18 - [Der Letzte Tag]

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Auch am letzten Schultag musste wieder ein Zettel aus meinem Spind fallen.

Meine Augen kniffen sich zusammen. Kelly und Theo sahen mich erwartungsvoll an.
,,Was sagt der Liebesbrief diesmal?" Zog sie mich auf.
,,Ich hoffe, dir gefällt mein Geburtstagsgeschenk" Zitierte ich Courtneys Worte.

Theos Spind fiel ins Schloss. Er legte seinen Daumen und Zeigefinger auf seiner Nasenbrücke, senkte sein Gesicht und bließ seine angehaltene Luft aus.
,,Du ignorierst Courtney schon seit einer Woche. Mal wieder" Sprach er im strengen Ton mit mir.

Ich knallte meine Spindtür zu und setzte mich in Bewegung.
,,Ich will einfach nur nach Hause und mich die Ferien über, in meinem Zimmer verkriechen" Gestand ich den beiden schon fast verzweifelt.

Ich konnte sehen wie Kelly ihre Augen rollte, als sie und Theo mir hinterher gelaufen kamen.
,,Du willst also deinen Geburtstag versäumen?" Hakte sie neckend nach.
,,Nein" Seufzte ich.
,,Können wir einfach einen Film gucken? Mehr nicht, einfach nur einen Film" Bat ich die beiden.

,,Rosalie" Redete Theo wieder auf mich ein.
,,Du solltest mit Courtney reden" Schweigend stimmte Kelly ihm zu.
,,Ich meine, wo ist das Problem, wenn du...lesbisch bist?" Flüsterte er den letzten Teil.

Der Flur war voll von irgendwelchen Schülern gewesen, die hektisch aus dem Gebäude rannten. Es musste keiner von ihnen wissen, was mir durch den Kopf ging.
,,Keine Ahnung!" Meinte ich etwas laut. Einige Köpfe drehten sich schon in unsere Richtung.

Etwas beschämt, ließ ich meinen Kopf hängen.
,,Ja du hast keine Ahnung, da es kein Problem ist, trotzdem möchtest du es nicht akzeptieren" Nun hielt Kelly mir einen Vortrag.

Es war viel, sehr viel. Ich kam damit einfach nicht klar. Ich sollte es so leicht akzeptieren, obwohl ich letzte Woche noch dachte, dass ich auf Männer stand.

Es war nicht so leicht, wie sie es sich vorstellten. Es war einfacher als Außenstehende zu sagen: "Akzeptier es doch einfach", anstelle die betroffenene zu sein.

Ich war nicht wütend, trotzdem bereiteten sie mir Kopfschmerzen.
,,Okay, anderes Thema! Kaum zu glauben, nächstes Jahr machen wir unseren Abschluss" Es war kein überzeugender Wechsel, verzweifelt klang er dazu auch noch, doch die beiden stimmten mit ein.

Ich beobachtete wie Kelly in alle Klassenzimmer starrte, als hätte sie etwas gesucht.

Plötzlich weiteren sich ihre Augen, als hätte sie es gefunden.
,,Geht schon mal ohne mich weiter, ich hab noch was zu erledigen" Ohne ein weiteres Wort, warf sie mir ihren Autoschlüssel entgegen und verschwand in das angrenzende Zimmer.

Theo und ich tauschten fragende Blicke mit einander aus. Mit einem Schulterzucken wendete er seinen Blick von der Tür ab.

Ich ließ mich schon fast in die Türen der Schule fallen, als ich mit meinen ausgestreckten Armen sie aufschlug.
,,Was ist nun schon wieder?" Mir fiel es schwer, Theo sein Lächeln zu deuten.

Leicht verwirrt starrte ich zu ihm hoch. Sofort veränderte er sein Blick zu einem "Du-Kannst-mit-mir-über-alles-reden" -Ausdruck.

