4. ᴛᴀɢ, ᴍᴏʀɢᴇɴ - ғʀüʜsᴛüᴄᴋ

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"Do I need to lie to make my way in life?" - Are You Satisfied?, Marina

Blinzelnd und mit unangenehm trockenem Hals hebe ich bei lautem Lachen den Kopf und sehe mich mit einem Halbkreis aus Menschen konfrontiert, die wenige Schritte entfernt stehen und mich anstarren.

Orientierungslos schaue ich mich um und begreife erst nach und nach, dass ich auf der Liege eingeschlafen sein muss.

"Was habt ihr denn da? Ein Pool-Date?", zieht Liam über Louis, der sich gerade verschlafen übers Gesicht reibt, und mich her.

"So ein Schwachsinn", ärgert sich mein Tanzpartner und setzt sich mit einem Gähnen auf. "Habt ihr denn nichts Besseres zu tun, als hier herumzustehen und uns anzugaffen?"

"Ich wusste gar nicht, dass du jetzt schon neben Männern schläfst. Bist du durch eine gewisse Gesellschaft zum Schwanzlutscher geworden?", macht sich Danny mit einem eindeutig abfälligen Unterton lustig und trifft damit bei Louis wohl einen Nerv, denn dieser schnaubt als wäre das absolut lächerlich und abartig. Keine Sekunde später huscht sein Blick jedoch mit zerknirschtem Gesichtsausdruck zu mir, aber er sagt nichts und so stehe ich mit einem unangenehmen Ziehen in der Brust auf und schiebe mich durch die Schaulustigen, um einfach schnell ins Haus zu kommen.

Am Vortag noch scheint er seinen Horizont erweitern zu wollen und hält mich wegen Leuten im Arm, die sich benehmen wie er, und dann zeigt er mir, dass er wohl doch einfach zu eingefahren in alte Verhaltensmuster ist.

Er verwirrt mich, weil er wirklich lustig und nett sein kann, wenn wir alleine sind, doch in Gesellschaft ist und bleibt er der Louis, den ich nicht sonderlich mag.

Zayn kommt gerade mit zerzausten Haaren die Treppe hinunter, als ich die Villa betrete und schenkt mir ein breites Lächeln.

"Guten Morgen, wo kommst du denn her? Vom Pool?", fragt er gut gelaunt und ich wünsche mir plötzlich, dass Louis ein bisschen mehr wie der Schwarzhaarige sein kann. Ein bisschen selbstbewusster und offener. Ein bisschen mehr auf die Meinung anderer pfeifen und ein bisschen weniger peinlich berührt sein, wenn er mit mir gesehen wird.

Es ist unangenehm zu wissen, dass sich jemand für einen schämt, und ich weiß es sehr zu schätzen, dass Zayn so sicher mit seiner Sexualität und sich selbst ist, dass er sich aus den missgünstigen Blicken und Kommentaren anderer nicht so viel macht.

"Ich habe mit Louis beim Pool geschlafen."

"Du hast mit Louis geschlafen?", wiederholt er mit Augen groß wie Teller und ihm klappt der Mund auf.

"Ich... was? Nein, beim Pool. Auf den Liegen. Wir waren gestern lange auf und haben gesprochen. Wir müssen eingeschlafen sein."

"Oh", macht er amüsiert. "Ich dachte schon, ich habe etwas verpasst."

"Hast du tatsächlich. Louis hat sich gestern für meine Sexualität und den Grund meines Kleidungsstils interessiert. Aber jetzt ist er wieder wie vorher."

"Dann hatte er gestern wohl einen lichten Tag. Er ist nach der Auseinandersetzung mit Danny zu mir gekommen und wollte wissen, ob mit mir alles okay ist."

"Ja, das hat er erwähnt. Ich dachte, er ist vielleicht anders als gedacht, aber jetzt zweifle ich das schon wieder an."

"Einmal nett sein macht einen eben auch nicht plötzlich zu einem tollen Mensch", erwidert Zayn und wird zum Ende hin leiser, weil die anderen, die sich zuvor beim Pool versammelt haben, jetzt hereinkommen.

In Laufe des Frühstücks, das ich inmitten von Willow und Zayn verbringe, wird immer deutlicher, dass die Nacht am Pool keine gute Idee gewesen ist. Einerseits weil Louis mich mit dem Arsch nicht ansieht und so tut, als wäre ich nicht bloß einen halben Meter entfernt. Andererseits weil ich mir ordentlich Halsweh und eine laufende Nase eingefangen habe.

"Kann mir jemand die Taschentücher dort drüben geben?", frage ich mit ungutem Gefühl in Richtung Danny, Liam und Louis, die sich gerade über bescheuerte Anmachsprüche austauschen, und mein Tanzpartner hebt sofort den Kopf. Er reicht mir die Taschentuchbox und hebt dabei fragend die Augenbrauen, weshalb ich beinahe humorlos gelacht hätte. Als würde er wollen, dass ich ihm jetzt vor allen mein Leid klage.

