Kapitel 4

1.1K 51 25
                                    

"Wie dumm kann man sein?" sind ihre ersten Worte.
"Immerhin wissen wir jetzt, dass es funktioniert" Ich versuche es mit einem Witz.

Kommt nicht gut an.

"Gott, wieso sind Fußballer so dumm" Kopfschüttelnd verlässt sie den Raum.

Wenig später kommt sie mit einem Eimer zurück und ein paar Lappen.

"Guck nicht so dumm und mach dich nützlich" sie drückt mir einen Lappen in die Hand.

Und so wischen wir schweigend das Wasser vom Boden.

Sophie durchlöchert mich mit tödlichen Blicken.

Ihr T-Shirt klebt klatschnass an ihrem Körper.
Ich muss zugeben, ihre Figur ist hübsch.
Sehr hübsch.

Ich widme mich wieder dem Boden.
Zum Glück ist es kein Holz, sonst wäre der ganze Boden am Arsch.
Dann wäre das Theater hier riesig.
Sophie würde mich umbringen.
Und das wäre wirklich schade, ich hab nämlich mein ganzes Leben noch vor mir.

Ihr Handy klingelt und zerreißt die Stille.

Sie lässt es klingeln.
Immer und immer weiter.

"Geh doch mal ran" entgegne ich gereizt.

Sophie nimmt schließlich ab.
"Ruf mich nicht mehr an" brüllt sie ins Telefon und schmeißt es dann beiseite.

Na offenbar ist sie nicht nur zu mir so aggressiv.
Das beruhigt mich ein bisschen.

Am nächsten Tag ist der Boden trocken.
Keiner von uns hat geschlafen.
Wie denn auch ohne Sofa?

Hundemüde gehe ich zum Training.
Immerhin muss ich Sophie heute nicht sehen.

Als ich gegen Mittag vom Training zurück komme, wurde mein Bett bereits geliefert und aufgestellt.
Großartig.

Von Sophie ist weit und breit nichts zu sehen.
Noch besser.

Gegen Abend kommt sie schließlich wieder heim.
Ich höre ihre Schritte schon auf der Treppe.
Das Klappern dieser super nervigen 15cm Absätze.

Sie ist müde.
Ich bin ebenfalls müde.

Leider fällt allerdings das Sofa als Schlafplatz raus.

"Du kannst auf der anderen Seite von meinem Bett schlafen" biete ich Sophie schließlich an.
Ich bin nett.

Missmutig steht sie im Wohnzimmer herum und starrt wütend vor sich hin.

Bevor sie schließlich in mein Schlafzimmer läuft.
Wahrscheinlich kostet sie das hier einiges an Überwindung.
Wir brechen gerade so einige Regeln.

Sie legt sich schließlich auf die eine Seite, extrem nah am Rand, sehr bedacht darauf, mir unter keinen Umständen zu nahe zu kommen.
Ich lege mich auf die andere Seite.
Und als das Licht aus ist, ziehe ich erstmal Hose und Tshirt aus.

Ich seufze zufrieden und schlafe endlich mal wieder gut.

Am nächsten Morgen wache ich auf.
Ausgeschlafen.
Erholt.

Mit ihren braunen Haaren im Gesicht.
Ihrem Kopf auf meiner Brust.
Ihrem Bein über meinem.
Ihrer Hüfte auf meiner.
Und ihrer Hand auf meinem Bauch.

Na großartig.
Ich werde nämlich gerade ziemlich hart.
Gott, ich brauche dringend Sex.
Diese Aggressivität die hier ständig herrscht ist ja nicht mehr auszuhalten.

Kurzerhand schubse ich sie einfach von mir runter und verlasse fluchtartig das Schlafzimmer, bevor sie anfangen kann zu meckern.
Sie reist nämlich schon den Mund auf.

Ich Dusche schnell und gehe dann zum Training.

