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"Ich könnte mich auch einfach verwandeln und abhauen. Denkst du, deine Handschellen interessieren mich?", durchbrach ich nach einiger Zeit die Stille. Ich starrte die an uns vorbeiziehenden Häuser an, während es um uns herum immer dunkler wurde.

"Denkst du wirklich, du könntest mir entkommen?", erwiderte er amüsiert. Als ich wütend zu ihm herübersah, grinste er mir so dämlich entgegen, dass ich ihm am liebsten eine geknallt hätte. Auch wenn ich seine dunklen Augen wunderschön fand.

"Ich bin schnell ... sehr schnell", prahlte ich und sah arrogant aus der Windschutzscheibe, woraufhin er so laut loslachte, dass ich darüber erschrak.

"Hübsche, egal wie schnell du rennen wirst und wie weit du kommen würdest, ich kriege dich immer wieder. Du gehörst jetzt ganz alleine mir", erklärte er grinsend und biss sich auf seine Unterlippe, während er seine Hand mit meiner verschränkten wollte. Ich riss meine Hand sofort weg und funkelte ihn provozierend an.

"Wie ich bereits gesagt habe, gehöre ich niemanden!"

"Wir werden sehen", meinte er zwinkernd. Er konzentrierte sich daraufhin wieder auf die Straße vor uns, während ich meinen Blick aus dem Fenster schweifen ließ. Ich konnte kaum fassen, dass ich wirklich an einen mir unbekannten Alpha gekettet war.

Klar hatte ich schon Werwölfe verjagt, die sich mit mir paaren wollten während meiner Periode, aber nie war ein Alpha unter ihnen. Womöglich wäre ich sonst bereits in meiner fruchtbaren Phase geschwängert worden oder sonst was. Alphas hatten nämlich die natürliche Gabe, einen allein durch ihre Blicke zur Unterwerfung zu bringen. Sie waren schneller, schlauer und gerissener als wir normalen Wölfe. Noch dazu waren sie egoistisch und skrupellos, was mir einen Schauer über den Rücken jagte. 

Wer wusste schon, was er alles von mir verlangen würde...

"Willst du irgendwas Bestimmtes hören?", fragte er irgendwann. Er öffnete das Handschuhfach, wo mehrere CDs lagen, die ich aber nur flüchtig ansah, um weiterhin stur aus dem Fenster zu blicken.

"Hör doch, was du willst", gab ich ihm patzig zurück und lehnte meinen Kopf nach hinten, um frustriert durchzuatmen.

Er sagte nichts weiter und machte das Radio an. Es ertönte Musik aus den 80ern, bei der er plötzlich anfing, laut mit zu summen.

Irritiert starrte ich zu ihm herüber und beobachtete, wie er einhändig den Wagen lenkte und seine Finger zum Beat auf das Lenkrad klopfen ließ. Wenigstens hatte einer hier gute Laune...

Nachdem wir Stunden durch die Pampa gefahren waren, wurde ich langsam müde. Ich wollte jedoch keinesfalls einschlafen, da ich dringend auf die Toilette musste.

"Du?", sprach ich ihn an. Erst da merkte ich, dass ich nicht mal seinen Namen kannte, was das ganze noch merkwürdiger machte, als es sowieso schon war.

"Keno", antwortete er und ich ließ mir diesen Namen kurz durch den Kopf gehen. Irgendwie gefiel er mir und genau das gefiel mir überhaupt nicht. Ich wollte ihn nicht attraktiv finden. Und ganz sicher wollte ich seinen blöden Namen nicht schön finden. Noch weniger wollte ich mich erneut in seinen braunen Augen verlieren, was aber gerade passierte und mich noch wütender machte.

"Ich muss mal auf die Toilette", erklärte ich. Sofort parkte er einfach am Straßenrand, was mich ihn perplex mustern ließ, da sich um uns herum nichts außer Wald befand.

Zu meiner Verwunderung holte er den Schlüssel der Handschellen hervor und öffnete diese an meiner Hand. Er nahm sofort mein Kinn, um mich warnend anzusehen.

"5 Minuten, Aria. Keine Sekunde länger! Ich bitte dich, mich nicht zu verärgern. Mein Wolf kann sehr unangenehm werden."

"Schön für deinen Wolf", gab ich ihm bissig zurück. Ich stieg eilig aus, um etwas tollpatschig über den knackenden Waldboden in die Dunkelheit zu laufen.

"Für wen hält der sich eigentlich? Pasqua hätte mich niemals im Wald pinkeln gehen lassen", nuschelte ich aufgebracht und dachte an den Blonden, der mir jetzt schon fehlte.

Als ich weit genug von dem Auto entfernt war, setzte ich mich hinter einen Baum und erleichterte mich, während ich mir einen Fluchtweg aussuchte. Am besten würde ich einfach geradeaus in den Wald rennen, so hätte ich die besten Chancen...

Ich stand wieder auf und zog meinen Slip und meine Hose hoch. Unsicher ging ich tiefer in den Wald, um zu erschnüffeln, ob ich irgendwas anderes als den Wald und Keno riechen konnte. Einem Vampir wollte ich nämlich alleine in einem fremden Wald nicht unbedingt begegnen.

"Aria?", hörte ich plötzlich Keno hinter mir nach mir rufen. Augenblicklich sprintete ich los, ohne auch nur eine Sekunde zu verlieren.

"Scheiße, scheiße, scheiße", fluchte ich mit rasendem Herzen und lief fast gegen einen Baum, dem ich aber gekonnt in letzter Sekunde auswich.

Ich rannte immer schneller und nahm all meine Kraft zusammen, um mich jeden Augenblick zu verwandeln. Doch als ich mit voller Wucht mit meinem Gesicht gegen einen Ast krachte, fiel ich bewusstlos zu Boden und sah nur noch schwarz.

___

Ich erwachte langsam mit dröhnenden Kopfschmerzen. Ich nahm als erstes wahr, dass ich mit einer schwarzen Daunenjacke zugedeckt war. Sie roch angenehm nach Keno und gab mir damit ein wohliges Gefühl. Auch wenn ich es nicht wollte, kuschelte ich mich auf der Suche nach Geborgenheit noch enger in die Jacke, während ich mit geschlossenen Augen der leisen Musik lauschte und tief durchatmete.

"Geht's wieder?", fragte Keno vom Fahrersitz aus, doch ich gab ihm keine Antwort. Meinte er wirklich, ich wäre ihm dankbar für irgendwas? War ja seine Schuld, dass ich gegen einen Baum geprallt war … nicht meine.

"Aria?", forderte er eine Antwort von mir. Genervt stöhnte ich auf und erhob mich leicht vom Rücksitz, um ihn im Rückspiegel böse anzufunkeln.

"Ja", zickte ich ihn an und wollte meine Arme verschränken, was aber komischerweise nicht möglich war. Verwirrt starrte ich auf meine Hand, an der ich erneut die Handschellen sah, mit denen ich an dem Türgriff festgemacht war. "Ist das dein Ernst?"

"Hast du verdient", meinte er überheblich und sah mir im Rückspiegel entgegen. "Verdiene dir mein Vertrauen und dein Leben wird angenehmer. Bau scheiße und ich kann dir dein Leben zur Hölle machen."

"Ich bin doch schon in der Hölle", erwiderte ich und verdrehte die Augen, worauf er lächelnd die Augenbrauen hob.

"Ohhh, Aria. Du kennst die Hölle nicht. Nicht mal ansatzweise und ich hoffe, dass du sie nie kennenlernen wirst."

Don't find me MateWhere stories live. Discover now