11 | zukunftshell.

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AUGUST 1997

„Kannst du mal dran ziehen?"

Die Stimme ertönte so abrupt, dass sie sich fast verschluckte.

Sie hatte schon den gesamten Morgen damit zugebracht, dabei zuzusehen, wie sich die Leinen des weißen Festzeltes in der Sommerbrise wogen und nun, wo sie in die schattige Küche des Fuchsbaus sah, hatte es sich vor ihr geistiges Auge gebrannt. Sie musste mehrfach blinzeln, bis es verschwand - und George erschien, der ihr auffordernd seinen mit Mullbinden umwickelten Kopf hin hielt.

Mit einem Stöhnen schob Logan ihr Brot auf die Ablage. „Verdammt George, ich esse."

„Ja", erwiderte er trocken und deutete auf das Stoffknäul, das sich unter seinem Haar mit Wundflüssigkeit vollgesogen hatte, „und mir läuft gleich das Blut ins Hirn."

Mit zusammengepressten Lippen holte Logan Luft. Stelle sicher, dass sie von ihrem Frühstück nichts mehr schmeckte, und zog.

Dort, wo sich einst Georges Ohr befunden hatte, klaffte nun bloß noch ein galleonengroßes Loch und er stöhnte vor Erleichterung, als Logan es von den Kompressen befreite; „Danke."

Sie ließ den faustgroßen Stofffetzen bloß in seine Handfläche fallen, sodass das getrocknete Blut bröckelte.

„Wie geht es dir?", fragte sie, nachdem George sich einen Moment in der Vitrine gemustert und seinen verzogenen Ausdruck aus Ekel, schamloser Faszination und Belustigung überwunden hatte.

Er rupfte sich das Jacket aus Drachenleder zurecht. Dasselbe graue wie vom Neujahrsabend. Mittlerweile spannte es sich über seine Brust, aber Logan hätte seine tiefen Atemzüge auch so sehen können. Er trudelte immer noch ein wenig, wenn er sich nicht an einem Geländer hielt.

Trotzdem setzte er ein Grinsen auf: „Gut."

Also merkte Logan an was viel eher wie eine beiläufige Beobachtung klingen sollte: „Du hast Angelian gar nicht dabei."

Diesmal verzog George sein Gesicht nicht aus schamloser Begeisterung.

„Natürlich habe ich sie nicht dabei", erwiderte er trocken, „nicht solange der da drauf aus ist, mich ständig in die Scheiße zu reiten."

„Hör auf, Georgie, das würde ich niemals tun."

In just diesem Moment hatte Fred die Küche betreten. Balancierte genüsslich ein Silbertablett in der freien Hand, die er nicht in seiner Anzughose vergraben hatte. Das tiefe Schwarz kämpfte gegen sein flammendes Rot und Logan wünschte sich sehnlichst, sie hätte ihn in Drachenleder nicht so verdammt anziehend gefunden.

„Limonen-Biscuit?"

Auffordernd schob er es in ihre Mitte. Süßer Zitronenduft betörte die Luft.

„Die sind für den Nachttisch", sagte Logan.

„Also für dich", säuselte Fred und zog sie flink zu sich heran.

George investierte in ein herzhaftes Würgegeräusch: „Ich kotz gleich."

Freds heiseres Lachen hörte er nicht, weil es schon in diesem Augenblick in Logans Lippen versank.

Bill und Fleur Weasley heirateten in einer bezaubernden Sommernacht. Sie heirateten, als die Sonne über die Baumwipfel von Ottery St.Catchpole sank, gaben sich das Jawort zu einer herzhaft schniefenden Mrs. Weasley und eröffneten das Festbankkett mit einem so leidenschaftlichen Kuss, dass alle Geschwister durch das gesamte Festzelt johlten.

Sie feierten ihre Hochzeit, Gäste trudelten durch die Gartenpforten auf die Wiesen, betranken sich an Giggelsekt und krakehlten zu heuchlerischen Romanzen in die Nacht hinein. Sie heirateten und Fleur trug ein Kleid aus fließender Seide, Bill ummalte sie mit jedem Kuss und Logan und Fred saßen abseits unter den Trauerweiden, als die Dunkelheit über den Fuchsbau sank.

THE AFTERMATH » fred weasleyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt