ein neues zuhause

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Schweren Herzens schob Carag seinen Sohn von der Klippe weg. Sein Blick jedoch blieb an den brennenden Häusern hängen. Das Dorf, das er einst sein Zuhause genannt hatte, war nur noch Schutt und Asche.
Den schmerzerfüllten, panischen Schreien zufolge war mehr als nur ein Wandler den Feinden zum Opfer gefallen.
Allein der Gedanke löste eine unbändige Wut in ihm aus. Hatte er nicht dafür gekämpft, dass die Woodwalker die Menschen nicht als Feinde ansahen? Doch die Menschen kamen nun in ihre Dörfer und töteten ihre Kinder und Geschwister, verfolgten sie, sperrten sie ein und ließen sie hinrichten.
So hatte er von Shari Seaborn und Alisha White gehört, die in einem Aquarium untergebracht waren, in dem sie zu wenig Platz und Essen hatten und Shows für die Menschen machen mussten, weil sie es diesen schuldeten. Dass die Menschen die Wandler nur quälen wollten, war jedem klar.
Seine Krallen gruben sich in den Schnee und neben ihn knurrte Tikaani.
Amaruq und Yuka drängten sich an ihre Eltern, die Angst war deutlich zu spüren. Eines Tages würde er ihnen erklären, was los war und warum sie fliehen mussten.

Aus dem Tal war ein Schuss zu hören, der dem Puma das Blut in den Adern gefrieren ließ. Alle seine Instinkte sagten ihm, er solle wegrennen, aber er konnte sich nicht blindlings vom Acker machen. Er musste aufpassen, dass seiner Familie nichts geschah.

Tikaani gab ihm ein Zeichen, dass sie sich verziehen sollten, und er und die kleinen folgten ihr hastig.

Erst, als sie sich im Schatten eines Berggipfels weit weg vom Tal befanden, kamen sie zur Ruhe.
Lasst uns erstmal hierbleiben. Morgen früh schauen wir, was aus dem Dorf geworden ist, sagte Carag, obwohl er sich schon denken konnte, wie das dort jetzt aussah. Viel übrig geblieben war nach dem Feuer sicher nicht.

Dass die Menschen so mutwillig einen Rückzugsort der Wandler zerstörten, sollte ihn nicht überraschen, aber er war geschockt. Und es brach ihm das Herz, denn er hatte doch immer gewollt, dass sich Mensch und Wandler verstanden.
Er verstand auch die Sorge der Menschen nicht. Wieso glaubten sie, dass Wandler die Macht über das Land haben könnten? Weil sie etwas bessere Sinne als normale Menschen hatten, weil sie als Tiere überall hinkonnten, ohne beispielsweise Eintritt zahlen zu müssen, oder weil sie Gedanken lesen konnten? Wobei sie ja nur die Gedanken anderer Wandler lesen konnten.
Die Wandler auszurotten, half den Menschen nicht, außer vielleicht gegen die Überpopulation, aber nicht mal das machte Sinn.

Woodwalkers - In vielen JahrenWhere stories live. Discover now