Teil 2

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Er schob seinen Bruder unachtsam nach hinten und noch immer musterte er die junge Frau, die vor ihm stand, umringt von seinen Männern und doch ohne Furcht.
Sie stand da, lächelte sie an und musterte seine Männer, als wären sie nicht mehr als Dreck unter ihren Füßen und er war fasziniert. Man wusste kaum etwas über Wassergötter, daher überraschte es ihn, wie normal sie aussah, wenn man außen vor ließ, dass diese Frau tödlich schön war. >>Bringt sie aufs Schiff.<< befahl er in die Runde, doch als seine Männer sie gerade packen wollten, fauchte die Frau sie an. >>Fasst mich nicht an. Ich schaffe es allein auf euer Schiff.<< spuckte sie die Worte vor Nevans Füße. Ein kleines Lächeln schlich sich auf seine Lippen, als seine Männer unschlüssig vor der jungen Frau blieben und ihn fragend ansahen. >>Bereitet Ihr auch keine Probleme?<< fragte Nevan an sie gerichtet und folgte ihrem Blick, als sie hinter ihn sah. >>Fürs erste.<< hallte ihre samtweiche Stimme durch die Höhle, während die Drohung an seinen Bruder durch ihn hindurch drang. Er wollte ihn fragen, was er getan hatte, dass sie ihn so voller Hass ansah. Aber er ließ es sein. Stattdessen neigte er seinen Kopf leicht und streckte seine Hand zum Ausgang hinaus.

~~~

Er beobachtete sie dabei, wie sie leichtfüßig aufs Deck lief und sich umsah, als wäre sonst niemand da. Ihre Finger schlossen sich um das Metall um ihren Hals. Nevan sah zu, wie Laith einen großen Bogen um sie machte und schließlich unter Deck verschwand. Auch seine Männer mieden es, sie anzusehen, als wäre es etwas verbotenes. Er verstand die Angst nicht. Denn was er empfand, wenn er sie betrachtete war Neugierde und Belustigung. Nicht, ihretwegen, sondern weil sie diesen skrupellosen Piraten Angst machte, obwohl jeder von ihnen wusste, dass ihre Kräfte nun an Nevan gebunden waren. Sein Blut hatte die Metallschlinge geformt und nur sein Blut konnte sie davon befreien.
Und dennoch stank das Deck nach Furcht.
>>Werdet ihr mich weiter so still beobachten, oder mir endlich sagen, warum ich hier bin?<<
Mit langsamen Schritten ging er auf sie zu, beleidigt, dass sie ihn nicht ansah. >>Folgt mir.<< befahl er und lief an ihr vorbei, geradewegs in sein Arbeitszimmer.

Dort angekommen wartete er, bis sie eintrat und schloss dann die Tür. Metall blitzte auf und er wich diesem gerade noch rechtzeitig aus, bevor sie es über seine Kehle ziehen konnte. Er drehte ihr Handgelenk, sorgte dafür, dass der Dolch klirrend auf den Holzboden fiel, bevor er sie auf seinen Schreibtisch hämmerte.
Er drückte nicht zu, sah ihr nur tief in ihre honigbraunen Augen und streichelte leicht über ihr Kinn, als er weiter Druck ausübte. Sie klammerte sich an seinem Arm, um den Druck auszugleichen und obwohl er sie fest in seinem Griff hatte, stand noch immer keine Furcht in ihren Zügen. >>Angst könnte euch das Leben retten.<<
Sie schnaubte bei seinen Worten.
>>Angst könnte euch das Leben retten Pirat. Wir beide wissen, dass lediglich euer Blut notwendig ist, um mich vor diesem Stück Metall zu befreien.<<
Nun war Nevan derjenige, der sie verblüfft ansah.
Er spürte, wie sie ihr Bein anhob und es um seine Hüfte schlang und ihn mit einem Ruck zu sich zog, sodass er halb auf ihr gebeugt lag. An seinem Kragen zog sie ihn herab und es war so falsch, doch sein Glied zuckte in seiner Hose und drückte sich augenblicklich gegen den engen Stoff.
>>Ich werde in eurem Blut baden und das eurer Männer. Also passt gut auf euch auf, denn ich werde keine Gelegenheit missen.<< hauchte sie. Ihr Blick sank herab. >>Ihr Männer seid so durchschaubar. Widerwärtig.<< warf sie ihm vor, bevor sie ihn mit einem Stoß von sich abwarf. Er schmunzelte, bevor er seine Hose zurechtrückte.
>>Ihr seid sehr von euch selbst überzeugt. Davon, dass ihr meine Crew auslöscht. Was, wenn ich euch hier und jetzt umbringe?<<
Sie strich durch ihr rostrotes Haar und warf es sich über die Schulter, bevor sie mit ihren Schultern zuckte. >>Ich habe nichts zu verlieren Pirat. Und ihr wirkt nicht, als wärt ihr ein Mann ohne Plan, also sagt.<< forderte sie mit erhobenem Blick. >>Warum bin ich hier?<<
Entspannt lehnte er sich gegen seinen Tisch, genoss das aufbrausende Gemüt von ihr und musterte sie beabsichtigt eingehend. >>Wie ist euer Name?<<
Sie rollte mit den Augen.
>>Warum bin ich hier?<< Wie konnte Laith sie ihm ausliefern? Würde er sie tatsächlich nicht so brauchen, denn würde er sie übers Tisch beugen und sie hier und jetzt nehmen.
>>Ihr seid ein Mittel zum Zweck. Ich brauche etwas und ihr seid hier, damit ich dieses etwas gegen euch austausche.<< zuckte er mit den Schultern. >>Euer Name?<<
Sie schwieg.
>>Ich kann auch meinen Bruder fragen. Er weiß es doch bestimmt.<<grinste er und sah mit Genugtuung, wie Wut ihr hübsches Gesicht verzerrte. Verdammt, er wollte sicher nicht in Laiths Haut stecken.
>>Dieser Hass.<< neckte er sie. >>Dieser unbändige Hass.<<

Herz aus LeidWhere stories live. Discover now