4 - Wieso soll ich Sterne zeichnen?! Will ich Sternologe werden, oder was?!

650 36 3
                                    

𝕎𝕙𝕪 𝕕𝕠 𝕪𝕠𝕦 𝕤𝕥𝕒𝕪 𝕚𝕟 𝕡𝕣𝕚𝕤𝕠𝕟 𝕨𝕙𝕖𝕟 𝕥𝕙𝕖 𝕕𝕠𝕠𝕣 𝕚𝕤 𝕤𝕠 𝕨𝕚𝕕𝕖 𝕠𝕡𝕖𝕟?

Unterricht. Allein schon dieses Wort. Wusste derjenige, der dieses Wort erfunden hatte denn nicht, dass die Vorsilbe 'un-' meistens auf etwas Schlechtes hindeutete?

Nicht, dass ich Schule so sehr gehasst hätte. Im Gegenteil, ich war eigentlich eine gute Schülerin und relativ einfach für etwas zu interessieren, auch für Unterricht - aber wirklich, was sollte ich mit Astronomie?!

Wenn ich unbedingt wissen wollte, was für eine Stern wo stand, dann schaute ich einfach in den Himmel oder auf eine verdammte Sternkarte! Wieso sollte ich den Sternen auch noch Namen geben? Tat ich doch auch nicht bei jedem Stein oder Grashalm, an dem ich vorbeilief - und von der Anzahl her war das ja wohl ungefähr gleich unzählbar.

Allerdings zählte Astronomie nun einmal zu den Pflichtfächern und somit saß ich nun schon seit einer Stunde gähnend auf dem Astronomieturm herum und versuchte, nicht einzuschlafen - und wenn es nur wäre, damit ich nicht auf Hollys Sternkarte fiel.

Holly Macmillan saß direkt neben mir und war so ziemlich die Einzige, die sich wirklich die Mühe machte, mit mir zu reden. Bisher war ich ihr auch aus dem Weg gegangen - was erstaunlicherweise nichts an ihren Bemühungen geändert hatte -, doch die Begegnung mit dem Werwolf hatte mir zu denken gegeben.

Wenn man mal mit einem Werwolf über seine Probleme sprach, dann war wirklich etwas Gröberes schiefgelaufen. Und ich wollte doch nur irgendwie dieses und die nächsten beiden Schuljahre durchstehen, dann könnte ich meine Familie und all dieses Drama endlich hinter mir lassen und von vorne beginnen. Irgendwo ganz weit weg. Hinter dem Mond oder so.

Blinzelnd starrte ich wieder in den Nachthimmel - jetzt schob sich mir auch noch eine Wolke in den Weg. Ganz klar, das war ein Zeichen, irgendeine höhere Macht wollte nicht, dass ich heute Nacht hier war und Sterne zeichnete! Ob das für Professor Sinistra wohl ein gültiges Argument war? Leider bezweifelte ich das.

"Holly! Wo hast du den Mars eingezeichnet? Irgendwie habe ich meinen verloren glaube ich...", wandte ich mich schließlich an meine Mitschülerin.

Diese konnte mir auch tatsächlich weiterhelfen. Nur wieso war dort, wo der Mars sein sollte, mein Merkur?! Ganz eindeutig nicht richtig!

Nachdem Holly meine Karte eingehend gemustert hatte, konnte sie mir zum Glück sagen, was ich alles ändern musste. Na also, ging doch! Ich sah zwar immer noch keinen Sinn darin, aber bitte...

Begierig darauf, endlich fertig zu werden, tunkte ich meine Feder in die Tinte und wollte gerade ansetzen, als keinen Meter entfernt plötzlich jemand einen schrillen Schrei ausstieß.

Ich zuckte zusammen und die Tinte hinterließ einen dunklen Tropfen auf meinem Blatt, der langsam auf dem Papier zu rollen begann. Na toll, jetzt weinte sogar schon mein Mond!

Wütend sah ich mich nach dem Ursprung des Lärms um und entdeckte Sirius und seine Freunde, die Rumtreiber, wie sie sich nannte, die lachend in die Richtung von Holly blickten, die sich über irgendetwas gehörig zu ärgern schien.

Natürlich machten sie wieder Ärger. Es war ja nicht mal so, dass sie hier Unterricht hätten, sie waren ja schon im sechsten Jahr, während wir im Fünften waren, aber wie so oft mussten sie nachsitzen - und dieses Mal offensichtlich in Professor Sinistras Unterricht.

"Lasst das gefälligst! Meine Haare sind blond und sollen es bis auf Weiteres auch bleiben!", zischte Holly die vier an.

Oho, eigentlich hatte ich gedacht, sie könnte keiner Fliege etwas zu Leide tun, aber jetzt gerade sah sie fast schon zum Fürchten aus.

Offenbar fanden die Rumtreiber das Nachsitzen ungefähr so spannend, wie ich den Unterricht - nämlich gar nicht - und hatten versucht, Holly Tinte über den Kopf zu schütten.

Die war zwar ausgewichen, aber eine ordentliche Sauerei gab es trotzdem. Fies. Jeder wusste, dass die blonde Gryffindor stolz auf ihre Haare war.

Glücklicherweise beendete Professor Sinistra in diesem Moment die Stunde. Nur Holly sollte noch bleiben und die Tinte wegmachen.

Ganz offensichtlich hatte die Astronomieprofessorin nicht mitbekommen, wer eigentlich dahinter steckte. Tja, und Holly war keine Petze, ich genauso wenig, und die Rumtreiber legten wie nicht anders zu erwarten auch kein Geständnis ab. Im Gegenteil, gut gelaunt schlenderten sie davon. Idioten.

Seufzend blieb ich auch. Immerhin verfolgte ich ja gerade den Plan, sie als Freundin zu gewinnen. Und wie es war, die Rumtreiber nicht leiden zu können, wusste ich selbst nur zu gut...

When the moon is bleeding...Where stories live. Discover now