17. Beta

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Dass Benno und Flynn mir beide in den Rücken gefallen waren, passte mir überhaupt nicht. Dass mein Rücken auch noch deutlich langsamer verheilte, als mir recht war, ärgerte mich zusätzlich. Und dass Benno dagegen überhaupt keinen Schaden davon getragen hatte, machte mich nur noch wütend.
Ich wünschte ihm nichts schlechtes, schlussendlich war er immer noch irgendwo mein bester Freund, aber es ärgerte mich ungemein, dass ich verletzt wurde, obwohl er im Unrecht war. Ich war lediglich meiner Alphaaufgabe nachgekommen und hatte ihn zurück in seine Postion als Beta geschoben und ihm deutlich gemacht, wo sein Platz war.

Die letzte Nacht bei meinem Gefährten war auch nicht so wie erhofft. Ich war recht früh dort, wodurch ich schlussendlich nur noch länger warten musste bis auch er da war, weil er an diesem Abend erst furchtbar spät kam. Es war das erste Mal überhaupt, dass er so spät kam, was mich durchaus etwas stutzig machte. Gleichzeitig bestätigte es meine Hoffnung, dass er doch nicht ganz alleine war und vielleicht doch ein Rudel hatte.

Ich hatte ihn zwar gefragt, ob alles gut war und wo er so lange war, aber ich hatte wie immer keine Antwort bekommen. Er hatte mich nur liebevoll begrüßt, meinen Rücken beschnüffelt und sich dann direkt schlafen gelegt. Dass er müde war, hatte ich gleich bemerkt, als er mit hängender Rute unsere Höhle betreten hatte und auch, wenn seine Begrüßung liebevoll war, so war sie doch nicht so voller Elan wie sonst. Es tat mir beinahe leid, dass er meinen Rücken noch untersuchte, bevor er endlich schlafen konnte, aber er ließ sich auch nicht davon abbringen.
Es war auch das erste Mal, dass ich morgens vor ihm wach wurde und ihn wecken durfte.

Es war unglaublich süß, wie seine Schnauze gezuckt hatte, bevor er ganz wach geworden war und selbst dann hatte er mir noch verschlafen entgegen geblinzelt und sich direkt wieder zu mir gekuschelt. Am liebsten wäre ich mit ihm den ganzen Tag liegen geblieben, aber da ich wusste, dass mein Vater heute wieder zurückkommen würde, musste ich mich wohl aber übel bei ihm blicken lassen.

Die Verabschiedung fiel mir an diesem Morgen wieder besonders schwer und auch er schien sich nicht trennen zu wollen. Nur die Vorfreude auf eine weitere gemeinsame Nacht am nächsten Abend ließ mich mit einem etwas besserem Gefühl gehen.

Zumindest war mein Rücken mittlerweile wieder so weit verheilt, dass ich wenigstens keine Schmerzen mehr hatte. Es war noch nicht wieder zu hundert Prozent in Ordnung, aber es reichte aus, um meinem Vater gegenüber treten zu können und wieder mit leichtem Training zu beginnen.

Zum Glück war das Aufeinandertreffen mit meinem Vater einigermaßen in Ordnung. Er schimpfte viel, brüllte dabei auch ziemlich laut und pfefferte seinen Stift quer durch sein Büro. Worum es dabei ging, konnte ich aufgrund der zahlreichen Schimpfwörter kaum verstehen. Erst als er sich auf seinen Stuhl fallen ließ und sich sichtbar etwas beruhigte, konnten wir ein einigermaßen normales Gespräch miteinander führen.

„Mir ist zu Ohren gekommen, dass du nicht mehr mit Benno trainieren möchtest." Mein Vater zog eine Augenbraue skeptisch nach oben und sah mir abschätzig entgegen. Natürlich musste das direkt wieder bei ihm ankommen.
Ich konnte mir gerade noch so ein Seufzen verkneifen.

„Ich habe nie gesagt, dass ich nicht mehr mit ihm trainiere." Ich wusste ja jetzt, wie wichtig es für mich war viel zu trainieren und Benno war neben meinem Vater und mir selbst einer der stärksten Wölfe im Rudel und damit ein perfekter Gegner. Auch, wenn es mir lieber war, wenn ich zumindest in der nächsten Zeit erst einmal mit anderen Wölfen trainieren konnte, weil ich mir nicht sicher war, ob ich mich in seiner Gegenwart kontrollieren konnte.
„Ich habe nur gesagt, dass er sich von mir fernalten soll." Ich konnte nicht verhindern ein verärgertes Schnauben hinterher zuhängen, das meinem Vater natürlich nicht entging. Sein abschätziger Blick wechselte direkt zu einem irritierten und seine Augenbrauen wanderten nach oben.

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