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Dies ist der letzte kostenlose Teil

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Nach einer verlassenen Landstraße bogen wir rechts auf einen engen Waldweg ab und fuhren mehrere Kilometer, bis wir ein gut bewachtes, unüberwindbares Holztor sahen.

"Ganz schön versteckt", meinte ich mit großen Augen. Ich drehte mich nach hinten zur Heckscheibe, doch außer Bäumen sah man nichts mehr. Also starrte ich wieder das Holztor an, vor dem Keno den Wagen zum Stehen brachte.

Er ließ sein Fenster herunter und unterhielt sich leise mit einem der zwei Typen, die hier standen. Der andere hielt ein Gewehr in seiner Hand und musterte mich neugierig. Ich fing gerade an, mich unwohl unter seinen Blicken zu fühlen, da drehte er sich abrupt weg. Ich zuckte zusammen, als Keno ihn fixierte und bedrohlich knurrte.

Unter Herzrasen sah ich dem Tor beim Öffnen zu. Ich wandte meinen Blick herunter auf meine Hände, die ich verschränkt auf meinen Schoß gelegt hatte.

"Du musst wissen, dass hier ein reines Rudel wohnt", erklärte Keno, während er den Mercedes über einen großen Platz lenkte, der mehr Rasen als Asphalt war.

Überhaupt sah es hier komisch aus. Die wenigen Holzhäuser waren umgeben von Bäumen und Büschen und wirkten, als wären sie zwischen dem dichten Grün gefangen. Ihre Dächer waren mit dunkelgrünen, nahezu schwarzen Moos bewachsen. Die Fenster, sofern sie überhaupt vorhanden waren, spiegelten das fahle Licht des trüben Himmels zurück. Es gab keine auffälligen Straßen oder klaren Wege, die zu diesen Häusern führten.

Es gab nur ein Haus, das modern aussah und die anderen bei weitem überragte. Mit den großen Fenstern und der breiten, offenen Haustür war für mich schnell klar, dass es das Rudelhaus sein musste. In Büchern hieß es, dass dort der Alpha und seine Familie wohnten und der Rat in diesem seine Treffen abhalten würde.

Ich sah mich noch einige Zeit interessiert um und erntete von einigen Leuten neugierige Blicke. Andere sahen mich an, als wäre ich der Feind persönlich. Vor allem den Frauen schien meine Anwesenheit nicht zu gefallen.

"So", unterbrach Keno meine Gedanken und parkte vor dem modernen Holzhaus mit großen Fenstern. "Wir sind da."

Unsere Blicke kreuzten sich flüchtig, doch ich wandte meine Augen schnell wieder aus meinem Fenster.

"Hier lebst du also", murmelte ich unsicher und spürte plötzlich seine Hand an meiner, wodurch ich sie sofort zurückzog und ihn wütend fixierte. 

"Wir leben hier", lächelte er und stieg anschließend aus dem Wagen, was ich ihm widerwillig gleichtat.

Leichter Regen fiel, und trotz meiner Wolfsnatur spürte ich den eisigen Wind zwischen den hohen Mauern.

"Und einkaufen?", fragte ich, während ich einigen tuschelnden älteren Männern nachblickte, die über die Wiese liefen.

"Jeder hier hat seine Aufgaben, Aria. Wir haben Männer, die uns abwechselnd bewachen. Wir haben Männer, die einmal die Woche alles Nötige kaufen und der Rest kümmert sich um das Rudel."

"Ist ja super", gab ich patzig von mir und verschränkte meine Arme, während ich ihn ansah und meine Nase rümpfte.

"Warum so zickig?", fragte er grinsend. Irgendwann würde ich ihm für sein dämliches Lächeln noch an die Gurgel springen...

"Warum so zickig? Vielleicht ja, weil ich in einem Holzkäfig gefangen bin, in dem es nichts außer ein paar Hütten gibt?", erwiderte ich ihm. Ich drehte mich anschließend von ihm weg, um stampfend über die nasse Wiese zu laufen.

