brennende Berührung

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"Bist du okay?", wird Rezo von der sanften und doch etwas rauen Stimme gefragt. Rezo hat Julien noch nie so erlebt. Er wirkt so ernst und fürsorglich zugleich, diese Seite an Julien durfte Rezo noch nie erfahren. Aber ist es gut, dass er sie jetzt kennen lernt? Und was soll er denn antworten? Ist er okay? Er weiß es doch selbst nicht.

Vorsichtig nickt Rezo als Antwort und lehnt sich nach hinten gegen das Sofa. Julien weiß nicht genau was er daraufhin machen oder sagen soll. Rezo wirkt so abgewandt, als will er dieses Gespräch oder was es auch immer ist unbedingt vermeiden, dabei will Julien doch nur wissen ob alles okay ist. Außerdem kauft er ihm dieses Nicken auch nicht im geringsten ab. Warum will Rezo es ihm denn nicht sagen?

"Wirklich?", hackt er also nochmal nach und lehnt sich seitlich gegen die Couch, um immer noch all seine Aufmerksamkeit bei Rezo haben zu können. Sofort mustert er Rezo auf eine Reaktion, aber irgendwie versucht Rezo auch das zu vermeiden. Was ist denn heute mit ihm soll? Aber Ju wahr vorhin auch nicht besser und das weiß er.

Nervös fängt Rezos Bein an auf und ab zu wippen, während er nochmal probiert die Sache mit einem Nicken abzutun und er sich auf den Film zu konzentrieren, aber trotzdem nicht ein Wort versteht. Seine ganze Konzentration wendet er immer noch Julien zu und im Augenwinkel beobachtet er jede noch so kleine Bewegung, als er plötzlich sieht wie sich etwas bei Julien regt.

Er hebt seinen Arm, der daraufhin langsam aber nicht zu langsam in Rezos Richtung schwebt, um sich abrupt auf sein Oberschenkel zu legen mit der eigentlichen Absicht das wippende Bein zum Stillstand zu bewegen. Und direkt als Juliens Hand den Stoff seiner Jogginghose berührt, fühlt er eine scharfe Gänsehaut über sich wandern, die sein Bein zucken lässt. Sofort steigt Rezo die Wärme ins Gesicht und wieder senkt er seinen Blick, doch diesmal findet er Juliens Hand und klammert sich mit weit geöffneten Augen daran fest. Als ob diese Berührung seine Haut verbrennt, verzieht er seine Augenbrauen.

"Ich meins ernst.", unterstreicht Julien noch mal seine Frage und hofft endlich etwas zu ihm durchgedrungen zu sein. Vorsichtig hebt Rezo seinen Kopf ein bisschen in Richtung Ju, lässt seine Augen aber noch etwas länger auf seiner Hand liegen, bevor er langsam seinen Blick etwas hebt, aber den Augenkontakt schafft er trotzdem nicht.

"Es ist alles gut, Ju.", hebt er seine Stimme und senkt seinen Kopf schnell wieder, als er die Worte teilweise verschluckt. Das hat sich nicht angehört, als wäre alles gut, das weiß selbst Rezo. Schnell räuspert er sich, dass so etwas ja nicht nochmal passieren kann. "Ich glaub dir das nicht wirklich.", flüstert Julien und rutscht noch ein paar Zentimeter auf Rezo zu. Was soll er denn jetzt machen?

Nervös spielt Rezo mit seinen Fingern, während er den bedrängenden Blick von Julien auf sich spürt. Was soll er denn jetzt sagen? Dass er nicht wirklich ganz okay ist? Aber wieso ist er denn nicht okay? Wegen seinem dummen Crush? Oder wegen seinem Denken über seinen eigenen Körper? Er weiß es doch selbst nicht.

"Du musst mir nicht sagen wieso, aber es ist okay nicht okay zu sein.", hört er plötzlich wieder Juliens Stimme in seinen Ohren. Ist es das? Ist es okay nicht okay zu sein? Aber er muss für seinen Job okay sein, er muss für sein Umfeld okay sein, weil er Ju zum Beispiel nicht mit in sein Loch ziehen will. Er muss okay sein.

Schon fast trotzend schüttelt Rezo darauf seinen Kopf. Er muss okay sein, zumindest wenn er dieses bezaubernde Lächeln auf Juliens Lippen je wieder sehen will. "Mir geht's gut.", schüttelt er nochmal den Kopf und setzt sich aufrechter hin, während er kurzerhand Juliens Hand von sich schubst.

Mit einem Hauch eines Lächelns, das er sich erzwingen musste, schaut Rezo dann wieder rüber zu Julien, um ihm zu beweisen, dass es ihm mehr als nur gut geht. Aber den Augenkontakt bricht er nach weniger als fünf Sekunden wieder ab und widmet sich wieder dem Film.

bittersüß - juzoWhere stories live. Discover now