Kapitel 2

1.1K 57 32
                                    

Am nächsten Morgen klingelt mein Wecker pünktlich um acht Uhr.

Stöhnend setze ich mich auf.
Das Sofa ist nun wirklich nicht zum Schlafen gemacht.

Die Unbekannte schläft noch.

Leise gehe ich ins Bad und ziehe mir frische Sachen an.
Dann schnappe ich mir meine Trainingstasche.
Essen werde ich einfach auf dem Weg zum Training.

Wenn sie aufwacht hab ich nämlich direkt ne fette Diskussion am Hals.
Und darauf habe ich um diese Uhrzeit so gar keine Lust.
Zum Glück scheint sie wie ein Stein zu schlafen.

Ich kaufe mir beim Bäcker um die Ecke ein Brötchen und esse das, während ich zum Trainingsplatz fahre.

Mein allererster richtiger Tag bei Borussia Dortmund startet.
Und das hoffentlich besser, als der erste Tag in meiner Wohnung.

Die neuen im Team werden begrüßt, bevor das erste Training startet.

Ich strenge mich wahnsinnig an.

Leider Gottes ist es damit für heute nicht getan.
Der Staff wird uns ebenfalls vorgestellt.

Edin stellt alle vor, bis wir zum medizinischen Team kommen.
Ein kleines Grüppchen steht beisammen.

Ich passe ehrlich gesagt so gar nicht auf.

"Und das ist unsere neue Teamärztin."
"Hallo" antwortet eine weibliche Stimme.

Mein Kopf ruckt nach oben.

Nein.
Das darf nicht wahr sein.
Bitte nicht.

Die gleiche Frau wie gestern Abend sieht mir direkt ins Gesicht.

Ein Ausdruck blanken Entsetzens auf ihrem schönen Gesicht.

Oh Gott.

Ich höre dem Rest von Edins Rede nicht mehr zu.
Ich starre sie einfach nur an.

Das kann ja nur schief gehen.
Sie ist mir ja gestern Abend schon beinahe an den Hals gegangen.
Und so jemand soll Arzt sein?

Sie begrüßt die anderen und schüttelt zahlreiche Hände.
Bis sie schließlich zu mir und Karim kommt.

Sie ignoriert vehement meine ausgestreckte Hand und schüttelt die von Karim, bevor sie weiter geht.

Ich treffe sie später auf dem Parkplatz wieder.
"Hey" rufe ich.
Sie ignoriert mich weiter fleißig.
"Warte doch mal."

Ich hole sie schließlich ein.

"Wir können ja zusammen nach Hause gehen" es sollte ein Witz sein.
Sie lacht nicht.
Sie sieht mich böse an.
Schweigend laufen wir nebeneinander her.

Sie schließt die Wohnung auf, wir treten beide ein.
Es ist ein komisches Gefühl.

"Wir brauchen Regeln, wenn wir jetzt wohl auch noch zusammen arbeiten" sie lässt ihre Tasche auf den Boden fallen.

"Gut" antworte ich nur.

Wir setzen uns wiedermal aufs Sofa.

Sie zückt einen Stift und ein Blatt Papier.

"Regel 1" schreibt sie auf.
Und so beginnt sich das Blatt zu füllen.

Regel 1: Anklopfen
Regel 2: Private Sachen gehen den anderen einen scheiß an

Jap, Regel zwei stammt sowas von von ihr.

Regel 3: Sex gibt's hier nicht
Regel 4: Jeder räumt selbst auf
Regel 5: gemeinsam essen ist nicht
Regel 6: Die Frau darf zuerst ins Bad
Regel 7: Besucher müssen vorher angekündigt werden
Regel 8: Romantische Gefühle sind tabu
Regel 9: nicht starren
Regel 10: Finger bei sich behalten
Regel 11: getrennte Schlafzimmer
Regel 12: keiner betritt das Zimmer des anderen

Wir setzen beide unsere Unterschrift darunter.
Ich sehe zum ersten Mal ihren Namen.

Sophie.

So ein süßer Name für eine so aggressive Frau.

"Gut" sagt sie und lässt den Zettel auf dem Tisch liegen.
"Gut" antworte ich nur.

"Mein Bett kommt morgen" sage ich dann und unterbreche die unangenehme Stille.
"Dann bin ich dich ja bald los" sind ihre einzigen Worte, bevor sie mich niederstarrt.

Die Spannung im Raum ist beinahe greifbar.

Nur leider kann ich nicht sagen, was für eine Art Spannung es genau ist.

Aggressivität?
Wut?
Oder doch eine körperliche Anziehung?

Irgendwann ist sie fertig damit, mich mit Blicken zu töten.

"Ich esse jetzt" sagt sie "Du kannst danach essen."

Sie nimmt die Regeln wirklich sehr genau.

"Wir beide werden nichts miteinander zu tun haben" sie sieht mich an, die Lippen wütend zusammengepresst.

"Geht das in dein Hirn? Oder denkst du nur mit Schwanz?"

"Keine Sorge Frau Doktor, ich würde dich nie im Leben anrühren."
Diese Frau treibt mich echt zur Weißglut.
Als ob ich jeden Moment über sie herfallen würde, die hat sie doch nicht mehr alle.

Mit einem letzten vernichtenden Blick stampft sie aus dem Wohnzimmer und man hört wenig später das Wasser in der Küche laufen.

Wie zur Hölle soll das funktionieren, wenn wir uns jetzt schon an den Kragen gehen?

Und leider Gottes werde ich sie ziemlich häufig auch außerhalb dieser Wohnung sehen müssen.

Womit hab ich das nur verdient?

(Für alle, die noch mehr Nico wollen, lest Highway to love :) ebenfalls auf meinem Profil)

His and her rules | Nico Schlotterbeck Where stories live. Discover now