𝐊𝐚𝐩𝐢𝐭𝐞𝐥 𝟑

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Ich blickte in strahlend grüne Augen. Sie gehörten zu einer groß gewachsenen Frau, welche ein langes schwarzes Kleid trug. Ihre ebenfalls schwarzen Haare hatte sie zu einem strengen Dutt nach hinten gebunden. Vom Alter her, schätzte ich sie auf Anfang 50. Irgendwie schüchterte sie mich ein, denn ihre Ausstrahlung hatte etwas bedrohliches. „Ich dachte ihr holt sie erst in drei Tagen.", riss sie mich aus meinen Gedanken. „Ich weiß Mamá, aber als wir sie auf der Straße sahen, haben wir sie einfach direkt mitgenommen. Eine bessere Möglichkeit hätte es gar nicht geben können.", antwortete ihr einer der Jungs hinter mir. Sie ist also die Mutter der drei. Ich weiß zwar immer noch nicht, wer die Menschen hier alle sind und was ich hier mache, aber immerhin eine neue Erkenntnis.

„Verstehe, aber das nächste Mal haltet ihr euch an den Plan. Verstanden?", richtete sie sich nun an alle ihre Söhne. „Was denn für ein Plan?", fragte ich erschrocken. Hatten die etwa vorgehabt mich zu entführen? Klar, das hatten sie jetzt auch getan, aber wurde diese Entführung etwa geplant. Omg, ich wurde entführt. Erst jetzt realisierte ich richtig, was geschehen war. „Milo und Pablo, ihr kommt mit zu eurem Vater, damit wir noch was besprechen können. Thiago, du bringst derzeit das Mädchen nach oben in dein Zimmer.", riss mich die Frau erneut von meinen Gedanken los und ging gar nicht erst auf meine Frage ein.

Thiago packte mich am Arm und zerrte mich zur Treppe. Zwar drückte er nicht doll zu, trotzdem fühlte es sich unangenehm an. Zusammen gingen wir die Treppe hinauf.

Oben angekommen, liefen wir durch einen großen Flur. Am Ende des Flurs bogen wir zweimal nach rechts ab und hielten schließlich vor einer Tür. Dass das Haus groß sein würde, war mir von Anfang an klar gewesen, aber nun wusste ich, dass ich mich definitiv verlaufen würde. Thiago öffnete die Tür und wir traten hindurch. Der Raum war riesig. Rechts von mir erstreckte sich eine große Fensterfront, durch die man in einen Wald blicken konnte. Gegenüber von mir stand ein Bockspringbett mit schwarzer Bettwäsche. Links von mir befand sich eine schwarze Kommode, worüber ein Spiegel hing. Generell war der Raum eher schlicht und dunkel gehalten. Auf beiden Seiten neben dem Bett standen zwei Nachttische mit Lampen darauf. Über dem Bett hing ein gigantisches Bild, auf dem man einen Tiger erkennen konnte. Ansonsten hingen keine weitern Bilder mehr im Raum. Mein Blick schweifte weiter durch das Zimmer und hielt bei zwei Türen. Langsam lief ich auf sie zu und als bei ihnen ankam, öffnete ich die Erste. Ich trat in ein modernes Bad mit schwarzen Marmorfliesen hinein. Ich erkannte eine Regendusche, eine freistehende Badewanne, zwei Waschbecken, darunter einen länglichen Schrank und eine Toilette. Über den Waschbecken war ein riesiger Spiegel befestigt.

Als ich wieder hinaus ins Schlafzimmer trat, konnte ich Thiago nirgends erblicken. Also lief ich zur Zimmertür um ihn suchen zu gehen. Doch die Tür war verschlossen. Irgendjemand musste sie abgeschlossen haben, während ich im Badezimmer gewesen war. Das kann doch nicht deren Ernst sein, dachte ich. Erst entführen sie mich, dann bringen sie mich zu ihnen nach Hause und jetzt schließen sie mich in irgendein Schlafzimmer. Völlig verwirrt lief ich auf das Bett zu und legte mich mit drauf.

Eine ganze Weile lang, hatte ich an die Decke gestarrt, doch langsam wurde mir das zu langweilig. Also sprang ich vom Bett und lief in den Raum, den ich vorhin noch nicht erkundet hatte. Wie sich herausstellte, war es ein Ankleidezimmer. Rundherum standen Schränke und in der Mitte befand sich eine Kommodeninsel. Auf der einen Seite erkannte ich noch einen Spiegel. Ansonsten war auch dieser Raum sehr schlicht eingerichtet. Da ich nichts bessere zu tun hatte, öffnete ich einen Schrank nach dem anderen. In den ersten beiden befanden sich Männerklamotten wie Anzüge, Hemden, Jeans, T-Shirts, Hoddies, Jogginghose, Sportsachen und Socken. In zwei weiteren Schränken entdeckte ich weibliche Kleidung aller Art. In den letzten beiden standen Schuhen und vereinzelnd hingen Jacken auf der Kleiderstange. Da ich vermutete noch lange in diesen Zimmer eingesperrt zu sein, nahm ich mir eine schwarze Leggings und einen schwarzen Hoddie und zog beides an. Fertig umgezogen, lief ich wieder ins Hauptzimmer und legte mich aufs Bett. Ich war ganz schön geschafft, also schloss ich meine Augen und tauchte ab ins Land der Träume.


„Ins Land der Träume" klingt vielleicht ein bisschen komisch, aber ich wusste nicht, wie ich den Satz sonst beenden sollte. 😅

PS: Sorry, dass solange nichts kam,  aber mir haben einfach neue Ideen gefehlt und ich wusste nicht, was ich meinen vorhanden Ideen anfangen sollte.

Sánchez || Entführt oder gerettet?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt