𝐊𝐚𝐩𝐢𝐭𝐞𝐥 𝟑𝟖

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- 𝑵𝒆𝒂 -

Heute war der Tag der Anhörung. Die Stimmung war seit Tagen berückt und keiner sprach viel. Samt meiner Schwiegereltern, Schwager, Thiago, Eliana und ihren Brüdern lief ich in die Garage. Dort stiegen alle in verschiedene Autos und wir verließen nacheinander das Anwesen. Thiago, der in seinem schwarzen Anzug neben mir saß, blickte mit starrem Blick auf die Straße. Seit der letzten Woche hatte er immer wieder versucht mit mir zu reden, aber ich hatte jedes mal abgeblockt. Ich wollte nicht mit ihm sprechen. Nein, ich konnte es nicht. Sobald er vor mir auftauchte, bildeten sich Tränen in meinen Augen. Mich hatte die Unsicherheit übermannt. Ich zweifelte daran, dass alles gut gehen würde. Meine Eltern hatten gute Anwälte, das wusste ich und so leicht würde mein Vater sowieso nicht aufgeben. Normalerweise war ich ein Optimist, jedoch kreisten in meinem Kopf nur noch die schlimmsten Albträume.

Ich betrachtete mich im Seitenspiegel des Autos. Meine Wangen schienen blass, obwohl ich mich geschminkt hatte. Ich trug eine weiße Bluse, einen schwarzen Blazer und eine Faltenhose. Meine Haare waren in einem Zopf nach hinten gebunden. Gedankenverloren fiel mein Blick auf meinen Ehering. Meine Aussage vor Gericht stand auch noch nicht fest. Ich wollte mich nach meinem Bauchgefühl richten. Entweder würde ich die Sánchez' belasten und zugeben, dass ich zur Hochzeit gezwungen worden war oder ich würde meine neue Familie decken. Dem Richter erzählen, dass ich Thiago liebte und freiwillig geheiratet hatte. „Du weißt, ich habe mich noch nicht für eine Seite entschieden, aber ich möchte mich bei dir und deiner Familie bedanken. Für alles was ihr für mich getan habt.", sprach ich Thiago an, erhob meinen Blick jedoch nicht. Ich bemerkte, dass er erstaunt über meine plötzlichen Worte war. „Das ist selbstverständlich. Dafür musst du dich nicht bedanken.", gab er knapp zurück. Im Augenwinkel sah ich, wie er kurz zu mir herüber schaute.

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Vor dem Gericht hielten alle Wägen und wir stiegen aus. Thiago trat an meine Seite „Warum stehen vor dem Eingang so viele Fotografen?", flüsterte ich ihm panisch zu. „Dein Vater ist ein angesehener Geschäftsmann und auch meine Familie ist der Presse wohlbekannt. Keine Sorge, sie kennen uns nur wegen unseren Autohäusern, Firmen, etc.", beantwortete er mir die Frage und fügte hinzu: „Beantworte erstmal keine Fragen und bleibe nicht stehen." Und gleich darauf begann auch schon das Blitzlichtgewitter. 

„Mr. Sánchez, wie haben sie auf die Anklage reagiert?" „Glauben sie, dass sie gewinnen?" „Was sagt ihre Frau dazu?" „Mrs. Sánchez, auf wessen Seite stehen sie?" „Sind ihre Eltern enttäuscht von ihnen?" Von überall ertönten Fragen und ich bemühte mich, so schnell es ging ins Gebäude zu kommen. „Mr. Und Mrs. Sánchez werden nach der Anhörung bestimmt ein paar ihrer Fragen beantworten.", hörte ich Alejo sagen, ehe wir im Gericht verschwanden. 

Eine kleine ältere Frau begrüßte uns kurz und führte uns einen Flur entlang zum Gerichtsaal. Dort erblickte ich direkt meine Eltern und Mr. Smith, den Anwalt unsere Familie. Auch meine Tante und Onkel saßen im großen Raum und warfen mir nur eingeschnappte Blicke zu. Was machten denn die hier. Die Schwester meines Vaters konnte ich noch nie leiden. Als kleines Kind musste ich immer ihre kratzigen Blusen anziehen, die sie mir zum Geburtstag schenkte. Ich konnte mich noch genau darin erinnern, wie mein ganzer Körper gejuckt hatte.