Wenigstens hier bekomme ich den Kopf frei.
Zu Hause werde ich ja nur angemeckert.

"Hast du sie gevögelt, dass sie dich so anschaut?" flüstert Karim mir zu.
Automatisch wandert mein Blick zu ihr.

Sie steht am Spielfeldrand.
Die Arme vor der Brust verschränkt.
Der Blick nicht ganz so wütend, wie sonst.
Heute ist ihr Blick eher verunsichert.

Na vielleicht hat sie ja endlich mal ihre Gefühle in den Griff gekriegt.

Sie schreit mich ausnahmsweise mal nicht sofort an, als wir nach Hause kommen.
Wahnsinn.

Wie sich herausstellt, hat sie ihre Laune nicht in den Griff bekommen.

Ihr Bett wurde mittlerweile auch geliefert und trotzdem giftet sie mich weiter fröhlich an.

So auch jetzt.

Es sind exakt genau sieben Tage und 4 Stunden vergangen, seit dem Wasser Vorfall.
Sophie hat mich jeden einzelnen Tag davon angemeckert.
Aber, wer zählt schon so genau?

Die Frau holt nicht mal Luft sondern meckert direkt drauf los.

"Ich will das nicht im Fernsehen sehen."
"Kannst deine Sachen nicht aufräumen Schlotterbeck?"
"Verpiss dich".
"Kau leiser."
"Deine Schuhe stinken."
"Wasch deine Wäsche selbst."
"Geh aus der Küche."

Und dann ihre absoluten Lieblingssätze.
"Du bist so ein Arschloch."
"Ich hasse dich."

Immer wieder sehr abwechslungsreich.

Grade jetzt ermordet sie mich wieder mit Blicken.

Die Regel, die besagt, dass wir nicht gemeinsam essen, existiert nämlich nicht mehr.

Es braucht einfach zu viel Zeit, immer getrennt zu essen.

Ich habe uns Lasagne gemacht.
Sophie isst schweigend.

"Eigentlich hatte ich damit gerechnet, dass du es auf Gift untersuchst" breche ich die Stille.
"Das würde ich in dein Essen tun Schlotterbeck."

Hat sie ernsthaft gerade einen Witz gemacht?
Gut, so wütend wie sie mich ansieht, sollte ich mein essen wirklich untersuchen.

Wortlos isst sie ihren Teller leer, bevor sie den Tisch abräumt und in ihrem Zimmer verschwindet.

Fünf Minuten später klingelt es an der Türe.
Verwundert mache ich auf.
Karim steht davor.

Scheiße.
Regelbruch.
Besuch nicht angekündigt.

Sophie steht auch sofort im Flur und sieht uns wütend an.

"Halt deine Fresse oder ich dreh dir den Hals um, ich will schlafen."
Dann haut sie die Tür zu ihrem Schlafzimmer zu.

"Ähm" sagt Karim "Das gibt mir hier ganz negative vibes."
"Komm rein" seufze ich.

Karim futtert natürlich sofort den Rest Lasagne, als er die in der Küche entdeckt.
Wir unterhalten uns leise.

"Vielleicht solltest du sie einfach mal heftig vögeln" Karim kaut weiter auf der Lasagne herum "Aber so richtig heftig."
"Damit sie mich dabei erwürgt oder wie?" antworte ich belustigt.

"Ich mein ja nur" sagt Karim "Die ganze Aggression hier hält ja keiner aus."

Karim geht schließlich gegen 20 Uhr.

Ich klopfe leise an Sophies Tür.
"Gute Nacht" sage ich.

"Halt die Fresse" kommt es sofort als Antwort zurück.

Pfffff.
Wie kam ich denn auf die Schnapsidee, sie könnte auch nur für eine Sekunde nett zu mir sein?

Sie wird nämlich niemals nett zu mir sein.
Eher sterbe ich an einem plötzlichen Herzinfarkt.

His and her rules | Nico Schlotterbeck Where stories live. Discover now