Kapitel 3

1.1K 51 12
                                    

Mein Bett kommt nicht am nächsten Tag.
Es wird alles nur noch schlimmer.

Meine ganzen Möbel fehlen.
Außer das Sofa.
Dieses verdammte Sofa, auf dem wir beide schlafen müssen.

Ihre Möbel fehlen ebenfalls.

Kann man noch mehr Pech haben?

Immerhin besitzt jeder von uns den ganzen Rest.
Feinsäuberlich in Kartons verpackt.

Wir streiten die ganze Zeit.
Schreien uns an.
Knallen Türen zu.

Auf der Arbeit ist es nicht besser.
Wir reden kein Wort miteinander.

Natürlich fällt das auf.

Karim vermutet sogar eine missglückte Affäre.
Das kläre ich dann lieber schnell auf.
Als ob ich mit ihr ins Bett steigen würde.

Zu den anderen ist Sophie super nett.
Fast schon zu nett.

Und zu mir?
Zu mir ist sie ein kleiner Teufel.

Gestern wars besonders lustig.

Ich bin in die Küche gegangen, um mir ein Glas Wasser zu holen.

Sophie stand drin.
Und tickt brutal aus.

Jap, sie hat mich wirklich angeschrien, weil ich zeitgleich in der Küche war.
Hat die Frau irgendwie durchgehend ihre Tage?

Es ist kaum auszuhalten.
Wir gehen uns, so gut es eben geht, aus dem Weg.

Abends landen wir aber leider auf der selben Couch.
Streng darauf bedacht einander nicht zu berühren.
Unter keinen Umständen.

Und als ich ausversehen, wirklich ausversehen, ihren Arm streife rastet sie wieder mal aus.

"Finger weg Schlotterbeck" sie tritt mich.

Ich seufze und stehe auf.
Ich kann so nicht schlafen.

Ich greife zum Telefon und wähle Karims Nummer.

"Bro, hast du ne Couch frei?"
Karim versteht mein Dilemma und ich bekomme für eine Nacht seine Couch zur Verfügung gestellt.

Bei Karim daheim ist es schön still.
Keine Frau, die ständig meckert.
Keine Frau, die ständig rumbrüllt.
Keine Frau, die mir einfach nur auf die Nerven geht.

Zufrieden und seelenruhig schlafe ich ein.
Endlich Ruhe.

Am nächsten Morgen geht's zum Training.
In Ruhe.
Ohne morgens angeschrien zu werden.
Traumhaft.

Und das erste, was ich sehe, als ich die Tür zum Trainingsgelände aufstoße, ist Sophies Gesicht.

Na super.

"Wir machen heute ein paar einfache Leistungstests" sagt sie.

Als erstes geht's aufs Fahrrad.
Sie schaut mich dabei nicht ein einziges Mal an.

Sie plappert fröhlich mit Karim, der neben mir fröhlich auf dem Fahrrad strampelt und sogar Marco mischt sich ein.

Sie redet mit jedem.
Wirklich mit jedem, außer mir.

Schließlich bin nur noch ich übrig.
Wortlos zeigt sie auf die Klimmzugstange.

Seufzend beginne ich also mit Klimmzügen, während sie irgendetwas auf ihrem Blatt rumkritzelt.

"Tschüss Sophie" Karim winkt lachend zum Abschied.
"Tschüss Karim" Sophie winkt lachend zurück.

"Ach mit Karim kannst du reden Doc?" ich sehe sie an.
Und bekomme dafür einen richtig giftigen Blick zurück.
Was ist denn eigentlich ihr Problem?

"Hallo?" sage ich und würde am liebsten vor ihrem Gesicht mit einer Hand herumwedeln.

"Du bist fitt, Schlotterbeck" sagt sie nur, drückt mir ein Blatt in die Hand und geht.

Na großartig.
Und sie soll für meine Gesundheit zuständig sein?

Wahrscheinlich mischt sie mir irgendwann noch Gift unter.

Zu Hause sehen wir uns wieder.

Ich will nur noch duschen.
Es ist viel zu warm.
Ich bin total verschwitzt.

