10 - Ich werde zur Schnecke gemacht

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𝕀𝕟 𝕥𝕙𝕖 𝕖𝕟𝕕 𝕥𝕙𝕖𝕪 𝕨𝕚𝕝𝕝 𝕛𝕦𝕕𝕘𝕖 𝕞𝕖 𝕒𝕟𝕪𝕨𝕒𝕪, 𝕤𝕠 𝕨𝕙𝕒𝕥𝕖𝕧𝕖𝕣

"Was wirst du jetzt tun?", fragte Remus nach einer Weile ernst.

"Was sollte ich denn tun?", erkundigte ich mich verwirrt.

"Woher soll ich das denn wissen?"

"Naja, keine Ahnung."

Das war zugegeben nicht allzu viel Info. Aber tief in mir drin wusste ich ohnehin schon, was ich tun würde: Nämlich nichts.

Klar, ich war von klein auf dazu erzogen worden, Halbblüter, oder, noch schlimmer, Muggelstämmige, zu hassen und zu verachten - und dazu zählten definitiv auch Werwölfe - aber meine Weltansicht hatte sich in den letzten Jahren drastisch verändert.

Der Sprechende Hut musste einen Grund gehabt haben, mich nach Gryffindor zu stecken - auch, wenn ich diesen mutigen Teil in mir noch nicht so recht entdeckt hatte, aber er musste wohl da sein.

Aber vor allem hatte der Hut mit seiner Entscheidung bewirkt, dass ich herausfand, dass es noch etwas anderes als die Weltanschauung meiner Familie gab. Wie es war, wenn man plötzlich ganz allein dastand. Und das war kein schönes Gefühl.

Man musste sich mal vorstellen so behandelt zu werden, nur, weil man ein Werwolf war. Da war man doch immer noch den Großteil der Zeit ein Mensch wie jeder andere.

"Ich finde, wir sollten mal wieder zurück", schlug ich schließlich vor.

Remus nickte und so machten wir uns auf den Weg. Tja, nur leider war es draußen immer noch eiskalt. Ich versuchte, leise und unauffällig zu zittern und mit den Zähnen zu klappern, aber offenbar gelang es mir nicht allzu gut, denn plötzlich spürte ich, wie eine Jacke über meine Schultern legte.

Irritiert blickte ich mich zu meiner Begleitung um. 

"Ich kann doch nicht zulassen, dass du dich in einen Eiszapfen verwandelst!", meinte er mit einem schiefen Grinsen im Gesicht.

War ja nett und so, aber wenn er sich jetzt in eine Eisskulptur verwandelte, war ich schuld. Spontan beschloss ich, dass wir da ja auch problemlos zu zweit drunter passten.

"Gleichfalls!", gab ich zurück.

Schweigend marschierten wir weiter, bis sich unsere Wege beim Krankenflügel trennten. Ich machte mich auf den Weg zum Gryffindorturm und kaum, dass ich dort angekommen war, kam eine überdrehte Holly auf mich zu.

"Wo zum Henker hast du gesteckt?!", rief sie mir schon von Weitem zu.

Was...? Irgendwie hatte ich glatt vergessen, dass ich ja jetzt durchaus jemanden hatte, dem mein Verschwinden auffallen könnte.

"Äh... Ich war nur... Naja, ich bin unterwegs eingeschlafen", klärte ich meine beste Freundin auf.

Diese ließ sich davon jedoch keinesfalls beruhigen.

"Ich komme also nichts ahnend zurück und du bist nicht da! Ich dachte schon, dir wäre was passiert! Weißt du eigentlich, wie kurz davor ich war, zu McGonagall zu gehen?!", machte Holly mich wutschnaubend zur Schnecke, "Aber dann dachte ich, was, wenn du ein Date hast oder so? Das wäre dann schön blöd gewesen. Auch, wenn ich dann so richtig beleidigt gewesen wäre, weil du mir nicht bescheid gesagt hast. Du hast dich doch mit niemandem getroffen, oder?!"

Unter Hollys Blick schrumpfte ich zusammen. Die Antwort, war ein klares Nein, das war nicht mal gelogen. Warum nur ging dieses einzelne verdammte Wort so schwer über meine Lippen? Vielleicht, weil du die ganze Nacht in Gesellschaft eines Werwolfes warst, der durchaus eine Junge ist, meldete sich eine Stimme in meinem Hinterkopf zu Wort.

"Nein, ich hatte kein Date", beruhigte ich Holly, "Und es tut mir leid, dass ich einfach verschwunden bin, okay? Kommt nicht wieder vor. Was kann ich machen, damit du mir verzeihst?"

Bei meinen letzten Worten breitete sich ein riesiges Grinsen im Gesicht des blonden Mädchens aus. Sollte ich irgendwie Angst haben?

When the moon is bleeding...Where stories live. Discover now