menschen

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Schnee stob auf, als die Pfoten der Raubtiere über den Boden flogen. Der Wind raufte ihnen das Fell.
Zwischen den Gipfeln, eingepfercht in einem Tal, lag ein Dorf, mit Holzhütten, aus denen Rauch aufstieg.
Man könnte meinen, die Bewohner des Dorfes wären ganz normale Menschen, doch wer eingeweiht war, wusste, dass sie alle Wandler waren. Viel mehr waren sie jedoch verlorene Seelen, einsam und im Stich gelassen von denen, die sie beschützen sollten. Sie alle waren geflohen, denn im Land hatte nur der Tod auf sie gewartet.
Hier aber fühlten sie sich sicher.

Die beiden Pumas und die zwei Wölfe traten durch die Eingangspforten hindurch. Dort stand eine Wache, die sicher ging, dass sie alle Wandler waren.
Die Familie hatte ein Häuschen in dem Dorf. Es war nicht gut geheizt und nur lückenhaft überdacht, weil das Material zum Bauen fehlte. Aber es reichte zum Uberleben.
Ein Großteil der Zeit verbrachten sie als Tiere deutlich weiter oben in den Bergen. Dort waren sie sicherer vor den Menschen.
Sie verwandelten sich und zogen sich die Pelzmäntel an. Es wirkte komisch, dass Tierwandler Pelze anziehen, aber wenn es alles ist, das man hat, zögert man nicht, es anzuziehen.

Tikaani entzündete eine Kerze, die auf dem hölzernen Fensterbrett stand.
"Ich habe gehört, dass die Behörden die Jagd auf die Woodwalker verstärken." Sie schaute hinüber zu Carag, dessen goldgrüne Augen im Dunkeln glühten.
Er seufzte und half seiner Tochter, einen Schal umzuwickeln.
"Sie werden immer schlauer - finden ständig neue Methoden, uns ausfindig zu machen", meinte er. Er lächelte das Mädchen an und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. "Ich hab schon lange nichts mehr von den anderen gehört." Besorgnis schlich sich in seine Stimme.
"Ich auch nicht. Jeffrey musste ja untertauchen, nachdem rauskam, dass er ein Wandler ist." Der ehemalige Alphawolf hatte als Moderator schnell Anklang gefunden. Durch seine Bekanntheit war jedoch schnell ans Licht gekommen, was er wirklich war.

"Wer ist Jeffrey?" Große blaue Augen starrten zu den beiden hinauf.
Carag wuschelte seiner Tochter durch das Haar und wollte antworten, doch sein Sohn fiel ihm ins Wort: "Mamas bester Freund, den kennst du nicht, Amaruq." Er krabbelte auf die Bank neben seine Schwester und stürzte sich spielerisch auf sie.
Ein melancholisches Lächeln schlich sich auf Tikaanis Gesicht. Carag legte einen Arm um seine Freundin.
"Jetzt wird es auch erstmal schwieriger, Kontakt zu den anderen aufzunehmen", meinte er. "Wir sollten nichts riskieren."
Sie nickte. Es war besser, man war sich der Gefahr immer bewusst. Sogar hier, in den abgelegenen Dorf, von dem kein Mensch wusste, waren sie nicht zu hundert Prozent sicher.
"Lass deine Schwester in Ruhe, Yuka", tadelte Tikaani den Jungen, der mit seiner Schwester raufte.
Carag schmunzelte. "Wir schauen, wie sich die Lage weiterentwickelt und dann versuchen wir, sie zu kontaktieren", versprach er Tikaani.

Woodwalkers - In vielen JahrenWhere stories live. Discover now