Und Sophie?
Sophie knallt mir die Badtüre vor der Nase zu.
Meine Güte.
Die Regeln nimmt sie bitterernst.

Mürrisch sitze ich also auf diesem verdammten Sofa herum, bis sie fertig ist.

Und danach kann ich erstmal ihre Unmengen an blöden Shampoos und Duschgelen beiseite stellen.
Wahrscheinlich tickt sie deswegen nacher wieder aus.

Und eigentlich brauch ich dringend mal wieder Sex.
Aber Regel 3 macht mir da ja nen Strich durch die Rechnung.
Und einfach in nem Club oder so, ne das bin nicht ich.

Ich seufze und drehe das Wasser auf.

"Verdammte scheiße" brülle ich.
Kochend heißes Wasser trifft auf meinen Rücken und verbrennt mir wahrscheinlich die Haut.

Laut fluchend drehe ich das Wasser kalt.
Kann diese Frau auch irgendwas mal nicht versauen?

Schließlich bin ich frisch geduscht und binde mir ein Handtuch um die Hüften.
Weiter geht's in die Küche.

Sophie sitzt auf dem Sofa und schaut Fernseh.
Ihr Blick verweilt nur ein paar Sekunden auf mir, bevor sie sich demonstrativ abwendet.

"Du ruinierst den ganzen Boden" sind ihre einzigen Worte.
"Ist mein Boden" entgegne ich nur.
"Einen scheiß" sagt sie und dreht sich doch wieder zu mir herum.

"Theoretisch gehört die Wohnung wenigstens zur Hälfte mir" Ich zucke mit den Schultern und nehme Joghurt aus dem Kühlschrank.
"Dann halt dich auch in deiner Hälfte auf" sagt sie bissig.

"Dann sitz du nicht auf meinem Sofa" ich sehe sie herausfordernd an.

Sophie funkelt mich wütend an.
Blitzschnell steht sie vor mir in der Küche.

"Wie kann man nur so ein Arschloch sein" wütend tippt sie mir auf die nackte Brust.

"Bist dann fertig ja?" frage ich und beginne seelenruhig damit, mein Joghurt zu essen.

"Arschloch" sagt sie nur und dreht sich um.
Dann wackelt sie mit ihrem Po in Richtung ihres Zimmers davon und knallt die Türe zu.
Die Gläser im Schrank klirren.

Eigentlich sollte dieses Zimmer ja mein Ankleidezimmer werden, jetzt wohnt dort drin eine Frau mit Aggressivitätsproblemen.
Eine hübsche Frau.

Man kann nicht immer alles haben im Leben.

Aber lieber Gott, womit habe ich sie verdient?

Abends finden wir uns auf dem Sofa wieder.

Sie sitzt am einen Ende.
Ich, am anderen.

Ich halte meine Fußballschuhe in der einen Hand, in der anderen ein Feuerzeug.
Ich kürze meistens meine Schnürsenkel und damit die Enden nicht ausfransen, brenne ich die mit dem Feuerzeug ab.

Sophie beobachtet mich wütend.
Was passt der denn jetzt schon wieder nicht?

Drei Minuten später erhalte ich die Antwort.
Der Rauchmelder geht los.
Ein ohrenbetäubendes Geräusch.

Und diese moderne Wohnung besitzt leider Gottes eine Sprinkleranlage.

Es zischt.
Dann tropft das Wasser auch schon auf uns nieder.

Sophie sieht mich bitterböse an, bevor sie aufspringt und die Anlage abschaltet.

Das Sofa ist tropfnass, das kann ich vergessen.
Es ist ruiniert.

Ich bin ebenfalls tropfnass.
Der Boden schwimmt.
Wasser steht mindesten einen Zentimeter hoch darauf.

"Nenn mir einen Grund" Sophie reibt sich die Stirn "Nenn mir einen Grund, warum ich jetzt nicht mit dir den Boden wischen sollte, Schlotterbeck."

"Weil morgen mein Bett kommt."

Sophie tickt aus.

(Ich liebe diese aggressiven vibes der beiden 😂💀)

His and her rules | Nico Schlotterbeck Where stories live. Discover now