✧ 𝑓𝑖𝑓𝑡𝑦𝑓𝑖𝑣𝑒 ✧

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Jimin P.o.V.
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Die Stelle, an der sich mein Herz befand, fühlte sich seltsam leer an. Wie, als hätte man mir den Muskel hinausgerissen und ein triefendes Loch hinterlassen. Ich spürte meinen Körper nicht mehr richtig, Geräusche nahm ich nur verzerrt wahr.

Nachdem Jeongguk und Tae mich von meinen Eltern, oder wohl nur noch Erzeugern, weggebracht hatten, konnte ich die Tränen nicht mehr zurückhalten. Und auch, wenn ich mich mit ganzem Willen dagegen gewehrt hätte, wusste ich, dass die Anströme an Tränen nie versiegen würden, dafür brannten sie zu sehr.

Mit verquollenen Augen waren wir vor ein paar Stunden wieder bei unserer Freundesgruppe auf dem Freizeitpark angekommen. Auf die fragenden Blicke der Anderen hin, hatte es zum Glück nur Taehyungs Kopfschütteln gebraucht und niemand hakte weiter nach, was passiert war. Achterbahnfahren war mir danach egal. Es gab keine, die mir zu hoch war und keine, die mir zu schnell war. Das Adrenalin ließ mich für einen kurzen Moment abschalten.

Jetzt war ich einfach nur noch unendlich erschöpft, als wir endlich wieder im Hotel eintrafen. Mit Kopfschmerzen ließ ich mich rücklings aufs Bett fallen, meine Augen wogen Tonnen, die Schuhe an meinen Füßen waren mir gleichgültig.

»Hey.« Jeongguks sanfte Stimme drang zu mir durch und ich öffnete kurz meine schweren Augen.
»Hm?«
»Möchtest du... möchtest du kuscheln?« Er blickte mich vorsichtig an, wie als könnte er jetzt noch etwas an meinem Herzen brechen.

Angestrengt nickte ich. Dann merkte ich, wie sich die Matratze neben mir senkte und wie mich auf einmal Wärme umhüllte. Jeongguk musste mich wohl anscheinend in seine Arme gezogen haben. Verloren krallte ich mich in sein Oberteil und vergrub meinen Kopf in seiner Brust, die sich gleichmäßig hob und senkte.

Alles um uns herum war still, nur meine Gedanken wollten nicht verstummen. Immer und immer wieder spielten sie das Szenario ab, wiederholten die Worte meiner Eltern und ich wollte einfach nur noch, dass es aufhörte. Ich hatte mir immerhin schon genug Vorwürfe gemacht.

»Jeongguk?« Sein Name aus meinem trockenen Mund klang verzweifelt.
»Ja?«
»Kannst du mich... irgendwie ablenken? Ich habe das Gefühl zu... ertrinken...«
Dass meine Stimme schon wieder zu Zittern begann und sich ein Kloß in meinem Hals bildete, machte mir Angst. Ich wollte nicht, dass es schon wieder losging, dass ich schon wieder zu weinen begann. Deswegen streckte ich mich etwas nach oben, als Jeongguk nicht gleich reagierte und legte meine Lippen auf seine. Und endlich verstummten meine Dämonen.

Seine Lippen auf meinen war die Lösung, alles, was mich in diesem Moment beflügelte. Aus welcher Intuition ich dies hier gerade tat, war unterbewusst bedeutungslos, Hauptsache meine Schmerzen würden nachlassen. Ich küsste ihn nicht aus Zuneigung, ich küsste ihn wegen meinem egoistischen Verlangen nach... schweben.

Zögerlich erwiderte Jeongguk den Kuss. Der Anfang war etwas holprig, es schien so, als würde er gerade nicht dieselbe Leidenschaft, wie ich empfinden. Doch je länger ich ihn küsste, je intensiver es wurde, desto mehr ließ er sich darauf ein. Und schon bald saß ich dicht an ihn gepresst auf seinem Schoß, drückte mein Becken gegen seines und verlor allmählich meine Kleidung.