Nach dem Frühstück gehen alle ihres Weges und zu den Proben, nur Louis wäscht verdächtig lange das Geschirr ab, während ich die Küche nach Teebeuteln durchsuche.

"Hast du Schnupfen?", fragt er sobald wir völlig alleine sind und sieht mich von der Seite besorgt an.

"Und Halsschmerzen", erwidere ich knapp und öffne einen weiteren Hängeschrank.

"Ohje, das wollte ich nicht. Aber ich konnte ja nicht wissen, dass wir draußen einschafen", meint er entschuldigend und ich nicke bloß mit einem gekünstelt freundlichen Gesichtsausdruck.

Er greift nach einem Geschirrtuch und beginnt einen Teller abzutrocknen, doch er lässt mich dabei nicht aus den Augen. Als ich dann endlich eine Schachtel mit Teebeuteln gefunden habe, füllt er mir einfach ohne etwas zu sagen den Wasserkocher voll und schaltet ihn für mich ein, ehe er mir mit einem unsicheren Lächeln eine Tasse hinstellt.

"Bist du böse auf mich?", fragt er während wir wenig später darauf warten, dass der Tee fertig gezogen hat, und beißt sich auf die Lippe.

"Habe ich einen Grund dazu?", entgegne ich und gebe einen Löffel Zucker in mein Getränk.

"Vielleicht", meint er schulterzuckend und öffnet mir das Türchen zum Müll, der sich in dem Schrank unter der Spüle versteckt, damit ich den Beutel wegwerfen kann.

"Dann vielleicht", sage ich und will die Küche verlassen und alleine auf mein Zimmer gehen, doch er ist sofort hinter mir und verfolgt mich bis wir an meinem Ziel angekommen sind.

"Willst du das Training heute ausfallen lassen, weil du dich nicht gut fühlst?"

"So schlimm ist es auch nicht. Ich will mich nur kurz umziehen und etwas frisch machen." Mit einem Blick auf meine und seine Badehosen mache ich einen Schluck von meinem Tee.

"Soll ich hier warten?"

"Nein, du musst nicht hier herumstehen. Komm rein, wenn du möchtest."

Er möchte.
Mit einem leisen Seufzen lasse ich ihn eintreten und sehe ihm dabei zu, wie er sich wie so oft auf meinem Bett niederlässt.

"Wie beliebt denkst du sind wir beim Publikum?", fragt er und sieht neugierig zu mir, als ich meinen Kleiderschrank öffne.

"Das kann ich schwer einschätzen. Manche Leute mögen mich gerade deshalb, weil ich bin wie ich bin, und andere eben nicht. Und wieder anderen bin ich total egal. Wir werden es spätestens am Samstag merken. Was hast du denn für ein Gefühl?"

"Ich glaube, ich bin nicht so beliebt", sagt er ehrlich, legt den Kopf schräg und deutet mit dem Zeigefinger in meine Richtung. "Was ist das weiße Ding da?"

Ich drehe mich zum Schrank und nehme das Kleidungsstück heraus, auf das er zeigt. "Das? Ein Sommerkleid."

"Gefällt mir", sagt er und wirkt dabei aufrichtig. Er lächelt mich an und im ersten Moment überlege ich, ob er gerade so freundlich ist, um die Zuschauer davon zu überzeugen, dass er ein netter Kerl ist, doch dann fällt mir ein, dass er weiß, dass ich die Kameras schon am ersten Tag ausgeschaltet habe.

Aber wieso ist er dann jetzt so freundlich? Wieso wollte er gestern mit mir schwimmen gehen? Er will offensichtlich nicht mit mir befreundet sein, denn zu seinem Freundeskreis passe ich nicht dazu. Was also bezweckt er mit seinem Verhalten?

"Soll ich es anziehen?", stelle ich fragend in den Raum und wir sehen uns einen Moment einfach an. Es ist bereits das dritte Mal, dass er mir mehr oder weniger meine Kleidung aussucht und ich kann nicht leugnen, dass ich es irgendwie nett finde, dass er sich dafür interessiert, was ich anziehe.

"Wenn du magst", erwidert er und grinst mich dabei an, was mich fast vergessen lässt, dass ich nach seinem Verhalten am Morgen eigentlich nicht gut auf ihn zu sprechen bin.

-

Ohje, da hat sich Harry eine kleine Erkältung eingefangen.
Was haltet ihr von Louis' Verhalten? Und wieso benimmt er sich überhaupt so?

Habt einen schönen Tag
Maybe

[1295 Wörter]

Golden || larry stylinson fanfictionHikayelerin yaşadığı yer. Şimdi keşfedin