Nun verstand ich.
,,Ich möchte nicht darüber reden" Seufzte ich.
,,Ah ja, sicher doch" Machte er sich lustig.
,,Warum denn nicht?" Hakte er weiter nach.
,,Weil ich Angst habe, dass du und Kelly es falsch verstehen werdet" Ich sprach so schnell, dass ich mich an meinen eigenen Worten hätte verschlucken können.

Schon fast panisch lief ich über den Schulhof. Zum ersten mal musste ich realisieren, dass ich mich nicht in meine Gedankenwelt fliehen konnte.

Da war sie wieder. Das mir bekannte Lachen, welches von der Mauer ausging.

Ruckartig blieb ich auf der Stelle stehen.
,,Rosalie!" Rief Theo völlig überraschend.

Verkrampft drehte ich mich zur Steinmauer. Mit einer Zigarette im Mund, musterte mich Ashton mit einen Lachen. Jasper und Jackson schienen mich nicht zu bemerken, doch Becca...

Becca sah mir voreingenommen hinterher, als ich mich Zwang weiter zu laufen. Ich konnte ihren Blick auf mir liegen spüren. Sie verfolgte mich förmlich.

Ich wusste nicht, ob sie sauer auf mich gewesen war, wegen Courtney. Ich hatte nicht die leiseste Ahnung, ob sie überhaupt etwas wusste.

,,Komisch" Brach Theo die Stille mit seinen Worten. Schnell drehte ich mich zu ihm und wartete auf seine Erläuterung.
,,Courtney ist gar nicht bei ihnen" Ich drehte mich noch einmal zu ihnen. Nun hatten alle eine Kippe im Mund, aber Courtney nicht, sie war wirklich nicht da.

Mir fiel ein Stein vom Herzen, als wir endlich bei Kellys roten Oldtimer ankamen.

Sofort setzte ich mich auf die Rückbank.
,,Eh?" Stieß ich unabsichtlich aus. Theo hatte sich zu mir nach hinten gesetzt, anstelle auf den Beifahrersitz.

,,Hör zu, ich kenne dich schon seit Jahren. Du denkst ohne Pause immer nach, auch wenn es nur deine kleinen Tagträume sind. Dir ist die ganze Sache gerade zu viel, und das ist auch vollkommen in Ordnung. Wir wollen dir helfen, aber dazu musst du mit uns reden" Ohne es realisiert zu haben, fand ich mich schon in seinen Armen wieder.

,,Du bist wie ein alter Weiser Mann, Theo" Er war definitiv verwirrt gewesen, ob meine Worte nun ein Kompliment waren, oder nicht.
,,Danke...?"

Ich fühlte mich emotional, doch dieser sentimentale Moment wurde unterbrochen, als Kelly die Tür ihres Autos öffnete.

,,Hab ich etwas verpasst?" Fragte sie, während sie den Motor startete. Ich löste mich aus Theos Armen und setzte mich gerade auf.
,,Wir müssen reden" Stotterte Ich nervös vor mich hin.

Ich konnte keinen von beiden in die Augen schauen, ich versuchte auch eher ihren ganzen Anblick zu vermeiden.

,,Ich weiss eure Hilfe sehr zu schätzen" Begann ich. Ich schaute aus der Fensterscheibe heraus und fokussierte mich auf meine Mitschüler, die an uns vorbei liefen.

,,Würdet ihr bitte aufhören mir zu sagen, dass ich meine Sexualität akzeptieren soll. Ich fühl mich so unter Druck gesetzt. Es muss so leicht für euch sein einfach zu sagen, dass ich es akzeptieren soll, doch das ist nicht mein Tempo. Ich kann es einfach nicht akzeptieren, zumindest noch nicht, also gibt mir bitte Zeit!" Flehte ich.

Beide sahen geschockt aus. Ich hätte am liebsten die Zeit zurück gedreht, bevor ich meine Gedanken aussprach.

,,Tut uns leid" Wandte sich Kelly zu Wort.
,,Schon in Ordnung" Lächelte ich erleichtert.

Hopelessly In Love Where stories live. Discover now