11. Tᴀɢ, Nᴀᴄʜᴍɪᴛᴛᴀɢ - Dᴜsᴄʜᴇ

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„Sometimes all I think about is you. Late nights in the middle of June" - Heat Waves, Glass Animals

Das Wasser trommelt in einem stetigen Rhythmus auf meine Haut und ich schließe gerade entspannt die Augen, als ich glaube, ein Geräusch gehört zu haben, und lauschend den Wasserhahn abdrehe.

Erneut klopft es und ich wickle mir schnell ein Handtuch um die Hüften und tapse barfuß quer durch mein Zimmer, um die Tür einen Spalt zu öffnen.

„Hi", sagt Louis, der noch immer seine Badehose trägt und lächelt mich unsicher an. „Darf ich reinkommen?"

Nach kurzem Abwägen, ob ich ihn abweisen soll oder nicht, gehe ich zur Seite und lasse ihn eintreten, auch wenn ich nicht sicher bin, ob das so klug ist.

„Danny führt sich unten auf wie ein Kleinkind, dem man den Lolli weggenommen hat. Es war gerade jemand vom Produktionsteam hier. Sie überlegen wohl, ihn aus der Show zu nehmen, weil sie rassistischen Kommentaren keine Plattform geben wollen. Aber das würde das ganze System mit den Tanzpartnern durcheinander bringen und Danny sorgt anscheinend für eine Menge Einschaltquoten mit seiner streitlustigen Art und ich glaube jetzt versuchen sie, eine andere Lösung zu finden."

„Also werden sie es ihm im Endeffekt einfach durchgehen lassen?", frage ich ungläubig und Louis zuckt die Schultern, wobei sein Blick auf dem Handtuch liegt.

„Vermutlich. Aber mal sehen."

„Danke, dass du dich für Zayn eingesetzt hast", sage ich nach kurzem Schweigen und er sieht mir wieder ins Gesicht und winkt ab.

„Das war selbstverständlich."

„Eigentlich nicht. Also, danke."

„Gerne", erwidert er und lächelt mich an. „Tut mir leid, dass wir beim Wasserball mit Abstand verloren haben. Ich bin Tänzer, kein Basketballspieler."

„Das ist mir doch egal", lache ich und mache einen Schritt zur Seite, als ich bemerke, dass sich um meine Füße schon eine kleine Pfütze gebildet hat. „Eigentlich war ich noch nicht fertig mit Duschen."

„Ich will dich nicht aufhalten." Louis' blaue Augen bohren sich tief in mich und ich wende mit einem Räuspern den Blick ab, weil mein Puls ein ungesundes Ausmaß erreicht, wenn er mich so ansieht.

„Okay, dann... gehe ich mal", verkünde ich und er nickt meine Worte ab.

„Gibst du mir noch ein Handtuch, dann wische ich deine Wasserspur auf, die du hier hinterlassen hast", bietet er an und folgt mir ins Badezimmer, wo ich ihm ein kleines, beiges Handtuch reiche.

Tief durchatmend lehne ich die Tür an und steige zurück in die Dusche ohne den Vorhang zuzuziehen, während er draußen den Boden wischt. Immer wieder huscht mein Blick hinüber auf das Holz, das mir die Sicht versperrt, und ich versuche über das Prasseln des Wassers zu hören, ob er noch da oder schon längst gegangen ist.

„Harry?", vernehme ich nach einer Weile seine gedämpfte Stimme. „Wo soll ich das Handtuch hinlegen?"

,Ich werde es in den Wäschekorb geben, leg es einfach vor die Tür', will ich antworten, doch ich bleibe stumm.

„Harry?"

„In den Wäschekorb", sage ich schließlich laut und schließe nervös für ein paar Sekunden die Augen.

Da die Aufteilung und Ausstattung bei seinem Zimmer, soweit ich das gesehen habe, gleich ist wie bei meinem, weiß er genau so gut wie ich, dass das quasi eine Einladung gewesen ist, hereinzukommen, denn der Korb steht neben dem Waschbecken.

Auf der anderen Seite der Tür bleibt es zuerst ruhig, doch dann schwingt sie lautlos auf und Louis betritt das Badezimmer, wo er, ohne mich großartig zu beachten, das Handtuch in den Wäschekorb gibt, wie ich es ihm aufgetragen habe.

„Danke", bringe ich mit trockener Kehle heraus und nun sieht er doch zu mir herüber.

„Du machst schon wieder den Boden nass", sagt er mit einem tadelnden Unterton, der mir einen Schauer über den Rücken jagt. „Wozu gibt es denn einen Duschvorhang?"