Nur noch in Boxershorts und T-Shirt ließ ich meine Hüften kreisen und Jeongguk keuchte unter mir auf. Es gefiel mir komischer Weise, die Kontrolle über ihn zu haben. Ob das an heutigen Geschehnissen lag, dass ich nach Kontrolle lechzte, oder ich eine neue Seite an mir entdeckt hatte, konnte ich nicht sagen. Aber das war auch unwichtig. Alles was wichtig war, war das Schweben. Und allmählich schwebte ich.

Unsere Lippen schmiegten sich immer lasziver aneinander, meine Lust stieg immer weiter und gerade, als ich meine Hand in Jeongguks Boxershorts gleiten lassen wollte, hielt er mich am Handgelenk zurück.
»Findest du wirklich, dass das hier der passende Zeitpunkt ist?« Seine Augen waren groß und so schön braun. In ihnen lag jedoch ein gewisser Funke an Zweifel und... Reue?

Sofort wurde ich aus meinem Schweben gerissen und die Realität schmetterte mich beinahe nieder, wie eine Welle, die gegen Felsen peitschte und zerbarst. Ich blinzelte mehrmals und begriff erst dann, was ich hier gerade eben eigentlich versucht hatte. Unser erstes Mal sollte definitiv keine Ablenkung sein, nur weil ich keinen anderen Ausweg aus meinen Gedanken finden konnte.

»Tut-...tut mir leid-...«, stammelte ich, in meinen Ohren rauschte das Blut. Ich merkte, wie alles wieder hochkam und es traf genau das ein, was ich verhindern wollte. Erste heiße Tränen quollen aus meinen Augen, verschleierten meine Sicht. Mein Körper krampfte und meine Kehle zog sich zusammen.

»I-ich-.. ich... wollte das g-gar nicht-«, schluchzte ich auf einmal. Mein Brustkorb vibrierte und eine Gänsehaut überzog meinen Körper.
»Shh~... ist schon gut«, flüsterte Jeongguk und schlang seine Arme um mich. »Ich bin nicht böse auf dich.« Seine Hände streichelten über meinen Rücken. »Das könnte ich nie...«

»A-aber... ich.. ich-.« Jeongguk ließ mich nicht ausreden, sondern drückte mich mit einem, »Shh~ schon gut«, näher an sich. Das war's. Mein Körper wurde durch mein nächstes Schluchzen so heftig geschüttelt, dass ich mir beinahe schon erbärmlich vorkam. In den darauffolgenden Minuten mutierte ich zu einem Wrack. All die Tränen, die ich doch so schmerzlich zurückgehalten hatte, durchbrachen mich und das Stechen in meinem Kopf wurde immer schlimmer.

»Sie-... sie haben gesagt, dass-..., dass ich nicht mehr ihr- S-Sohn bin...« Meine Worte kamen bebend über meine Lippen und wurden durch mein stetiges Schluchzen durchbrochen. Dann wisperte ich leise: »Ich werde sie... nie wieder sehen.« Und die Bedeutung überrollte mich ein zweites Mal.

Als ich nach einigen Minuten nur noch wie eine leere Hülle an Jeongguk klammerte, begann er leise zu sprechen.
»Ich wünschte, ich könnte deine Eltern wachrütteln und ihnen zeigen, was für einen tollen Sohn sie haben. Aber, wenn man seinen eigenen Sohn nicht... nicht akzeptieren kann, dann ist es vielleicht besser so...
Ich weiß, die Worte sind hart und klingen falsch, aber irgendwann wirst du die Wahrheit in ihnen erkennen und diesen Teil zurücklassen können. Und egal wie lange das ist, ich werde immer an deiner Seite sein und dich unterstützen. Denn sie haben kein Recht, dir vorzuschreiben wer du zu sein hast. Und sie haben erst recht keinen Anspruch daran, dir zu sagen, wen du zu lieben hast.«

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𝐑𝐎𝐒𝐘 𝐂𝐇𝐄𝐄𝐊𝐒 | kookmin ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt