9 - Ich lüfte ein Geheimnis

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𝕋𝕙𝕖 𝕤𝕦𝕟 𝕨𝕒𝕥𝕔𝕙𝕖𝕤 𝕨𝕙𝕒𝕥 𝕀 𝕕𝕠, 𝕓𝕦𝕥 𝕥𝕙𝕖 𝕞𝕠𝕠𝕟 𝕜𝕟𝕠𝕨𝕤 𝕒𝕝𝕝 𝕞𝕪 𝕤𝕖𝕔𝕣𝕖𝕥𝕤

Als ich die Heulende Hütte betrat, kribbelte mein Nacken. Ganz klar, ich war nicht allein. Langsam drehte ich mich um - und sah mich dem Werwolf gegenüber. War etwa schon wieder Vollmond? Offenbar.

Zu meinem Glück schien mir der Werwolf immer noch freundlich gesinnt zu sein.

"Stell dir vor, ich habe es mittlerweile geschafft, eine beste Freundin aufzutreiben!", informierte ich den Wolf begeistert, "Ach ja, danke, dass du mich dazu gebracht hast, mein Leben nochmal zu überdenken!"

Was genau er von dieser Entwicklung hielt, wusste ich nicht, aber da er mich freundlich mit der Schnauze anstupste, konnte es wohl nicht allzu schlimm sein.

Grinsend begann ich, seinen Kopf zu kraulen. Dann fiel mir noch etwas Entscheidendes ein: Werwölfe waren nicht nur Wölfe - sondern auch Menschen.

"Weißt du, ich wüsste ja nur zu gern, wer du bi-"

Mitten im Satz stockte ich und brach ab. Dieses Buch. Ich kannte dieses Buch. Es war eben jenes Buch, das Remus vor unserer kleinen Tanzeinlage in meinem Versteck gelesen hatte. Und das war noch gar nicht so lange her. Was wiederum hieß...

Ja, was hieß es denn? Vielleicht gab es mehrere Exemplare dieses Buches? Oder es war einfach nur Zufall? Oder ich irrte mich, und das war gar nicht dasselbe Buch?

Aber wenn es so war, dann würde alles Sinn machen. Die Narben. Dass er es vorhin so eilig gehabt hatte. Der Spitzname. Gerade war mir eingefallen, dass seine Freunde ihn ja Moony nannten - das musste ja auch einen Grund haben.

Nachdenklich setzte ich mich auf den Boden und begann kurzerhand zu lesen. So gerne ich mich auch mit dem Werwolf unterhielt - es gab wirklich besseren Zeitvertreib, als einen Monolog zu führen.

Als es zu dunkel wurde, zog ich meinen Zauberstab hervor.

"Lumos!", flüsterte ich in die Stille, die nur vom leisen Atem des Werwolfs und dem Scharren seiner Pfoten durchbrochen wurde.

Irgendwann musste ich wohl eingeschlafen sein, denn geweckt wurde ich von einem lauten Schrei, der immer wieder von Wolfsgeheul durchbrochen wurde. Es war schon wieder Morgen.

Müde blinzelnd setzte ich mich auf, beschloss dann jedoch, dass das Aufstehen ja keine Eile hatte - immerhin war heute Samstag und somit kein Unterricht.

Als ich mich schließlich doch aufraffte, waren sicher zehn Minuten vergangen und der Lärm im Nebenraum war längst verstummt. Gähnend streckte ich mich und trat dann durch die Tür.

Dort stand - ich hatte recht gehabt - niemand anderes als Remus Lupin. Er sah verdammt müde aus und seine Stirn war blutverkrustet. Die Verletzung hatte er aber gestern noch nicht gehabt, musste wohl passiert sein, als ich geschlafen hatte.

"Und ich dachte schon, du wärst nur abgehauen, weil ich dir zu oft auf die Füße getreten bin", machte ich Remus auf mich aufmerksam.

Als er mich sah, wechselte sein Gesichtsausdruck rasch von Überraschung zu Unglauben bis hin zu bodenlosem Entsetzen.

"Selene... was... wie lange... äh, bist du schon hier?", erkundigte er sich angespannt.

"Seit... äh... gestern Abend?", antwortete ich wahrheitsgemäß.

"Und, ähm, hast du auch gesehen, also, dass ich..."

"Dass du ein Werwolf bist? Ja", bestätigte ich.

"Moment. Bist du verletzt?", erkundigte Remus sich besorgt.

"Nein, mir geht's gut. Hab' nur üble Nackenschmerzen, dieser Boden hier ist echt unbequem...", winkte ich rasch ab.

Zweifelnd musterte er mich.

"Was? Nein, ernsthaft, mir fehlt nichts!"

"Wenn du das sagst..."

"Ja, sage ich!"

"Na dann."

"Ja."

Erneut bedachte er mich mit einem Blick, der mich förmlich zu durchleuchten schien. Dass ich noch nicht löchrig war, wunderte mich wirklich sehr.

When the moon is bleeding...Where stories live. Discover now