir geht? Wie soll es mir denn bitte gehen, nach der Diagnose Krebs? Ich fragte mich wirklich, was er sich dabei dachte.

„Gut. Mir geht's gut." antwortete ich unehrlich. Doch ich hatte keine Lust, auf Gespräche. Ich wollte alleine sein. Als das Team mein Zimmer nach der Visite endlich verließ, wollte ich noch ein wenig schlafen. Ein weiteres Klopfen gab mir dazu jedoch keine Chance. Dr. Horan betrat das Zimmer, was mich ehrlich gesagt etwas freute, aber dennoch auch Angst machte.

„Guten Morgen." sprach er, ohne mir diese banale Frage zu stellen, wie es mir gehen würde.

„Heute ist Ihre erste Chemo. Um 14:00 Uhr holt Sie eine Krankenschwester ab." informierte er mich und verschwand daraufhin auch wieder aus der Tür.
Chemo...
Meine erste Chemotherapie. Das hörte sich alles so unreal an. Ich fühlte mich wie in einem falschen und extrem schlechten Film. Plötzlich erklang das Klingeln meines Handys. Es war Emily.

„Harry?" schrie sie schon fast, noch bevor ich überhaupt zu Wort kommen konnte.

„Ja?" fragte ich überrascht.

„Bist du zu Hause? Ich muss dir was erzählen?" sprach sie, wobei ich hörte, wie sie ihre Tränen verkneifen musste. Emily wollte ich nichts verheimlichen. Sie war schon seit klein auf ein Teil meines Lebens und war immer für mich da. Sie würde mich in der Zeit auch sicher nicht im Stich lassen.

„Nein... Emily, ich bin im Krankenhaus." antwortete ich mit Tränen in den Augen.

„Im Krankenhaus? Warum das denn?" fragte sie schockiert.
„Harry, ich stehe gerade vor deiner Tür. In welchem Krankenhaus bist du?"

„Ich schick' dir gleich die Adresse." antwortete ich. Daraufhin hörte ich nichts mehr. Sie hatte aufgelegt. Insgeheim hatte ich gehofft, dass Emily zu mir kommen würde, denn ich brauchte wirklich einen Ansprechpartner und eine Umarmung würde mir auch gut tun.
Wenig später platzte sie auch tatsächlich in mein Zimmer herein.

„Harry!" schrie sie und zog mich in eine Umarmung. Die hatte ich wirklich gebraucht.
„Was ist passiert?" fragte sie und löste sich von mir. Tränen sammelten sich in meinen Augen. Ich versuchte, sie weg zu blinzeln, aber es ging nicht. Eine Träne nach der anderen rollte meine Wange herunter.

„Emily..." schluchzte ich.
„Ich... Ich habe... Ich habe Krebs." Ich fiel in ihre Arme und durchnässte ihre weiße Bluse.

„Was?" fragte sie ungläubig, während sich ebenfalls Tränen in ihren Augen bildeten.

„Was wolltest du mir erzählen, Emi?" fragte ich.

„Ich bin schwanger." sagte sie, ohne Freude in ihrem Gesicht zu zeigen, oder auch nur eine kleinste Emotion zu erkennen.

„Oh mein Gott, was?" schrie ich. Alle Trauer war mit einem Schlag verschwunden.

𝚂𝚞𝚗𝚏𝚕𝚘𝚠𝚎𝚛 ~ Larry Stylinson Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt