Dornenkrone

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Sie ist drin. Gut, wohin jetzt? Moment... rechts. Sie weiß durch Emmanuel wo Kameras sind und schaltet sie kurzzeitig aus indem sie einen Nebel vor der Kamera entstehen lässt bevor sie überhaupt in das Sichtfeld gerät. Es ist nicht einfach sich in den halb dunklen Gängen fortzubewegen, aber es ist immer noch besser als im Licht zu stehen und gesehen zu werden. Julie läuft geduckt unter den Fenstern durch, lässt ihre Schritte lautlos werden indem sie sich Luftpolster unter ihre Schuhe packt und kann so komplett lautlos dorthin wo sie auch wirklich hin muss. Magie ist doch echt was schönes, vor allem so verdammt praktisch! Vor einer Tür bleibt sie stehen und wartet kurz, bis sie sich vorsichtig dort hin schleicht und erst einmal probiert die Tür zu öffnen, hätte ja sein können dass sie offen wäre. Erst dann legt sie eine Hand an das Schloss und konzentriert sich. Metall ist nichts anderes als ein Untergruppe der Erde wenn man es genau nimmt. Erz ist und bleibt ein Teil des Erdelements und sie spürt wie das Schloss kurz erzittert. Dann ertönt ein Klacken und die Tür springt auf. Sie will nicht zählen wie oft sie das mit Emmanuel üben musste bis sie das endlich drauf hatte. Frustrierende Tage. Genauso vorsichtig wie vorhin geht sie rein, schließt hinter sich die Tür und schließt auch wieder ab, wenn das so einfach geht dann sollte sie auch keinen Verdacht schöpfen lassen wenn man die arme Frau findet und hier kontrolliert. Ihr Blick fällt auf ein paar Bücher, wobei ‚ein paar' vielleicht ein bisschen untertrieben ist. Die Bibliothek gehört hier zu der umfangreichsten der Welt mit dem ältesten Wissen welches man dokumentiert hatte. Dennoch sollte sie sich nicht zu lange mit dem Anblick aufhalten, auch wenn es ihr Respekt einflößt. Sofort geht sie nach links an die äußerste Wand und schleicht sich lautlos an den Regalen vorbei. Keine Menschenseele ist hier drin, sie hört sich selbst Atmen und ist schon fast erschrocken wie laut das sein kann wenn man einmal so darauf achtet. Nur schemenhaft kann sie etwas erkennen aufgrund der Laternen die ihr Licht durch die Fensterfronten hier reingeben welche die Regale immer wieder unterbrechen. Sie geht an der ersten Tür vorbei, das sollte dann wohl das abgegrenzte Abteil für die Dämonologie sein, soweit ihre Informationen richtig sind. Hinten sieht sie eine weitere Tür, das Zimmer für Pater Anderson und seine Vergangenheit mit Werwölfen. Sie zählt die Schritte bis sie bei der zweiten Tür angelangt ist, halbiert sie und stellt sich dort genau vor das Regal mit den Büchern hin. Julie hebt ihren linken Zeigefinger senkrecht nach oben und spürt erst eine extreme Hitze, ehe sich ein kleines Flämmchen bildet und einen Fingerbreit über der Fingerkuppe schwebt. Das ausstrahlende Licht sorgt für genug Sichtweite um sich die Buchrücken anzusehen. Sie braucht ein bestimmtes Buch und das sollte genau in der Mitte von den beiden Türen sein. Immer wieder zuckt sie zusammen wenn sie ein Geräusch hört und reißt ihren Kopf in die Richtung, entspannt sich aber relativ schnell wieder und sucht weiter. Titel für Titel sieht sie sich an und es braucht ein wenig bis sie es gefunden hat. So einen Zugang wollte sie schon immer einmal auslösen, als wäre es ein Geheimagentenfilm oder so etwas! Vorsichtig zieht sie das Buch raus, zwängt ihre Hand in den schmalen Durchgang und tastet herum bevor sie eine Platte erfühlen kann. Mit den Fingern fährt sie an dem Umriss entlang und drückt dann drauf. Ein leises Klacken ertönt und Juliette nimmt ihren Arm wieder raus, stellt das Buch zurück und tritt einen Schritt zurück. Das Flämmchen löscht sie wieder und wartet, wobei sie so etwas wie das Zischen von Hydraulikzylindern hinter sich hören kann. Sie dreht sich um und nickt anerkennend, ein Teil des Regals direkt hinter ihr hebt sich ein wenig an und wird auf die Seite geschoben, eine Treppe nach unten in tiefe, schwarze Dunkelheit wird enthüllt und sie atmet tief durch. Gut, dann eben da runter. Wieder lässt sie das Flämmchen erscheinen, was für eine idiotische Idee die vorher zu löschen. Zögerlich und mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend betritt sie die Treppe und geht langsam nach unten. Als sie ein paar Meter hinter sich gebracht hatte, schließt sich der Zugang wieder und sie sieht nach oben. Na ganz toll, schnell kommt sie hier nicht mehr wieder raus. Und was ist wenn sie raus will und man wartet auf sie? Da hätte Emmanuel ihr echt mehr Infos geben können. Darüber kann sie sich aber später noch Gedanken machen, erst einmal sollte sie das finden was sie finden sollte und vielleicht gibt es mehr als einen Ausgang. Wenn das Hydrauliksystem nicht funktioniert, dann muss es so etwas wie einen Plan B geben, man kann hier unten nicht einfach so sterben.

The BelieverWhere stories live. Discover now