69~Farbe

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„Harry?" rief die Stimme meines Freundes verzweifelt auf dem Kinderzimmer. Sofort eilte ich die Treppen hinauf, um danach in ein lautes Lachen zu fallen.

„Wie hast du das denn hinbekommen?" schmunzelte ich, während ich das Klebeband von Louis' Körper entfernte. Dieser machte nur eine beleidigte Schnute und lief leicht rot an.

„Ich wollte nur die Leisten abkleben." Ich musste einfach lachen, woraufhin Louis mir spielerisch gegen den Arm haute.

„Du kannst dich auch selbst befreien." sagte ich ironisch und ließ von ihm ab.

„Okay, okay. Tut mir leid." antwortete er theatralisch und kam mir wieder einen Schritt näher. Dieses Lächeln in meinem Gesicht wollte einfach nicht verschwinden, es sah einfach zu lustig aus.
„Kannst du mal aufhören, mich wie ein Honigkuchenpferd anzugrinsen. Hab' ja kapiert, dass ich zu dumm dafür bin." Ich legte meine Hände sanft auf seine Wange und gab ihm einen unschuldigen Kuss.

„Wir machen das jetzt gemeinsam. Zusammen macht es sowieso viel mehr Spaß." Auch mein Freund musste schließlich lächeln und nach ein paar Sekunden war er auch schon von dem ganzen Klebeband befreit.

„Danke." murmelte er verlegen vor sich hin. Ich musste dabei allerdings nur über die Tollpatschigkeit meines Freundes schmunzeln.

„Ich klebe alles ab und du trägt die Möbel raus, okay?" Louis nickte und machte sich gleich daran, das Bett aus dem Zimmer zu tragen. Es sollte schließlich nicht unbedingt mit Farbe bekleckert werden.

Nach einer gefühlten Ewigkeit war das Zimmer vollständig abgeklebt, sodass nur noch die Wände zum Streichen frei waren. Also zog ich mir schnell alte Klamotten über und mischte die Farbe. Am Ende kam ein helles Pastelgelb heraus und ich war mehr als zufrieden mit dem Farbton. Zeitgleich tunkten Louis und ich mit den Rollen in die Farbe und setzten an der Wand an.

„Willst du dir nicht etwas Altes anziehen?" fragte ich, als ich erkannte, dass er einen Adidas Pullover und die passende Jogginghose dazu trug.

„Wird schon nicht dreckig." antwortete er schulterzuckend und strich weiter die Wand. Ich war mir zwar sicher, dass seine Klamotten nicht ohne mindestens einen Fleck herauskommen würden, aber das sollte er schließlich selbst entscheiden.

„Du hast da Farbe im Gesicht." sprach mein Freund, nachdem wir schon die halbe Wand gestrichen hatten. Ich versuchte, mit meinem Handrücken den Farbfleck zu erwischen, jedoch war meine Hand immer sauber, was darauf hindeutete, dass ich ihn nicht bekommen konnte.
„Warte, lass mich dir helfen." Ich sah ihn an und plötzlich holte er aus und ein fetter Spritzer Farbe landete in meinem Gesicht.

„Hast du nicht gemacht." flüsterte ich mit geschlossenen Augen.
„Na warte!" Ich tunkte meinen Pinsel in die Farbe und spritzte die eben aufgenommene Farbe auf meinen Freund.

„Mein Pullover!" rief er und betrachtete das Kunstwerk auf seinem Stück Stoff.

„Hättest halt auf mich hören sollen, dass du dir hättest alte Klamotten anziehen sollen." sagte ich, zuckte einmal mit den Schultern und tunkte erneut in die Farbe, die allerdings dieses Mal auf der Wand landen sollte. Als ich jedoch spürte, wie er mich zum zweiten Mal mit der gelben Farbe gespritzte, tat ich es ihm gleich, sodass wir nach wenigen Minuten wie kleine Kinder eine Farbschlacht verursachten und eher den Minions glichen, als zwei Menschen.

„Ok reicht! Wir wollten doch einfach streichen, wie es normale Menschen tun!" sagte ich lachend und hielt mir meine Arme beschützerisch über meinen Bauch, da dieser schon schmerzte.

„Normal ist langweilig." Er malte sich mit dem Pinsel seine Hand an und erinnerte mich in diesem Moment eher an ein Kindergartenkind, als an einen erwachsenen Mann. Was hatte er denn jetzt bitte vor?
„Die Wand können wir weiß lassen und dafür unsere Handabdrücke an die Wand machen." sagte er und deutete mit einer Kopfbewegung auf die, noch blanke, Wand. Ich war tatsächlich begeistert von seiner Idee und setzte mich zu ihm, um auch meine Hand zu bepinseln.
Zeitgleich drückten wir unsere Hände nebeneinander an die Wand. Stolz betrachteten wir unser Kunstwerk, welches erstaunlich gut geworden war.

