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Wir fuhren noch stundenlang durch die Gegend. Mittlerweile war die Sonne zwar aufgegangen, doch alles um uns war grau und es regnete immer wieder.

"Hast du Hunger?", fragte er mitfühlend, als er an einer Raststätte anhielt. Schweigend nickte ich, jedoch ohne ihn auch nur eines Blickes zu würdigen. "Möchtest du etwas Bestimmtes essen?" 

"Nein", antwortete ich leicht angepisst. Ich winkelte meine Beine an, um meinen Kopf seitlich auf meine Knie zu legen und starrte stur aus dem Fenster.

"Brauchst du sonst noch etwas?"

"Weißt du was?", wurde ich langsam sauer über seine dämlichen Fragereien. "Steck dir dein Essen und das alles sonst wohin! Was ich brauche, ist mein Zuhause und wenn du mir das nicht geben kannst, dann will ich auch nichts anderes!"

Ich fixierte ihn wütend und knirschte bedrohlich mit den Zähnen, während sein Ausdruck eiskalt wurde. 

Ohne mir etwas zu erwidern, stieg er wütend aus dem Wagen und knallte die Tür hinter sich zu. Ich sah ihm nach und bemerkte sofort, dass auch andere Frauen, die hier auf dem Rasthof standen, ihm allesamt hinterher sahen. Diese Tatsache machte mich trotz meiner Abneigung ihm gegenüber rasend vor Eifersucht. Meine Wölfin knurrte in meinem Kopf so laut auf, dass ich ihn frustriert auf meine Knie sacken ließ, während erneuter Regen auf das Autodach prasselte.

In der Stille wanderten meine Gedanken zu Gloria, die vermutlich krank vor Sorge in der Küche auf und ablief und alle möglichen Leute anrief, um nach mir zu fragen. Diese Vorstellung versetzte meinem Herz einen Stich. Mein Leben lang hatte sie sich um mich gekümmert und mich nie aufgegeben. Egal, wie kompliziert und anstrengend ich meistens war. Und nun hatte sie ein Leben voller Sorgen wegen diesem Idioten. Es war so ungerecht!

Die Autotür öffnete sich plötzlich wieder. Neugierig sah ich ihm beim Einsteigen zu. Er fuhr sich durch seine nassen, pechschwarzen Haare, die ihm leicht ins Gesicht fielen, um sich dann mir zuzuwenden. 

"Ich wusste nicht, was du möchtest", erklärte er ruhig und holte alle möglichen Sachen aus einer weißen Tüte heraus. Darunter waren Chips, Schokolade, Fanta, Wasser und auch einige Croissants und Brezeln. 

In einer geschmeidigen Bewegung legte er alles nach hinten neben mich auf den Mittelsitz. Einen kurzen Augenblick sah er mir noch tief in die Augen, ehe er sich anschnallte und den Motor startete.

Mein Blick fiel immer wieder zu der Schokolade, die mit ihren Nüssen sogar zu meiner Lieblingssüßigkeit gehörte. Das würde ich ihm aber sicher nie sagen – allein schon, weil ich sein überhebliches Grinsen nicht ertragen könnte.

Ich schnappte mir eine der Brezeln und riss kleine Stücke von dieser ab, um sie mir frustriert in den Mund zu stecken. Im Augenwinkel bekam ich währenddessen mit, dass er immer wieder zu mir nach hinten sah. Ich richtete meinen Blick weiterhin stur aus dem Fenster und beobachtete den Regen, der stärker zu werden schien.

"Kannst du die Musik lauter machen?", fragte ich, als ich es draußen donnern hörte und schaute unsicher zu ihm nach vorne. Wenn ich vor einer Sache im Leben Angst hatte, dann war es Gewitter. Ich hasste den Klang der Donnerschläge und das grelle Aufblitzen, sodass ich Zuhause immer laut Musik hörte, wenn ein Gewitter wütete.

"Klar", antwortete er ruhig und drehte es lauter. Ich versuchte mich zu beruhigen und starrte ängstlich auf meine Hände, was er bemerkte.

"Ist alles in Ordnung?", fragte er.

Ein greller Blitz durchbrach den düsteren Nebel und ließ mich erschrocken zusammenzucken. Ich schaute mit großen Augen nach draußen, um nervös auf meiner Lippe herumzukauen.

"Hier", hörte ich Kenos Stimme und schaute nervös zu ihm, während er mir den Schlüssel der Handschellen nach hinten reichte. Unsicher nahm ich ihn an, um mich anschließend hektisch zu befreien. Mein Handgelenk schmerzte schon leicht und war etwas blau, was aber dank meiner Gene bald verheilen würde.

"Komm nach vorne, wenn du Angst hast."

"Ich habe keine Angst!", verteidigte ich mich. 

Im selben Moment hörte ich einen lauten Donnerschlag über uns, der mich sofort nach vorne auf den Beifahrersitz trieb. Kaum hatte ich Platz genommen und meine Beine angewinkelt, fasste Keno an mir vorbei, riss an meinem Gurt und schnallte mich an. Danach griff er noch nach hinten zu seiner schwarzen Daunenjacke. Er legte sie über meine Beine, sodass ich meinen Kopf seitlich auflegen und meine Arme darum schlingen konnte.

"Der Geruch deines Mates kann einen beruhigen. Wusstest du das?" 

Er sah fragend zu mir herüber und wandte sein Gesicht dann schnell wieder zur Straße.

"Nein, ich weiß eigentlich nur das über uns, was in Büchern geschrieben steht", gab ich traurig zu. Ich musterte ihn eine längere Weile, in der er aber nur nachdenklich aus der Windschutzscheibe sah.

"Wo fahren wir eigentlich hin? Also, ich meine, wohnst du bei einem Rudel oder auch alleine wie ich?"

Er atmete tief durch und sah mehrere Male flüchtig zu mir herüber.

"Ich lebe bei einem großen Rudel. Unter uns leben keine normalen Menschen."

Neugierig auf dieses Thema erhob ich meinen Kopf und sah ihn eindringlich an.

"Gibt es auch weibliche Wölfe bei euch?"

"Nur wenige. Wir sind ungefähr 500 im Rudel, darunter viele alte. Ich schätze, wir haben im Moment 12 weibliche Wölfe im paarungsfähigen Alter."

Nachdenklich starrte ich ihn an. Als er meinen Blick bemerkte, sah er mich lächelnd an und hob eine seiner Augenbrauen.

"Worüber denkst du nach?", wollte er wissen und ich schüttelte nur beschämt den Kopf.

"Nichts, schon gut."

"Nein, sag es mir, bitte."

Ich kam mir absolut lächerlich vor, weil es mich erstens überhaupt nichts anging und es mich zweitens auch nicht interessieren sollte. Meine Wölfin zwang mich mit ihrem Gejaule aber dazu, ihn zu fragen.

"Hast du eine Partnerin? Oder schon Nachwuchs?"

Er freute sich anscheinend über meine Frage und grinste dämlich vor sich hin, während ich mich selbst dafür ohrfeigte.

"Nein und nein. Klar hatte ich Sex, aber ich habe keine feste Partnerin und Nachwuchs kann ich sowieso nur mit dir zeugen", erklärte er. Ich spürte, wie meine Wangen sich erhitzten und mein Magen gleichzeitig anfing zu kribbeln.

"Wir sind jetzt übrigens gleich da."

Don't find me MateWhere stories live. Discover now