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Meine Beine wurden wacklig. Mein Herz sprang mir fast aus der Brust. Überfordert sah ich in Pasquas Richtung, der sich in dem Moment auch zu mir herumdrehte. Er bemerkte, dass ich stehengeblieben war.

"Aria?", kam es fragend aus seinem Mund. Hilfesuchend starrte ich ihn an, mit der Gewissheit, dass sich im Wald neben uns ein Wolf befand. Dieser war sicher gerade dabei, uns durchgehend zu beobachten.

"Ich muss sofort gehen", brachte ich leise hervor und drehte mich anschließend einfach um. Ich lief immer schneller werdend zurück zum Haupthaus und als die beiden mich nicht mehr sehen konnten, rannte ich zu meinem Roller. Ich setzte mich drauf und startete ihn mit zittrigen Händen. 

Während ich die breite Hauptstraße entlangfuhr, wurde mir eins klar: Ich konnte nicht nach Hause. Ich fühlte mich beobachtet, selbst jetzt, als ich ständiger Bewegung war.

Und dann kam mir noch ein weiterer Gedanke in den Sinn: Wenn er mein Zuhause finden wollte, könnte er es ohne Probleme. Selbst mein Geruchssinn reichte fast durch die gesamte kleine Stadt.

So eine Katastrophe!

Ich bremste ab und stellte mich für kurze Zeit an den Straßenrand, um irgendwie zu versuchen, klare Gedanken fassen zu können. Das alles kam so schnell und unerwartet und doch wusste ich, dass mein Mate mich irgendwann finden würde.

Selbst meine Wölfin schrie bei Vollmond nach ihm und zeigte mir ihre Schmerzen, die ausgelöst durch seine Abwesenheit kaum zu ertragen waren.

Doch ich ließ die Schmerzen zu, denn ich wusste, wieso er mich suchte. Ausschließlich um sich fortzupflanzen, denn den Gerüchten zufolge gab es durch die ständigen Vampirangriffe kaum noch weibliche Werwölfe.

Als ich weiter darüber nachdachte, was ich jetzt tun sollte, stieg mir sein unverkennbarer Geruch wieder in die Nase. Erschrocken drehte ich meinen Kopf leicht nach rechts, um konzentriert in den Wald zu sehen. Erkennen konnte ich nichts. Seine Anwesenheit nahm ich aber voll und ganz wahr, denn meine Wölfin jaulte ununterbrochen auf und selbst mein menschlicher Körper zeigte mir Anzeichen. Eine angenehme Gänsehaut zog sich über meine Arme bis tief in meinen Nacken. Als ich plötzlich ein Knacken der Äste neben mir hörte, zog sich alles in mir zusammen. Ich gab erneut Gas, um mit meinem Roller Richtung nach Hause zu fahren.

So leicht würde er mich sicher nicht bekommen.

Mit rasendem Herzen kam ich zu Hause an und sah als Erstes die offene Haustür, die mir einen Schauer über den Rücken jagte. Gloria war um diese Zeit immer unterwegs. Als ich meinen Helm abnahm und fremde Gerüche roch, war ich daher kurz davor, mich zu verwandeln. Doch als ich unsere Nachbarn in deren Vorgarten sah, ließ ich es lieber bleiben.

Ich hatte keine Lust, morgen in der Zeitung zu stehen... 

Vorsichtig lief ich auf die Haustür zu. Ich machte einen langsamen Schritt nach dem anderen ins Innere und spürte mein Herz sich überschlagen. Panisch stellte ich fest, dass alle Schubladen und Schränke offen standen. Es sah aus, als hätte hier ein Überfall stattgefunden und genau das, würden sicher auch alle Menschen denken. Doch ich wusste es besser.

"Sicher Vampire", mutmaßte ich, als ich jemanden hinter mir hörte.

Ich drehte mich mit großen Augen um, während ich tief Luft zog und mir bewusst wurde, dass er es war. Er, dessen Geruch der schönste auf dieser Erde für mich war. Er, der mich gerade mit seinen dunklen, braunen Augen musterte. Er, der einen Schritt näher auf mich zukam. Von dessen Aussehen ich im ersten Moment so geflasht war, dass ich mich weder bewegen noch etwas sagen konnte.

Bis mir wieder in den Sinn kam, dass ich ihn nicht wollte.

"Bleib weg von mir!", knurrte ich und ging einen Schritt rückwärts, wodurch er mich irritiert musterte und über seine Lippen leckte. Wollte er gleich hier über mich herfallen? Das hätte er wohl gerne!

"Was, wenn nicht?", sprach er provozierend und fuhr sich durch seine schwarzen Haare, die sogar verwuschelt perfekt aussahen. 

Ich fragte mich, wie er es so schnell geschafft hatte, mich eben noch als Wolf zu beobachten und nun in Jeans und weißem Shirt vor mir zu stehen. Mein Blick fiel auf seine tätowierten Arme. Mir wurde klar, dass er ein Alpha-Männchen sein musste und augenblicklich gefror mir das Blut in den Adern. Ungläubig riss ich meine Augen auf.

"Dann werde ich gegen dich kämpfen!", gab ich ihm mutig zurück. Ich dachte überhaupt nicht daran, mich einem Alpha zu unterwerfen, obwohl meine Wölfin mich mit ihrem Geheule jetzt schon dazu zwingen wollte. Doch ich gab nicht nach. Dafür war meine menschliche, kämpferische Seite viel zu ausgeprägt.

"Kämpfen?", wiederholte er mich spöttisch und schnappte sich mit einer schnellen Bewegung meinen Arm, um mich nah an ihn heranzuziehen. "Ich muss nicht um etwas kämpfen, das sowieso schon mir gehört."

Er hauchte mir diese Worte mit einem Grinsen ins Gesicht und strich dabei sanft über meine Wange. Ich schluckte fest und versuchte mich zu befreien. Aber egal wie sehr ich gegen seinen Brustkorb drückte, er ließ mich nicht mehr los.

"Ich gehöre niemanden!", ließ ich ihn wissen. Wütend sah ich ihm in seine Augen, doch er schien sogar noch belustigt. Offensichtlich fand er meinen jämmerlichen Versuch, mich zu verteidigen, amüsant.

"Ich werde jetzt diesen Vampir töten gehen, der sich in dein Haus gewagt hat. Dann hast du Zeit, deine Sachen zu packen. Ich hole dich ab, sobald es dunkel wird."

Nach seiner bedrohlich klingenden Aussage ließ er mich sofort los. Ich sah ihm wie erstarrt hinterher, als er mein Haus verließ und die Tür hinter sich schloss.

Hatte er noch alle Tassen im Schrank?

Don't find me MateWhere stories live. Discover now