"Aria!", hörte ich ihn rufen, doch ich blieb nicht stehen. Ich lief an einigen mich anglotzenden Leuten vorbei, um mit zusammengebissenen Zähnen das Tor anzusteuern, durch welches wir überhaupt erst hier gelandet sind.

Ich klopfte voller Wucht an das Holz und zu meinem Erstaunen öffnete es sich kurz darauf. Der unheimliche Typ von eben sah mich wieder so eindringlich an, wie er es zuvor schon getan hatte. Erst jetzt fielen mir seine giftgrünen Augen auf, die er durchgehend auf mir liegen hatte.

"Ja?", fragte der andere, doch ich wollte mich auf eine Diskussion gar nicht erst einlassen. Ich lief geradewegs an den beiden vorbei, bis ich eine Hand an meinem Arm spürte und mich knurrend herumdrehte.

"Lass mich los!", zischte ich Keno an, der mich wortlos über seine Schulter schmiss und mit mir den Weg zurücklief.

"Du wirst mich nicht 24 Stunden bewachen können", sagte ich frustriert. Anschließend hörte ich sein dämliches, schönes Lachen, das mich meine Augen verdrehen ließ.

"Brauche ich auch nicht. Mein Rudel wird heute noch Bescheid wissen, wer du bist und auch, dass sie auf deine Sicherheit zu achten haben."

"Meine Sicherheit? Was sollte mir hier schon passieren? Den Tod aus Langeweile kannst du wohl kaum aufhalten!"

"Aria!", ermahnte er mich bissig, ließ mich von seiner Schulter und sah mir warnend in die Augen. "Mein Rudel besteht nicht nur aus den netten Wölfen von nebenan! Ich möchte... Nein... Ich verlange, dass du ständig in meiner Nähe bleibst! Dazu gibt es genug Omegas und Vampire im Wald um uns herum! Versprich mir bitte, dass du dieses Gelände nicht verlässt!"

Er sah mich eindringlich an, hielt mich dabei bestimmend an meiner Taille und wartete auf eine Antwort. Ich zog nur provozierend eine meiner Augenbrauen hoch und legte ein falsches Lächeln auf.

"Du verlangst?", flüsterte ich zuckersüß und trat näher, um sanft durch seine nassen Haare zu streicheln. Als er meine Berührungen zu genießen schien und unbewusst die Luft anhielt, strich ich mit meinen Fingern über seine warme Wange. Blitzschnell schnappte ich dann nach seinem Kinn, um leicht zuzudrücken und ihn wütend zu fixieren.

"Es ist mir scheiß egal, was du verlangst! Ich habe auch einiges verlangt und nichts von dir bekommen. Ich durfte mich nicht verabschieden, durfte mir keine Zeit lassen und bin nun deine Gefangene! Erwarte keine Gefallen, wenn du selbst keine gibst. Erwarte keinen Respekt und auch keine Hingabe. Ich bin nur hier, weil du mir keine Wahl gelassen hast."

Noch während ich knurrend das letzte Wort sprach, packte er abrupt meinen Arm und zog mich hinter sich her zum Rudelhaus.  

"Keno!", zischte ich. Ich versuchte mich aus seinem Griff zu befreien, denn auch wenn ich so schnell keinen Schmerz spürte, tat mir von seinem Griff bereits mein gesamter Arm weh.  "Keno!", sprach ich erneut laut und bestimmend. Er ignorierte mich und öffnete am Ende eines großen Raumes eine Tür, in die er mich herein schubste.

"Keno!", schrie ich gegen die Tür, doch er schloss ab. Egal wie kraftvoll ich an ihr rüttelte und dagegen trat, sie gab zu meinem Entsetzen nicht nach.

"Erwarte nicht, dass ich mich für dich zum Hund mache!", rief er durch die Tür.

Nachdem ich seine sich entfernenden Schritte deutlich wahrgenommen hatte, bereute ich meinen patzigen Aufstand. Neugierig drehte ich mich um, aber ich konnte nichts außer der völligen Dunkelheit erkennen.

Ein Gefängnis in einem Gefängnis! Super!

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von Marita Darling
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Abgeschlossen // Hexen/Vampirkönigin/Wölfe _____________________ »V...
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