„Jetzt fehlt nur noch Mia." sagte ich und ging ins Badezimmer, um mich zu säubern.

„Ach guten Morgen, mein Spätzchen." Mia lag wach unter ihrem Spieltrapetz und spielte mit den Tieren, die über ihr hangen. Ich verteilte ein paar Küsse auf ihrer Wange, während sie kicherte, und hob sie schließlich sanft an, um in ihr Kinderzimmer zu gehen. Louis bemalte ihr kleine Hand, während ich sie hielt und anschließend drückten wir diese leicht gegen die Wand, zwischen den Abdrücken von Louis und mir.

„Es ist perfekt." sprach mein Freund meine Gedanken aus, als wir uns einen Schritt von der Wand entfernten. Da konnte ich ihm auch nur zustimmen und auch Mia grinste glücklich vor sich hin. Es sah wirklich süß aus.

Während Louis die letzten zwei Stunden mit Mia spielte, strich ich das Zimmer zu Ende und war mehr als erleichtert, als es endlich fertig war. Ich entfernte die Folie, welche aufgrund unserer kleinen Schlacht voller Farbe war, und machte das Klebeband ab. Die Möbel, welche zum Glück nicht sonderlich schwer waren, stellte ich zurück an ihre Ausgangsstellung und pünktlich zur Dämmerung war das Zimmer fertig. Ich war wirklich zufrieden mit dem Ergebnis und hoffte, dass auch Mia sich darin wohl fühlen würde.
Ich ging in das Wohnzimmer, um zu sehen was meine zwei Lieblingsmenschen taten. Louis lag auf dem Boden und Mia saß auf seiner Hüfte, während sie albern herum lachte und mit seiner Nase spielte. Bei diesem Anblick schossen meine Mundwinkel sofort unbewusst in die Höhe. Die beiden waren meine Familie und es gab nichts mehr, was mir das nehmen konnte.

„Das Zimmer ist fertig." sagte ich immer noch lächelnd und unterbrach so die Zweisamkeit der beiden.

„Hast du gehört, Mia? Papa hat dein Zimmer fertig gestrichen." Papa? Hatte er gerade Papa gesagt? Unkontrolliert stiegen Tränen in meine Augen und das Bild vor mir verschwamm. Für andere Familien mag das selbstverständlich sein, aber für mich bedeutete dieses 'Papa' die Welt.

„Harry?" Er sprang auf, setzte Mia auf die Couch und sah mich besorgt an.
„Was ist passiert?"

„Du hast Papa gesagt." lächelte ich und spürte, wie mir eine Träne die Wange herunter kullerte. Er schlug seine Hand vor den Mund und machte große Augen.

„Das war gar nicht mit Absicht." lachte er nun und legte seine Lippen sanft auf meine. Dabei schmeckte ich den Salz meiner Träne heraus, was natürlich eine Freudenträne war.

„Danke Lou." hauchte ich gegen seinen Nacken, als ich ihn in meine Arme nahm.

„Komm, ich will das Zimmer sehen." Er löste sich aus der Umarmung und nahm Mia auf seinen Arm. Dann nahm er meine Hand in seine und zog mich mit sich.
„Wow." hauchte er und betrat das frisch gestrichene Zimmer.
„Es ist wunderschön geworden." Ich nahm ihm Mia ab, damit er sich genauer umsehen konnte. Sie hatte jedoch andere Pläne und wollte direkt wieder heruntergelassen werden. Also setzte ich sie neben das Kinderbett auf den weichen Teppich und mich gleich zu ihr. Ich sah zu Louis, welcher lächelnd unsere Handabdrücke beobachtete, dann wieder zu Mia.
Ich traute meinen Augen nicht, als ich sah, wie sie eigenständig ein paar Schritte lief.

„Louis." hauchte ich leise, ohne die Aufmerksamkeit von Mia auf uns zu lenken.

„Oh mein Gott." flüsterte er und setzte sich neben mich. Mia verlor das Gleichgewicht und schwankte hin und her. Ich schaffte es jedoch noch rechtzeitig, sie zu halten und ließ sie anschließend wieder los, nachdem sie ihren Halt wieder bekommen hatte.

„Komm zu mir, mein Spätzchen." sagte ich fröhlich und hielt ihr meine Arme entgegen. Sie setzte tatsächlich wieder einen Schritt nach den anderen und als sie meine Hände erreichte, nahm ich sie glücklich in meine Arme und küsste sie überall in ihrem Gesicht.
„Du bist deine ersten Schritte gelaufen!" Überglücklich nahm auch Louis sie in den Arm und quiekte fröhlich vor sich hin. Mia lachte nur wie eine Verrückte und klatschte immer wieder leicht gegen die Wange meines Freundes.

𝚂𝚞𝚗𝚏𝚕𝚘𝚠𝚎𝚛 ~ Larry Stylinson Where stories live. Discover now