Als hätte er mit einem aufmüpfigen Kind zu tun, schüttelt er den Kopf und kommt herüber, um den Vorhang vorzuziehen und dabei wie zufällig zu mir in die Dusche zu steigen.

Auch wenn er diesmal nicht fragt, wirft er mir doch einen prüfenden Blick zu, um festzustellen, ob mir sein Verhalten recht ist.

Und ich bin so dumm und tue nichts, was ihn aufhalten könnte. Die Verliebtheit, oder zumindest das verhängnisvolle Gefühl der Zuneigung ihm gegenüber, hält mich davon ab, etwas anderes zustande zu bringen, als schweigend dazustehen und ihn, einem Herzinfarkt nahe, anzustarren.

„Du...", beginnt er und sein Blick huscht über mich, bis er an der Stelle hängen bleibt, die zuvor noch von einem Handtuch bedeckt gewesen ist.

Mit einem lauten Räuspern zwingt er sich, wieder hochzuschauen, und macht einen kleinen Schritt auf mich zu, wodurch er nun ebenfalls etwas von dem Wasser, das aus dem Duschkopf auf uns hinunterregnet, abbekommt.

„Du bist alles, an was ich denken an", vollendet er seinen Satz und schluckt. „Und ich will mich bessern. Ich versuche es wirklich. Du bist mir nicht peinlich und du hast Recht, du verdienst es nicht, ein Geheimnis zu sein. Du verdienst jemanden, der stolz darauf ist, dich an seiner Seite zu haben, und der der ganzen Welt erzählen will, was für ein Glück er mit dir hat."

Ich finde keine Worte, um zu beschreiben, was das Gesagte gerade in mir auslöst, und so blinzle ich ihn bloß mit einem vermutlich ziemlich dümmlichen Gesichtsausdruck an, während eine Kolonie Schmetterlinge durch meinen gesamten Körper flattert.

„Ich werde mich von Danny abkapseln und auch  den Kontakt zu Liam reduzieren, sollte er an seinem Weltbild festhalten."

„Ich...", setze ich an und schüttle wie in Zeitlupe den Kopf. „Ich will aber nicht, dass du jetzt in einer Nacht- und Nebelaktion etwas tust, wofür du mich morgen vielleicht hasst."

„Ich könnte dich nicht hassen. Und das ist auch keine Nacht- und Nebelaktion, das ist wohl durchdacht und das einzig Richtige. Du bist es mir allemal wert, Freunde hinzuschmeißen, die sich verhalten wie die beiden. Es tut mir leid, dass ich das erst so spät erkenne."

„Ich weiß nicht, was ich sagen soll", erwidere ich mit zittriger Stimme und halte die Luft für einen Augenblick an, weil er nun so dicht zu mir tritt, dass ich ihn überall auf meiner Haut spüre.

„Du musst nichts sagen", murmelt er und streicht mir eine nasse Haarsträhne hinters Ohr. „Gib mir nur einen letzte Chance."

„Eine letzte?"

„Die allerletzte, ich verspreche, ich brauche nur noch diese eine", flüstert er und seine Lippen streifen meine sanft. „Es fällt mir schwer, mich völlig neu zu sortieren, und ich kann dir nicht sagen, dass ich schwul bin. Oder bi oder sonst irgendwas. Ich kann es dir nicht sagen, weil ich es einfach nicht weiß. Wenn es dir wichtig ist, werde ich versuchen, eine Antwort zu finden. Aber was ich dir mit Sicherheit sagen kann ist, dass du mir den ganzen Tag im Kopf herumspukst und mir genau so sehr Herzklopfen bescherst, wie ich dir."

Wie um seine Aussage zu beweisen, drückt er meine Hand auf seine Brust, in der sein Herz wie verrückt pocht.

„Aber wer oder was sagt mir, dass du mich vor den anderen nicht wieder links liegen lässt?"

„Ich sage es dir." Louis sieht mich eindringlich an und legt seine Hände an meine Wangen. „Ich verspreche es dir."

„Du versprichst es, obwohl jede Handlung und jedes Wort außerhalb unserer Zimmer aufgezeichnet und gesamt England präsentiert wird?", frage ich misstrauisch und er zögert tatsächlich einen Augenblick, doch dann nickt er bestätigend.

„Ich verspreche es, weil du es mir wert bist."

-

Was sagt ihr zu den Entwicklungen?

Auf bald,
Maybe

[1233 Wörter]

Golden || larry stylinson fanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt