Gegen den Herrn arbeiten

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Schnaubend setzt sich Julie auf und schüttelt den Kopf. „Das wird mir keine Sau glauben." Alucard sieht geschockt zu ihr, nimmt ihr Gesicht in seine Hände und starrt ihr in die blauen Augen die ihn nun komplett irritiert ansehen. „Was ist passiert? Du warst nicht ansprechbar, du hattest Wunden die heilten, deine Narben sind weg, du hast aus den Ohren geblutet, du hast-" Die junge Frau hört schon gar nicht mehr zu, lächelt nur leicht und kann die Besorgnis in den eigentlich so kalten, roten Augen sehen. Oder zumindest glaubt sie es, die Brille hat sie auf dem Nachttisch. Aber wenn sie die eigenen Augen ein wenig zusammenkneift, dann kann sie es unscharf erkennen. Der, der sie gestern noch einfach so abgeknallt hätte hat nun Panik, Erleichterung und Sorge in seinen Augen und auch noch für sein Opfer. „Mir geht's gut, Alucard. Du wirst mir scheiße nochmal nicht glauben was passiert ist." Unnötig atmet er durch und lässt sie wieder los, richtet sich auf. Vorsichtshalber holt Julie ihre Brille, klappt sie auf und kann nun wieder sehen. Und es bestätigt sich die Vermutung dass sich in seinen Augen die Sorge und die Panik widerspiegeln. „Ich stand SO kurz davor die Lady und ein paar Ärzte einzuschalten, du solltest besser eine gute Ausrede parat haben!" Sie lacht kurz und sieht dann zu Baskerville, wobei dieser ihr im nächsten Moment nur den Kopf gegen ihren drückt und dann ein wenig um sie herumtapst, ehe er es sich direkt auf ihrem Schoß gemütlich macht und zusammenrollt wie eine Katze. Zwar hat sie nicht so viel Platz, aber sie krault ihm hinter dem Ohr, was der Dämon ziemlich genießt. „Also an sich... habe ich Jesus getroffen." Alle Emotionen weichen von seinem Gesicht, nur seine Augenbrauen gehen hoch. „Jesus. JESUS. Bist du dir sicher? Ich meine- vielleicht standest du kurz vor dem Sterben oder so?" Wieder lacht sie. „Joa... lustige Geschichte! Gott will mich tot sehen." Welche Drogen hat das Weib bitte genommen? „Okay, hör mir zu." Und das tut er auch. Und auch ziemlich skeptisch, denn Gott hatte er schon vor Jahrhunderten abgeschworen und somit eigentlich auch Jesus, oder Emmanuel. Wie auch immer man das jetzt lieber hat. Sie erzählt ihm von allem, der Lichtung, dem aufkommenden Sturm, den Verletzungen die er geheilt hatte und auch den Engeln und dem Plan. Es passt überraschenderweise irgendwie zusammen. Die Wunden die auftauchten und verschwanden. Die Berührung des Engels und das Auslöschen der ‚Unreinheiten' die Baskerville hinterlassen hatte und genau deswegen ist das, was man ihm offenbart, noch ein klein wenig schockierender. Diese Konstellation, die man in der Bibel aufgeführt hatte und an die man bis heute festhält, wurde komplett erfunden? Er hatte einfach Magie genutzt? Gott hat diesen Jungen als einen der seinen deklariert und er ist jetzt sein Schüler? Alucard setzt sich auf die Bettkante und lehnt sich ein wenig geschlagen nach vorn, der Kopf hängt und er starrt auf den Boden. Julie sieht hilfesuchend zu Baskerville, doch der schnaubt nur und geht von ihr runter, bevor sie hinter ihn rutschen kann. „Alucard? Alles in Ordnung?" Naja, offensichtlich nicht! Aber vielleicht hilft es beim Reden. „Er hatte mich damals wirklich einfach im Stich gelassen." Im nächsten Moment legt er den Kopf in den Nacken und sieht an die Decke, in seinem Kopf spielen sich all die Szenen ab in denen er um die Hilfe des Herrn gebeten hatte und sie nicht bekam. „Er hätte sie alle retten können. Er hätte UNS alle retten können!" Die junge Frau betrachtet ihn besorgt, was wohl damals passierte damit er so reagiert? Stumm rutscht sie direkt hinter ihn und legt ihre Arme um ihn, ihren Kopf auf seine Schulter. „Er hätte so viel leid verhindern können. So viele Tode. So viel Elend." Sie ist überrascht als er sich tatsächlich nach hinten lehnt und sie aus dem Augenwinkel ansieht. „Wieso." Darauf hat Juliette keine Antwort und sie weicht seinem Blick aus. „Wieso? Wieso lässt er so viel Scheiße zu wenn er es verhindern könnte? Warum lässt er so viel in seinem Namen geschehen das nicht einmal von ihm initiiert wurde!" Der Urvampir versteht es nicht, wieso sollte man es machen lassen wenn es im eigenen Namen geschieht? Julie leckt sich über die Lippen und seufzt, ehe sie ihn wieder ansieht. „Weißt du... selbst Emmanuel meinte dass das mit mir vor allem eine Aktion ist um ihn zum Handeln zu bringen. Er findet es selbst scheiße dass er nichts tut obwohl sich so viele hilfesuchend an ihn wenden." Ihre Mundwinkel gehen leicht hoch. „Wie siehts aus... Lust Gott ein Schnippchen zu schlagen und mich am Leben zu lassen? Der alten Zeiten willen. DEINER alten Zeiten willen." Für ein paar Sekunden mustert er sie, ehe er sich mit ein wenig Gewalt nach hinten lehnt und sie so zum umkippen bringt sodass sie auf dem Bett liegt, er halb auf ihr drauf. Alucard dreht sich um und kniet über ihr, sieht sie skeptisch an. „Du hast die richtigen Argumente, Mensch." Amüsiert schnaubend hebt sie ihre Daumen hoch. „Wuhu." Beide sehen sich an, ehe Alucard aufsteht und schmunzelnd dabei zusieht wie sie sich mühsam aufrichtet und die Brille wieder richtet. Emmanuel also, huh...?

The BelieverWhere stories live. Discover now