Prolog 2

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Er war nicht das glühende Herz, nicht der sanfte Kuss, der die Haut lieb umschmeichelt. Er war das Geflüster im dichten Nebel, wie das stille Geheimnis, das die Lippen verließ, um hinfort getragen zu werden. Nevan war ein Mythos und ein Schlächter. Er war der einsame Mann inmitten des tobenden Trubels von weiteren Männern, die schworen die Treue. Er war verloren gegangen vor langer Zeit und noch immer auf der Suche nach jenem Jungen, der er einst sein durfte.
Nevan war die Maske und die Kette, um seinen eigenen Körper und er war Schmerz. Er war der tief gehende Schmerz, der alles zerfraß und nichts als Leid hinterließ.
Auch jetzt, als er auf seinen älteren Bruder hinab sah, der ihm um Gnade flehte und ihn bat ihn anzuhören, blieb er still.
Lies weder seine Lippen, noch seine Augen aussprechen, was er empfand, wenn er in diese vertrauten Augen sah.
>>Ich habe dich ins Exil geschickt. Nenn mir einen guten Grund, warum ich dir nicht jetzt meinen Dolch durch dein Herz rammen sollte.<< fragte er ihn mit gesenkter Stimme, bevor er seinen Tisch umrundete und sich vor ihn stellte.
Laith schluckte schwer, bevor er aufsah. Nevan sah Schmerz in ihm aufblitzen und hätte für einen Augenblick schwören können, einen Spiegel vor sich zu sehen.
>>Sprich<< forderte er Laith auf und zog ihn grob an seinem Kragen hoch.
>>Lass es mich wieder gut machen Bruder.<< begann er und legte seine Hand fest auf seine. Übte leichten Druck aus, voller Schuld.
>>Ich habe etwas gefunden. Etwas, dass dir helfen könnte ihn zu finden.<< wisperte Laith entschlossen. Wut flammte in Nevan auf und begann ihn innerlich in Stücke zu reißen. >>Dank dir werde ich niemals an ihn herankommen. Verschwinde aus meinen Augen, bevor ich dich doch noch dafür büßen lasse.<<knurrte Nevan, bevor er Laith grob auf den Holzboden warf.
Doch Laith rappelte sich auf, stand mit festen Blick auf ihn gerichtet da.
>>Ich habe eine Wassergöttin gefunden Nevan. Sie vertraut mir. So sehr, dass ich sie aus ihrem Versteck locken könnte. Mit ein wenig Hilfe von einer Hexe, könnten wir es schaffen Nevan. Bitte, lass es mich wieder gut machen Bruder. Bitte.<< brach seine Stimme.
>>Lass es mich wieder gut machen Nevan.<<
Nevan schloss seine Augen, tief durchatmend. Eine Wassergöttin. Das Geschöpf, welches nicht mehr wahr, als eine Legende und doch. Was wenn es stimmte?
Nevan drehte sich entschlossen zu ihm, atmete einmal tief durch. >>Das ist deine letzte Chance. Dieses mal wird es nicht so schön für dich enden.<< warnte er seinen großen Bruder, ehe er sich wieder auf seinen Platz setzte.
Er sah nicht mehr auf, als sich die Tür zu seinem Arbeitszimmer schloss und er sah auch nicht dann auf, als die Sonne hinterm Horizont verschwand und ihn in völlige Dunkelheit hüllte.

Herz aus LeidWhere stories live. Discover now