Es Tut So Weh

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Kapitel 27 - Es Tut So Weh

Shoto POV.

Ich zog die Haustür hinter mir zu und verließ das Grundstück. Ein letztes Mal sah ich zu Katsukis Zimmer. Das Licht war aus, als würde er gerade friedlich schlafen und das gerade eben wäre niemals passiert.

"Das mit uns ist aus."

Diese Worte hatten sich wie ein Messer tief in meine Brust geschnitten und ein riesiges Loch hinterlassen.

Aber was hatte ich auch erwartet? Schließlich war ich der erste gewesen, der ihn verletzt hatte. Ich hatte das verdient!

Auf dem Weg nach Hause konnte ich mir die Tränen nur schwer unterdrücken.

Das Leben war so unfair. Katsuki hätte glücklich werden können. Wir hätten glücklich werden können! Aber jetzt saßen wir hier; beide mit gebrochenem Herzen und ohne den Willen, noch weiter zu leben.

Ich schlang meine Arme um mich selbst, in dem verzweifelten Versuch, meinen kalten Körper zu wärmen.
Mein Leben war so unendlich kalt ohne Katsukis Wärme.....

Ein Blick auf mein Handy ließ mir das Blut in den Adern gefrieren und ich lief automatisch schneller.

Ein verpasster Anruf von Fuyumi. Das konnte nichts Gutes bedeuten um diese Uhrzeit!

Als ich vor unserem Haus ankam, waren alle Lichter an und sofort erhöhte sich mein Herzschlag. Scheiße....! Vater hatte bestimmt mitbekommen, dass ich weg war.

Ich ballte meine ziternden Hände zu Fäusten. Vor drei Tagen erst hatte er mich angegangen, weil ich ihm gesagt hatte, dass Katsuki für immer die Liebe meines Lebens bleiben würde und mich seine dumme Firma einen Dreck anging.

Er hatte mein Handgelenk und meinen Oberarm so fest gedrückt, dass sich dort dunkle, blaue Felcken gebildet hatten.

Meine Angst ihm gegenüber war dadurch nur noch mehr gewachsen, aber ich wollte mir diese nicht anmerken lassen und stieß ihm deshalb immer wieder vor den Kopf. Und als Katsuki mich angerufen hatte....

Seine Stimme wieder zu hören hatte mich das alles wieder vergessen lassen. Wie verletzt er geklungen hatte.... Wie zerbrechlich....

"Shoto!" rief Fuyumi, als ich das Haus betrat und meine Schuhe auszog.

Sie sah total aufgewühlt aus und sah mich panisch an.

"Was hast du dir dabei gedacht?! Vater.... Er ist außer sich vor Wut!"

"Ich.... Ich musste...." krächzte ich, aber da hörten wir schon stampfende Schritte.

"SHOTO?! WO WARST DU?! WAREN MEINE ANWEISUNGEN VON HAUSARREST ETWA NICHT DEUTLICH GENUG?!"

Die Augen meines Vater loderten vor Wut und Natsuo, der hinter ihm lief, wirkte total verstört.

"Wo warst du?!"

Er packte meinen Kragen und ich legte aus Reflex meine Hände auf seine Handgelenke, um mich festzuhalten.

"Warst du bei deinem schwulen Freund?! Sag schon!"

Ich biss die Zähne zusammen. Vielleicht sollte ich jetzt lügen. Dann würde ich die Situation etwas entschärfen und mich vielleicht vor weiteren Verletzungen bewahren....

"Und wenn es so wäre?!" presste ich hervor.

"Reicht es dir nicht, wenn ich dir damit drohe, persönlich zu ihm zu gehen?! Muss ich es jetzt auch noch in die Tat umsetzen?!"

"Du hast doch erreicht, was du wolltest!" unterbrach ich ihn. "Katsuki will mich nicht mehr, kapiert?! Ich habe ihn zusehr verletzt!"

Diese Worte auszusprechen, war wie sich selbst ein Schwert in das Herz zu stechen. Ich hatte das Gefühl, innerlich zu verbluten und fragte mich, wie lange ich so wohl noch leben könnte.

Auf dem Gesicht meines Vaters bildete sich ein höhnisches Grinsen.