„Nea, wir müssen uns setzten. Die Verhandlung beginnt jetzt.", riss Eliana mich aus meinen Gedanken und nahm meine Hand. Thiago gab mir noch einen flüchtigen Kuss auf den Mund, ehe er sich nach vorne auf seinen Platz neben Mr. Hiller, seinem Anwalt, begab. Seine Cousine zog mich mit zu unseren Plätzen und wir setzten uns.

Mittlerweile waren 3 Stunden vergangen. Die Anklage war verlesen worden, Mr. Smith und auch Mr. Hiller hatten sich für ihre Seiten geäußert und auch mein Vater hatte sich, im Gegensatz zu Thiago, zu Wort gemeldet. Die Zeugen waren darauf hingewiesen worden, die Wahrheit zu sagen, denn ansonsten würden sie sich strafbar machen.

„Mrs. Sánchez, bitte kommen sie nach vorne.", wurde ich nun vom Richter aufgerufen. Langsam erhob ich mich und lief konzentriert nach vorne. Dort nahm ich auf einem Stuhl platz und blickte erst zu meiner Mutter und danach zu Thiagos. Meine Mutter sah mich mit kalten Augen an, währenddessen Mariana mir aufmunternd zunickte. „Mrs. Sánchez, ich möchte sie daran erinnern, dass sie sich nicht äußern müssen. Falls sie es doch tun, kann alles was sie sagen, gegen sie, Mr. Sánchez und Mr Black verwendet werden." Wissend sah ich auf zum Richter. „Ich werde mich äußern.", antwortete ich ihm, woraufhin er nickte und startete mit den Fragen. „Mr. Sánchez, wurden sie von Mrs. Sánchez entführt?" Aufgeregt atmete ich ein. Kurz hörte in mich hinein und entschied mich. Bedacht sortierte ich schnell meine Gedanken, ehe ich zu sprechen begann: „Nein, wir sind schon seit längerer Zeit ein Paar und ich hatte ihn an dem Abend angerufen und gebeten, mich abzuholen."  "Warum wussten ihre Eltern nicht von ihrer Beziehung?" "Zum einen sind meine Eltern oft auf Geschäftsreise und zum anderen haben ich es Ihnen nicht erzählt." „Wurde Mr. Sánchez in irgendeiner Weise handgreiflich oder gewalttätig gegenüber ihnen?" „Nein nie.", beantworte ich ehrlich die Frage. Der Protokollant neben dem Richter notierte eifrig etwas auf seinem Block. „Wurden sie gezwungen mit Mr Sánchez den Bund der Ehe einzugehen?" „Ich bin freiwillig den Bund der Ehe mit Mr. Sánchez eingegangen. Niemand hat mich dazu gezwungen oder überredet." Deutlich spürte ich die Augen meines Vaters auf meinem Körper, aus denen förmlich Pfeile schossen. „Danke für ihre Aussage. Wir unterbrechen die Verhandlung an dieser Stelle und legen eine kurze Pause ein. Bitte finden sie sich alle in einer halben Stunde wieder hier zusammen."

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Es tut mir so leid, dass ihr so lange auf ein neues Kapitel warten musstet. Ich hasse mich selbst dafür.  Leider bin ich ab morgen im Urlaub, weshalb ich nicht versprechen kann, dass in den nächsten Wochen regelmäßig weitere Kapitel kommen. Ich werde aber noch heute weiterschreiben und Kapitel abspeichern, damit ich wenigstens ein paar hochladen kann. Mein Kopf ist voller Ideen, also hoffe ich mal, dass ich so viel wie möglich heute noch aufschreiben kann. 

Lasst bitte wieder Feedback da!! <3

PS: Vielen Dank nochmal für 20k Reade, das ist echt unglaublich

Sánchez || Entführt oder gerettet?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt