Gute Neuigkeiten

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Kapitel 43 - Gute Neuigkeiten

Katsuki POV.

Ich starrte auf die leere Kaffeetasse in meiner Hand. Wann hatte ich die ausgetrunken? Vor 2 Stunden? Vor zehn Minuten?

Ich wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, seit ich den Anruf vom Krankenhaus bekommen hatte, aber es fühlte sich wie eine halbe Ewigkeit an.

"Der Arzt meinte doch vorhin, dass es gut aussieht. Shoto wird das schon durchziehen." sagte Touya und ich wusste nicht, ob er das sagte, um mich oder sich selbst zu beruhigen.

"Aber er hat auch gesagt, dass er immer noch nicht außer Lebensgefahr ist..." antwortete ich mit erstickter Stimme.

Der Arzt, mit dem wir anfangs gesprochen hatte, war vorhin nocheinmal zu uns gekommen, um uns auf den neuesten Stand zu bringen. Ich hatte gebeten, uns vor den Operationssaal zu bringen, wo Shoto operiert wurde. Seitdem saßen wir vor dem Raum, an dem ein rotes Lämpchen anzeigte, dass gerade eine Operation stattfand.

"Ich glaube, du bist Grund genug für ihn, das Leben nicht einfach so aufzugeben."

Ich sah ihn an. "Glaubst du? Ich meine.... Ja, ich habe zwar gerade erst erfahren, dass er mich gar nicht betrogen hat, aber..... Was, wenn er mich trotzdem nicht mehr liebt? Ich hab Angst, dass das erste, was er sagt, wenn er aufwacht, ist, dass er nicht mehr mit mir zusammen sein will."

Touya schüttelte heftig den Kopf.

"Nein. Das wird er nicht sagen. Eher würde er seine Augen öffnen, dich anschauen, und dir ersteinmal sagen, dass du wunderschön bist. Auch wenn du total müde und fertig bist."

Ich lächelte leicht. "Glaubst du das wirklich?"

Er lehnte seinen Kopf an die Wand hinter sich und starrte die Tür zum OP an.

"Ich hab mich manchmal gefragt, was euch verbindet...."

Verwundert sah ich ihn an, aber blieb still, damit er weiter redete.

"Damals, das mit Keigo und mir. Es war genauso wie mit dir und Shoto. Mit dem Unterschied, dass ihr wieder zusammen gefunden habt. Ich meine, ich date Keigo jetzt ja auch irgendwie wieder, aber eben 20 Jahre später. Wie lange ward ihr getrennt? Ein paar Wochen?"

"Drei Wochen." antwortete ich. "Das waren die schlimmsten drei Wochen meines Lebens."

Touya nickte.

"Während ich mich einfach meinem Schicksal hingegeben habe und Himiko geheiratet habe, hat Shoto drei Wochen lang Schläge einkassiert, weil er sich gewehrt hat. Er wollte Momo nicht heiraten, weil du ihm sein Herz gestohlen hast. Für ihn gab es nie jemandem anderes als dich. Und du bist, sobald du das erste Zeichen hattest, dass da etwas nicht stimmt, zu uns gekommen und hast ihn zur Rede gestellt."

Er schüttelte lachend den Kopf.

"Weißt du, ich habe Shoto anfangs gesagt, er solle die Beziehung zu dir beenden."

Nun sah er mich wieder an und sah meinen überraschten Gesichtsausdruck.

"Ja, ich hatte Angst, dass euch dasselbe passiert, wie uns damals. Deshalb habe ich gesagt, er solle das lassen, wenn er dich nicht verletzen will...... Aber er hat an euch geglaubt. Und das solltest du jetzt auch."

Ich lächelte. Stimmt, ich musste mir keine Gedanken darüber machen, ob Shoto noch mit mir zusammen sein wollte. Erstmal musste er das gut wieder raus kommen und dann schauen wir, was das mit uns wird.

"Jedenfalls...." begann Touya wieder. "Hätte ich damals gewusst, dass ihr euch so bedingungslos liebt, dann hätte ich das nicht gesagt. Ich dachte, Liebe kann nicht bedinungslos sein. Ich dachte, man kann einen Menschen nicht so lieben wie er ist, es gibt immer etwas, was einen stört. Aber ich bin mir inzwischen sicher, dass das bei euch der Fall ist. Würde mich jemand fragen, was wahre Liebe ist, würde ich sagen, dass ihr diese symbolisiert."

Ich sah ihn mit großen Augen an. Wir symbolisierten für ihn die wahre Liebe?

Ich konnte kaum über seine Wort nachdenken, als plötzlich jemand um die Ecke kam und direkt auf uns zu lief.

Momo....

Ich stand auf und als sie vor mir stand, konnte ich die Tränen in ihren Augen sehen.

"Wieso musst du immer dazwischen funken, huh?!"