"Tja, mein Lieber. Das hast du jetzt davon. Hättest du dir einfach eine Frau gesucht, die dich sowieso nur wegen deines Aussehens und des Geldes liebt, dann wärst du niemals an dieser Stelle."

"Weißt du überhaupt, was wahre Liebe ist?" fragte ich und verstärkte meinen Griff an seinen Handgelenken.

"Wer brauch schon diese Liebe, wenn man Ansehen und Macht hat?"

Er stieß mich von sich und ich fiel zu Boden. Mein Hals tat weh und ich blickte hasserfüllt zu ihm auf.

"Und genau da liegt das Problem. Wie willst du ein Mensch- ein Vater sein, wenn du keine Ahnung von Liebe hast?!"

"Vater-!" versuchte Fuyumi dazwischen zu gehen, doch Natsuo hielt sie zurück.

Enji ballte seine Hände zu Fäusten. Bevor ich überhaupt realisieren konnte, was gerade passierte, hob er seine Faust und schlug mich.

"Shoto!"

Fuyumi fiel neben mir auf die Knie, als Natsuo sich zwischen mich und Vater stellte.

"Es reicht, Vater!"

"Sag mir nicht, was ich zu tun und lassen habe!" brüllte Enji wütend, doch Natsuos unerschütterter Gesichtsausdruck ließ ihn einknicken.

"Ts- Ich bin noch nicht fertig mit dir. Und wehe ich bekomme noch einmal mit, dass du bei dieser Schwuchtel warst! Mein Sohn ist nicht so!"

Und dann war er weg.

Ich fasste mir an das Auge, fast als erwarte ich, dass es blutete, doch das tat es nicht.

"Oh Gott, Shoto! Tut es sehr weh?! Zeig es mir mal!"

Sie begutachtete mein Augen. Währendessen erblickte ich meine Mutter, die die ganze Zeit kein Wort gesagt hatte. Sie stand einfach dort und starrte mich auch jetzt noch ausdruckslos an, bevor sie sich umdrehte und ging.

Es tat weh, dass meine eigene Mutter nichts dagegen unternommen hatte, dass mich mein Vater geschlagen hatte, aber was hatte ich auch von ihr erwartet?

"Das wird bestimmt ein Veilchen.... Aber ich glaube, wir müssen damit nicht ins Krankenhaus..." murmelte Fuyumi vor sich hin.

"Was hat dich bitte dazu gebracht, mitten in der Nacht zu verschwinden?! Du wusstest doch, dass das gefährlich ist!" fuhr Natsuo mich laut an.

Ich senkte meinen Blick.

"Katsuki hat mich.... völlig betrunken angerufen.... Was sollte ich denn machen?? I-ich bin einfach raus, ich.... Ich hab nicht nachgedacht..... Ich hab nur an Katsuki gedacht und daran, dass er sich wegen mir betrinkt..... Es hat mich innerlich zerrissen..." gestand ich leise.

Fuyumi nahm mich in den Arm, als ich anfing zu weinen.

"Aber er.... Er will nichts mehr von mir.... Er hat es ganz deutlich gesagt... Dass ich ihn nur verarschen würde und er schon jemanden besseres finden würde.... Es tut so weh, Yumi..... Ich will dass es aufhört weh zu tun, Natsu...."

Ich wusste, dass es die beiden zermürbte, dass sie mir nicht helfen konnten. Aber irgendwie tat ihre bloße Anwesenheit schon gut. Wenn sie nur für mich da waren und mich in den Arm nahmen, wenn ich es brauchte.

Denn mit meinen Freunden redete ich seit einer Woche nur noch sehr wenig. Izuku versuchte zwar ständig auf mich zu zukommen, doch ich blockte ihn ab. Ich wollte mit niemandem darüber reden...

"Ich glaube dir, Shoto. Aber irgendwann wird es aufhören weh zu tun. Irgendwann kannst du den Schmerz in deinem Herzen verschließen.... Irgendwann...." hauchte Fuyumi, während sie mich fest an sich drückte.

Auch wenn ich wusste, dass sie mich nur versuchte aufzuheitern und selbst nicht an ihre Worte glaubte, versuchte ich ihr Glauben zu schenken.

Vielleicht würde es ja wirklich irgendwann aufhören, weh zu tun....

1114 Wörter

Kann das wahre Liebe sein? |TodoBaku|Where stories live. Discover now