𝐊𝐚𝐩𝐢𝐭𝐞𝐥 𝟖

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Mitten in der Nacht wachte ich plötzlich durch ein Geräusch auf. Schnell öffnete ich meine Augen,
doch leider erkannte ich durch die Düsternis zuerst nichts. Nachdem sich meine Augen langsam
an die Dunkelheit gewöhnt hatten, sah ich, wie Thiago komplett angezogen aus dem Badezimmer
kam. Er lief zur Kommode und holte irgendwas heraus. Was es war, erkannte ich nicht.
Anscheinend hatte er nicht bemerkt, dass ich wachgeworden war, denn ohne mich zu beachten,
ging er zur Zimmertür, um den Raum zu verlassen. „Wo gehst du hin?", stoppte ich ihn.
Erschrocken drehte er sich zu mir um. Trotz des schwachen Mondlichts, welches durch die
Vorhänge schien, leuchteten mir seine Augen gefährlich entgegen. „Ich muss was erledigen."
antwortete Thiago monoton. „Mitten in der Nacht?", stellte ich ihm direkt die nächste Frage. Ja, mitten in der Nacht und daran wirst du dich gewöhnen müssen.", richtete er sich knapp an mich
und verlies ohne ein weiteres Wort das Schlafzimmer. Völlig verwirrt starrte ich an die Stelle, an
der Thiago gerade eben noch gestanden hatte. War das sein scheiß Ernst. Er schleicht sich um 1
Uhr nachts weg und hinterlässt mich ohne eine Erklärung. Denkt der etwa, dass ich einfach auf
ihn warten werde und ihn nicht mehr darauf ansprechen werde?
Verärgert legte ich mich wieder zurück ins Bett und starrte die Wand vor mir an. Eigentlich war mir
gerade nicht nach schlafen zu Mute, aber ich hatte mir vorgenommen, morgen zu lernen und
dafür bräuchte ich den Schlaf. Also kuschelte ich mich in die Decke und schlief tatsächlich ein.

Am nächsten Morgen stand ich gegen 8 Uhr auf, lief ins Badezimmer, um mir die Zähne zu
putzen, zu duschen und mich generell fertig zu machen. Heute trug ich eine schwarze
Nikeleggings und einen beigen Qversize Hoodie. Meine Haare hingen offen über meine Schultern.

Als ich das Esszimmer betrat, saß nur Milo am gedeckten Tisch, welcher mich sofort bemerkte.
„Wo sind denn alle anderen?", fragte ich ihn, denn gestern hatten alle ich zusammen gefrühstückt.
,Mein Dad und Thiago müssen irgendwas erledigen und Mamá schläft glaube ich noch."
antwortete er mir und blickte auf sein Handy. Ich setzte mich an den Tisch, nahm mir eine
Schüssel, kippte mir etwas Müsli und dann Milch hinein. Während ich aß, überlegte ich, was ich
mit dem heutigen Tag anstellen sollte. Ich entschied mich, für meine Englischklausur am Dienstag
zu lernen. Was ich danach machen würde, wusste ich noch nicht. „Ich würde dir gerne
Gesellschaft leisten, aber ich bin mit einem Kumpel verabredet.", sprach Milo mich an. „Ach alles gut, ich muss sowieso lernen.", antwortet ich ihm, löffelt den Rest meines Müslis aus, stand auf und verließ zusammen mit Milo das Esszimmer. Im Foyer verabschiedete er sich von mir.

Gerade als ich hochgehen wollte, öffnete sich die große Eingangstür und Thiago und José kamen
rein. José begrüßte ich mit einem kurzen „Guten Morgen" und lief wahrscheinlich in sein Büro.
„Willst du mir jetzt vielleicht mal erklären, was das heute Nacht sollte?", richtete ich mich sofort
an Thiago. „Nein, will und werde ich nicht.", schnauzte er mich sofort an. „Warum nicht?", fuhr ich ihn sauer an.
Weil es Sachen gibt, die dich nichts angehen.", machte er mir mit einem bedrohlichen Unterton
in seiner Stimme klar.
„Und ob es mich was angeht. Ich lebe jetzt hier und bin sogar zufälligerweise bald deine Verlobte. Du
kannst nicht von mir erwarten, dass ich dir jede Nacht dabei zuschaue, wie du das Haus verlässt
und erst am nächsten Morgen wiederkommst.", fauchte ich ihn an.
„Doch, das musst du wohl.", antwortete er mir mal wieder kalt, drehte sich um und lies mich
einfach im Foyer stehen. Voller Wut rannte ich die Treppe hoch in den dritten Stock und setzte
mich an den Esstisch der zwischen der Bar und der Couch stand, um meine Schulsachen zu
erledigen.
Nach geschlagenen 20 Minuten, in denen ich gerade mal eine Seite Vokabeln zur Wiederholung abgeschrieben hatte, klappte ich mein Buch und Heft zu, räumte alle Stifte wieder in meine Federtasche und ging nach unten in mein, oder eher gesagt in Thiagos und mein, Schlafzimmer.
Dort angekommen, lief ich ins Ankleidezimmer, kramte mir irgendwelche Sportsache heraus und
zog sie an. Zum Schluss band ich mir noch einen hohen Zopf, verlies anschließend das Zimmer
und mache mich auf den Weg zu Mariana. Nach kurzem Suchen fand ich sie auf der Terrasse. „Oh
hallo Liebes.", begrüßte sie mich sofort. „Hallo Mariana, ich wollte fragen, ob ich runter ins Gym
darf, um ein bisschen Energie loszuwerden?"
„Aber natürlich, pero ahora eres parte de la familia.", beantwortete sie mir die Frage mit einem Lächeln. „Das habe ich sogar verstanden, danke und bis später.", verabschiedete ich mich, mit ein bisschen Stolz, dass ich den Satz verstanden hatte, von Mariana und machte mich auf in Richtung Gym. Auf dem Weg dahin, ging ich noch kurz in die Küche, um mir eine Flasche Wasser zu holen.

Sánchez || Entführt oder gerettet?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt