21 - Mein Bauchgefühl hat offensichtlich einen dringenden Todeswunsch

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𝕀𝕗 𝕪𝕠𝕦 𝕔𝕒𝕟'𝕥 𝕗𝕒𝕔𝕖 𝕥𝕙𝕖 𝕨𝕠𝕝𝕧𝕖𝕤, 𝕕𝕠𝕟'𝕥 𝕘𝕠 𝕚𝕟 𝕥𝕙𝕖 𝕗𝕠𝕣𝕖𝕤𝕥

Die nächste Woche verging wie im Flug und - wie ich gehofft hatte - Tyler wurde von der Schule geworfen. Der Versuch, eine Schülerin zu ermorden, war dann wohl doch zu schwerwiegend, auch, wenn Hogwarts ja grundsätzlich viel durchgehen ließ.

Ich hatte lange überlegt, wo ich an diesem Abend sein würde, aber da Holly natürlich nicht über Remus' pelziges Problem bescheid wusste, konnte ich schlecht in die Heulende Hütte gehen so nach dem Motto die Prophezeiung soll heute eintreffen, also tschüss dann, viel Spaß noch damit. Das wäre irgendwie ziemlich mies von mir gewesen.

Abgesehen davon war ich mir ziemlich sicher, dass die Rumtreiber mit von der Partie sein würden - für was wären sie denn sonst Animagi geworden? Also wäre Remus wenigstens nicht allein.

Das Dumme war nur, dass wir immer noch keine Strategie hatten - wenn man mal von unserem sogenannten Plan absah, den Lichtzauber zu perfektionieren und alles über Sterne herauszufinden, was man nur herausfinden konnte.

Sowieso war es für Holly nicht einfach, denn, wie ich sehr wohl bemerkte, die Ereignisse in der Ballnacht waren nicht spurlos an ihr vorbeigegangen. Oft merkte ich, wie sie ins Leere blickte. Doch sie sprach nicht mit mir darüber und wenn ich sie danach fragte, winkte sie nur ab, also ließ ich es bleiben.

Am Abend des Blutmondes saß ich also am Fenster und erkannte die Rumtreiber, die sich zur Peitschenden Weide schlichen. Eine Weile passierte gar nichts, aber irgendwann vernahm ich aus dem Verbotenen Wald heraus ein mehrstimmiges Heulen - und normale Wölfe waren das wohl eher nicht.

Der Mond strahlte in einem Rot, bei dem sich mir sämtliche Haare aufstellten. Dann, aus einer plötzlichen Intuition heraus, sprang ich auf. Ein Blick zu Holly verriet mir, dass sie schlief und meine Abwesenheit somit nicht bemerken würde.

Ich wusste selbst nicht, was ich eigentlich tat, aber mein Bauchgefühl sagte mir, dass ich dort draußen gebraucht wurde. Als ich schließlich in sicherem Abstand zur Peitschenden Weide zum Stehen kam, war die Sonne schon kurz davor, aufzugehen.

Es war dumm von mir gewesen, herzukommen. Schon bald würden sich die Werwölfe zurück verwandeln und dann wäre es das gewesen. In diesem Moment nahm ich eine Bewegung im Geheimgang wahr und nur wenig später lief ein Werwolf auf mich zu.

Ich erkannte ihn sofort als Remus, aber was machte er hier? Ein Hirsch, ein Hund und eine Ratte, die ich als die Rumtreiber identifizierte, hetzten ihm hinterher. Irritiert blickte ich dem Werwolf nach, der auf den Wald zulief. Dann folgte ich ihm.

Plötzlich hörte ich hinter mir ein Geräusch. Kampflärm. Und die Rumtreiber waren weg. Hatte sie etwa ein anderer Werwolf ausfindig gemacht?

Nichtsdestotrotz ging ich weiter - würde ich Remus erst verlieren, würde ich ihn vermutlich nicht mehr wiederfinden, nicht in der Düsternis des Waldes. Dass ich überhaupt mit ihm schritthalten konnte, führte ich darauf zurück, dass er sich immer wieder nach mir umsah, als würde er auf mich warten.

Plötzlich kam er abrupt vor mir zu stehen. Ich blickte mich um und als auf der vermeintlich leeren Lichtung immer mehr Werwölfe auftauchten - obwohl die Sonne mittlerweile definitiv und unbestreitbar aufgegangen war - musste ich schlucken.

Irgendetwas war nicht normal. Irgendetwas war ganz furchtbar schief gelaufen. Der rote Mond war immer noch zu sehen, so, wie man eben manchmal tagsüber Monde sah. Aber das dürfte doch keinen Einfluss auf die Werwölfe haben - oder?

In meinem Bauch breitete sich ein unbehagliches Gefühl aus. Hoffentlich waren die Werwölfe mir freundlich gesinnt. Remus war das. Auch als Werwolf. Warum, stand in den Sternen.

Vielleicht gab es doch so etwas wie Seelenverwandte? Oder es lag an mir? Oder er war irgendwie anders als die anderen? Oder von allem ein bisschen?

Was auch immer es war, irgendetwas sagte mir, dass es nicht für alle Werwölfe galt. Und wenn auch nur einer der versammelten Werwölfe mir feindlich gesinnt war...

Die Werwölfe stimmten ein schauriges Geheul an, schienen näher zu rücken - und dann flogen gleich mehrere graue Schatten auf mich zu.

When the moon is bleeding...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt