Kapitel 5

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Y/n:

Ich stand vor der Schule und hatte pure Angst.

Gestern, als ich nachhause kam, schrie meine Mutter mindestens eine halbe Stunde auf mich ein und versuchte aus mir die Warheit, wieso ich diese Platzwunde hatte, rauszukriegen.

Ich hatte sie angelogen und ich fragte mich immer noch, wie ich es geschaft hatte, nicht dabei zu stottern.
Ich erzählte ihr irgendeinen Scheiß.
"Ich hatte meine Tage und bin schnell auf die Toilette gerannt, weil ich keine Binde dabei hatte und aufeimal war da so ein richtig schöner Junge. Als ich mich dann umdrehnte, um ihn genauer anzusehen, bin ich richtig heftig gegen die Tür gelaufen."

Meine Mutter kniff nur die Augen zusammen und musterte mich von oben bis unten.
Sie glaubt mir. Gerade noch so.

Danach wurde ich als dumm und nutzlos betitelt und darauf folgten weitere Beleidigungen.
In dem Moment war sie angetrunken. Sie hielt ihr Weinglas in der rechten Hand und wedelte damit rum, als währe sie eine abgehobene Königin.
Danach schrie ich sie auch an und darauf folgten weitere Kommentare. "Kaputtes Kind" und " fettes Schwein".

Nachdem sie endlich fertig war, stampfte ich voller Wut in meinem Zimmer und heulte die Nacht durch.
Mir wurde wieder heiß und dieses meist gehasste Gefühl der Einsamkeit drang wieder in mir ein.
Ich wollte es wieder tuen.

Verzweifelt suchte ich wie ein Drogensüchtiger nach einer Klinge, nach irgendetwas scharfem, doch ich fand nichts.
"Fuck, weiso musste ich auch meinen Rasierer wegwerfen?!", dachte ich mir in dem Moment.

Ich hatte eine Stunde lang mein Zimmer druchsucht und nichts gefunden. Nicht mal einen Spitzer und alle meine Stifte waren stumpf.

Danach versuchte ich mich einfach mit meinen schon längst abgekauten Fingernägeln zu kratzen und zu zwicken, aber es brachte nicht viel.
Am nächsten Morgen wollte ich, nein konnte ich nicht zur Schule.

Ich hasste mich immer noch dafür, dass ich vor meiner Mutter gekniet hatte und sie anflehte, mich bitte nicht in die Schule zu schicken.
Mein ganzer Stolz floss in dem Moment einfach dahin.
Sie tat es trotzdem, obwohl sie meine pure Angst in meinen Augen ablas.

Bevor mir wieder die Tränen kommen konnten, schüttelte ich mich schnell aus meinen Erinnerungen heraus und versuchte einen Schritt nach vorne zu gehen.
Überall waren Schüler.
Vor mir, neben mir und hinter mir.

Sie redeten mit Freunden oder machten ihr eigenes Ding, aber alle waren beschäftigt. Mit ihrem eigenen Leben.

Ich biss mir auf die Lippen und sammelte all meine Kraft für diesen einen beschissenen Schritt.
Mein Körper gehorchte mir nicht.
Ich stande wie angewurzelt da, mitten in einer Menschenmenge.
Komm schon, komm schon, komm schon!

Doch wieder siegte diese dunkle schwere Wolke die nur aus Angst, Schrecken und Schmerzen bestand, die gefährlich über mein Selbstbewusstsein schwebte.
Niemand achtete auf mich. Es fühlte sich an, wie vor sechs Monaten, als ich auf dieser Brücke stand.
Jeder hat sein eigenes Leben. Ein Mensch mehr oder weniger, ist doch egal.

Gerade, als ich meine Hände zu Fäusten ballte, meine Zähne zusammenbiss und versuchte auch nur einen Zentimeter nach vorne zu kommen, wurde ich ruckartig weggeschubst.
Was zum Teufel ist jetzt los?!

Ich geriet ins Schwanken und stolperte dabei über meine eigenen Füße. Als ich gerade kurz davor war auf dem Boden aufzuprallen, packte mich eine Hand fest am Unterarm und zog mich so kraftvoll wieder hoch, dass ich gegen irgendeinen Oberkörper knallte.

Bakugou x Reader (Bevor Ich Falle)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt