Teil 13

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⚠️ Achtung⚠️
Formen von Gewalt

Zwei Monate später

Sie spürte ihren Körper nicht mehr. Ihre Stimme. Sie wusste nicht mehr, wie der Klang ihrer Stimme war, während sie zitternd in der Ecke der leeren Kajüte hockte. Unwissend, ob sie sich gerade wieder hin und her wiegte oder aber auf dem Holzboden lag. Selbst die Schlinge um ihren Hals war ein Teil von ihr geworden, genauso wie die Narben an ihrem Körper, die sie für die Ewigkeit zeichnen würden. Mit dieser Schlinge war sie nicht mehr als ein Mensch und bis die Piraten auf diesem Schiff endlich herausfanden, wie sie sich ihre Kräfte zunutze machen konnten, ohne sie zu befreien.
Das Feuer in ihr, das ihr ganzes Wesen war, begann langsam zu erlöschen, denn jeden Tag mehr auf diesem Schiff bewies ihr, dass Nevan nicht kommen würde. Ihre Hoffnung schwindete dahin und machte Platz für die Wut auf ihn, seinen Bruder und auf alle Piraten dort draußen.
Und doch reichte es nicht. Sie war zu schwach und so ausgelaugt.
Licht durchflutete ihre Kajüte und zwang sie, ihre Augen zu schließen. Augenblicklich begann ihr Körper zu zittern, als schwere Schritte auf dem Holzboden erklangen und das Geräusch eines Gürtels durch ihren Kopf fegte.
Denara schluckte schwer und zwang die Galle hinunter, als der Pirat sich zu ihr herab beugte und sein warmer Atem über ihre Haut strich.
>>Hast du mich vermisst?<< raunte er ihr zu, während er ihren Körper berührte, als würde er nicht genug von ihr bekommen.
Sie spürte grobe Hände auf ihrer Hüfte, widerwärtige Lippen auf ihrem Hals und diese harte Beule, die er gegen sie presste. >>So steif kleines. Mach dich mal endlich locker.<<
Sie schluckte schwer, während ihr Zorn überhand gewann und dann, als seine Zunge über ihren Hals strich, warf sie sich nach vorne und biss in sein Ohr. Sie schmeckte Blut und hörte das Reißen seines Fleisches, als sie es mit Gewalt abriss. Seine Faust traf sie überall und obwohl sie nach Atem rang, lachte sie und genoss den Eisengeschmack, der sich in ihrem Mund verteilte.
Er hörte nicht auf, auf sie einzuschlagen, bis sie irgendwann das Bewusstsein verlor mit Genugtuung in ihrem Herzen.

Drei Monate später

Er hatte sie nicht gefunden. Sie hatte so lange darauf gewartet und doch war sie schon fünf Monate hier in dieser Kajüte. Das Tageslicht nicht erblickend und fast vergessend, wer sie eigentlich war. Doch heute war ein anderer Tag. Heute würde sie endlich das Tageslicht erblicken. Auch wenn der Grund dafür nicht besser war. Sie hatten einen Weg gefunden, hatte ihr der Pirat mit den schwarzen Augen und dem langen haselnussbraunem Haar erzählt, der sie trotz des Verlustes um sein Ohr, noch immer aufsuchte. Ihr einziger Trost bestand darin, dass er zu gierig war, um sie zu teilen. Sie hörte sie jeden Tag, denn sie machten kein Geheimnis daraus einmal in ihrem Leben eine Wassergöttin berühren zu wollen.
Oft hatte sie sich gefragt, in wessen Hände sie gelandet war. Aber sie machten alle ein Geheimnis daraus. Ließen sie weder wissen, was ihre Pläne mit ihr waren, noch wer sie waren.
Und so vergingen ihre Tage hier auf diesem Schiff. Ständig umherwandernd mit Fragen, dessen Antwort sie nicht bekam und der Sehnsucht nach einem Mann, der sie vermutlich schon vergessen hatte. Ständig kämpfte sie um ihre Stärke, während der Ort hier alles von ihr zu saugen schien und so kam es, dass sich Denara das erste mal in ihrem gesamten Dasein vorstellte, wie es wäre zu sterben. Nicht mehr auf dieser Welt zu existieren. In den Fängen von Feinden. Bis sie in jenen Momenten ihren Namen flüsterte und sich zwang sich zu erinnern.
So begann sie eine namenlose Liste zu machen. Versprach sich selbst, hier raus zu kommen, egal wie lange es dauern mochte.

Herz aus LeidWhere stories live. Discover now