Irritiert sah ich sie an, was sie als Einladung sah, weiter zu reden.

"Kaum sind Shoto und ich dabei uns anzunähern, fängt er wieder an, rumzuheulen, warum du dich getrennt hast und dass er dich so vermisst. Argh, ich kann es nicht mehr hören! Was hast du mit ihm gemacht, dass er ständig an dich denkt!" schrie sie mich an und ich war froh, dass gerade niemand auf dem Flur war.

"Weißt du, Shoto liebt mich. Das ist warscheinlich auch der große Unterscheid zwischen uns beiden." fauchte ich.

Sie ballte ihre Hände zu Fäusten.

"Das zwischen euch kann doch keine Liebe sein! Wie soll das denn funktionieren?! Ihr seid zwei Männer, verdammt nochmal! Das ist nicht normal!"

Ich trat einen Schritt auf sie zu.

"Wenn du es noch einmal wagst, Shoto und mich als nicht normal zu bezeichnen, wirst du das bereuen. Liebe kann wirklich schön sein, egal welche Geschlechter sich lieben, und du kannst einem echt leid tun, weil du scheinst das noch nicht verstanden zu haben."

Sie funktelte mich wütend an und ich konnte sehen, wie verzweifelt sie war. Warscheinlich war ihr bewusst, dass Shoto für sie unerreichbar war, aber lieber würde sie sterben, als das zu akzeptieren.

"Du warst in der Schule immer ein niemand für mich." presste sie hervor und wischte sich die über die tränennasse Wange. "Du warst dieser Typ, der mit seinen uncoolen Freunden abgehangen war und ständig rumgeschrien hat. Und plötzlich warst du mit Shoto zusammen. Mit meinem Shoto! Ich habe Shoto noch nie so glücklicher gesehen, aber der Gedanke, dass er mit jemandem anderes als mir so glücklich ist, hat mich zerissen. Wieso hat er dich gewählt?! Ich versuche seit Jahren zu verstehen, warum er dich gewählt hat, obwohl wir uns viel länger kannten!"

Sie tat mir leid. Die ganzen letzten acht Jahre, seit wir aus der Schule waren, schien sie nicht über die Sache mit Shoto und mir hinweg gekommen zu sein.

"Man kann sich nicht auswählen, in wen man sich verliebt, Momo. Du hast es doch selbst gesagt; Shoto ist glücklich mit mir. Wenn du ihn wirklich liebst, dann musst du doch das Beste für ihn wollen, auch wenn du das nicht bist. Manchmal muss man für die Liebe Kompromisse eingehen, selbst wenn sie wehtun."

Sie starrte mich an, bevor sie in Tränen ausbrach.

"Es ist meine Schuld, dass Shoto da im OP liegt! Ich hab mich heute morgen verplappert und habe Shoto erzählt, dass du denkst, er hätte dich mit mir betrogen. Er wollte dann natürlich sofort zu dir! Ich bin ihm gefolgt und bin mit ins Auto, weil ich das alles besprechen wollte. Ich dachte, vielleicht kann ich ihn überzeugen, doch noch unzudrehen. A-aber er hat gesagt, dass er dich für nichts in der Welt verlassen würde! Und dass ich für ihn gestorben bin." schluchzte sie. "Bei mir sind die Sicherungen durchgebrannt und ich hab ihm ins Lenkrad gegriffen! Deshalb ist er jetzt in Lebensgefahr und ich habe nur eine dumme Platzwunde!"

Ich starrte sie sprachlos an. Da stand Touya auf, der die Unterhaltung die ganze Zeit nur stumm verfolgt hatte.

"Ich denke, dieses Geständnis solltest du vor der Polizei nocheinmal wiederholen." sagte er mit kalter Stimme.

Sie wischte sich über die Augen.

"Ja..... Und das werde ich auch."

Da sprang die Lampe des Operationssaales plötzlich auf grün und wenige Sekunden später verließ eine Arzt den Raum.

"Sie sind sicher Angehörige von Todoroki Shoto, oder nicht?" sprach er uns an.

"Wie geht es ihm? Ist er außer Lebensgefahr?!" rief ich ungeduldig.

"Ja, Todoroki hat die Operation überstanden und ist außer Lebensgefahr. Er wird jetzt in den Aufwachraum gebracht, wo er dann von der Nakose aufwacht. Ich kann Sie gleich dorthin bringen.

Vor Erleichterung liefen mir ein paar Tränen über die Wange und ich spürte wie mir die Beine weich wurde, weshalb ich mich hinsetzen musste.

"Shoto hat es geschafft, Katsuki. Jetzt trennt euch nichts mehr."

Ich lächelte Touya müde an. Ja, jetzt trennte uns nichts mehr!

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Kann das wahre Liebe sein? |TodoBaku|Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt