10 - [Wie In Den Büchern]

815 35 0
                                    

Nun saßen wir im dunklen. Weder Käufer, noch meine Eltern waren hier.

Als sie uns nicht mehr fanden, mussten sie wohl gedacht haben, dass wir beide schon nach Hause gegangen waren.

Zusammen saßen wir auf einen der niedrigen Regale, während Courtney sich noch an ein größeres lehnte.

Mit ihrer Handytaschenlampe leuchtete sie aufs Buch.
,,Machst du das öfters?" Legte sie das Buch zur Seite und fragte mich.
,,Was meinst du?" Setzte ich mich gerade auf und wartete auf ihre Antwort.
,,Nach Ladenschluss hier zu bleiben?" Sie trug ein Lächeln, als wüsste sie die Antwort.

Ich schüttelte mit dem Kopf. Ich hätte etwas sagen sollen, als die Lichter ausgingen, doch es fühlte sich richtig an, einfach zu schweigen.

Sie hob ihren Kopf auf und ab.
,,Und du? Hast du dir schon öfters Bücher ausgeliehen?" Ich sprach leicht provoziernd.

Sichtlich stockte ihr Atem.
,,Du weisst, dass ich es geklaut habe, nicht wahr?" Geschlagen rieb sie sich den Hinterkopf.

Ich nickte nur.
,,Warum hast du nichts gesagt?" Sie lehnte sich zu mir vor.
,,Ich weiss es nicht. Ehrlich" Es war keine befriedigende Antwort, aber es war die Wahrheit.

Courtney begann zu Lachen, und das nicht gerade leise.
,,Danke" Das meinte sie aufrichtig. Sie lächelte mich sanft an, schaute direkt in meine Augen und bedankte sich.

Nun kam mein Atem ins stocken.
,,Nicht der Rede wert" Dieses Gefühl war wieder da. Ich musste einfach wegschauen.

Courtney wollte gerade wieder das Buch in die Hand nehmen, als wir beide ein lautes Geräusch vernahmen.

Kleine Wassertropfen rieselten auf den Fensterscheiben herab.
,,Wir sollten hier bleiben, bis der Regen etwas abgeklungen ist" Sagte ich.

Es war zwar kein Sturm oder ähnliches, doch der Regen war trotzdem stark. In wenigen Sekunden, wären wir wahrscheinlich durchnässt gewesen.

Courtney schlug das Buch wieder auf, doch sofort klappte sie es mit einen Seufzen zu.

Mit einem nervösen Lächeln schaute sie mich an. Ich verstand erst nicht, warum sie das Buch weglegte.

Bis ich ebenfalls die Tür vernahm, welche mit Druck in den Türrahmen fiel.

Vor Unruhe begann ich zu Zittern. Ich wusste nicht, wie ich reagieren sollte. Ich versuchte einfach mich auf Courtney zu konzentrieren, welche so aussah, als würde sie sich auf den Adrenalinkick freuen.

Ruckartig half sie mir von dem Regal, hinter welchen wir uns auch versteckten. Meine Augen fanden eine kleine Lücke zwischen den Büchern, durch welche meine Augen spähnten.

Ein älterer Mann kam mit seiner Taschenlampe durch die Gänge gelaufen.

,,Benjamin ist aber ziemlich spät dran" Wisperte ich eher zu mir selbst. Courtney starrte mich verwirrt an.
,,Benjamin ist der Wachmann den meine Eltern angeheuert haben, als die Bücherei vor ein paar Jahren verwüstet wurde" Klärte ich sie auf.

Er kam immer näher auf uns zu. Courtney nahm mich an die Hand und lief mit mir zum angrenzenden Regal.

Meine Schuhe schallten dank den kleinen Absetzen auf dem Boden. Das Adrenalin durchzog nun auch meine Adern, weswegen ich die Schuhe bewusst anbehielt.

Wir kamen immer näher an die Tür, aber auch immer näher zu Benjamin. Er konnte den Schall nun besser wahrnehmen.

Doch er erwischte uns nicht wegen meinen Schuhe, sondern weil ich versehentlich ein Buch aus einen der Regale heraus riss.

,,Hey, wer ist da?" Brüllte er los. Courtney half mir beim aufstehen und rannte mit mir zur Tür.
,,Stehen geblieben" Schrie er noch hinterher, doch wir befanden uns schon im strömenden Regen.

Washington war in der Dunkelheit versunken. Gebannt bestaunte ich den sternlosen Himmel.

Meine Sicht versunk allerdings in schwärze, als Courtney mir ihre Jeansjacke über den Kopf legte.

Courtney war lang angezogen, ihr machte der Regen also nichts aus, doch ich ahnte nicht, dass eine Sommernacht so kalt sein konnte.

Ich fand mich in einen trägerlosen Kleid wieder, welches mir bis zu der Mitte meiner Oberschenkel reichte.

,,Danke" Meinte ich zu ihr, als ich mir die Jacke überstreifte.
,,Nichts zu danken" Winke sie sofort ab.

Sie nahm mich wieder bei der Hand und zog mich von dem Gelände runter.

Ich drehte mich noch einmal um und konnte Benjamin völlig außer Atem in der Hocke sitzen sehen.

Gemütlich schlenderte sie mit mir durch die vollen Straßen Washingtons.
,,Hey, weiss du..." Begann ich stottert.
,,In ein paar Wochen habe ich auch Geburtstag, wenn du willst kannst du und Ashton auch kommen" Ich mied ihren Blick, welcher mich förmlich durchlöcherte.
,,Gerne" Sagte sie mit einem Lächeln.

Es vergingen Minuten in denen wir nur schwiegen. Langsam kamen wir immer näher auf meinen Wohnblock zu.

Courtney löste ihre Hand von meiner. Die Kälte des Regenschauers breitete sich sofort in meiner gewärmten Hand aus. Ich wollte, dass Courtney sie wieder nahm.

Doch sie zündete sich eine ihrer Zigaretten an und bließ den gezogenen Rauch aus, welcher von den Regentropfen durchlöchert wurde.

,,Ich muss in die Richtung" Zögerte sie zu sagen. Sie zeigte mit ihren Zeigefinger auf eine Einwandstraße.
,,Wir sehen uns doch morgen in der Schule, oder?" Presste ich schnell hervor.
,,Natürlich" Meinte sie mit einen Grinsen, welches sich zu ein kleines Lachen verwandelte.

Erst als sie in die Straße einbog, bemerkte ich, dass ich immer noch ihre Jacke trug.

Ich wollte ihren Namen rufen, doch ich wollte mich noch nicht, von dieser Wärme trennen.

Es war eine andere Wärme. Die Jacke war aus dünnen Jeansstoff gefertigt und eigentlich war sie schon pitschnass, doch trotzdem spendete sie mir Wärme.

Vielleicht war Geborgenheit ein besser Ausdruck gewesen. Ich war glücklich, dass Courtney sie nicht zurück verlangt hatte.

Ohne ihre Präsenz, streifte ich schon fast ziellos durch die Straßen. Ich musste nach Hause, mich duschen, Hausaufgaben erledigen und essen.

Doch ich wär lieber hier geblieben. Hier auf den durchnässten Straßen Washingtons. Hier mit ihr.

Hopelessly In Love Where stories live. Discover now