Die Folgen

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Tikaani und Carag wichen den Fragen ihrer Kinder aus, sie waren Ansicht, dass es besser war, ihnen erstmal nicht die Wahrheit zu sagen.
Sie hatten sich unter einem Felsüberhang, der sie vor dem rauen Wind und der Kälte halbwegs schützte, niedergelegt.
Ihre Mägen knurrten, aber sie wollten nicht riskieren, dass die Menschen doch noch umherstreiften und sie beim Jagen töteten.

Erst einige Stunden später, als die Kinder, die zuvor friedlich geschlafen hatten, wach waren, beschlossen Carag und Tikaani, jagen zu gehen.
Wie immer wollten auch Amaruq und Yuka mitkommen, sie wollten mithelfen und neue Jagdtechniken ausprobieren.
Die Eltern waren sich nicht sicher, was die bessere Wahl war: die Kinder hier lassen und riskieren, dass sie in dem Unterschlupf gefunden wurden, von wem oder was auch immer, oder sie mit auf die Jagd nehmen und dann vielleicht alle zusammen draufzugehen?
Tikaani nahm die Entscheidung in die Hand und beschloss kurzerhand, die Kleinen mitzunehmen.
Während Amaruq und Yuka begeistert um sie herumtollten und sich im Schnee sulten, ging der Ernst der Lage völlig an ihnen vorbei.
Traurig schaute Tikaani ihnen zu. Sie wünschte, sie wäre auch wieder so jung und unbeschwert, als noch alles einen Sinn gemacht hatte, sie nicht alles hinterfragen musste und keine Sorgen in der Welt hatte. Sie war sich der Gefahren nicht bewusst gewesen. Gerne wäre sie wieder so naiv und unwissend.

Die Jagd dauerte länger als üblich, wahrscheinlich, weil sie jetzt in einem Gebiet waren, das sie so nicht kannten.
Am Ende fingen sie gemeinsam ein Dickhornschaf, das wohl für alle Vier ausreichen musste.
Carags und Tikaani zerstückelten das Fleisch in kleinere Teile für die Jungen.

Später an diesem Tag entschloss Carag sich, dem alten Dorf einen Besuch abzustatten. Er hielt die Neugier nicht mehr aus und wollte wissen, was passiert war.
Tikaani blieb mit den Kindern zurück und fing an, ihnen Geschichten zu erzählen, während Carags sich auf den Weg machte.

Es roch nach verbranntem Holz, die meisten Hütten waren nur noch schwer zu erkennen, weil sie größtenteils dem Erdboden gleich gemacht worden waren.
Die Feuerstelle war verwüstet und überall flogen die handgemachten Gefäße, Teppiche und Klamotten der Wandler umher.
Wut stieg in Carags auf, seine Krallen bohrten sich fest in den Boden.
Wie konnten die Menschen ihnen das antun?

Als er durch die verbrannten Häuser hindurchstreifte und sich umsah, hörte er plötzlich ein kläglichen Weinen.
Er horchte auf und wandte den Kopf in die Richtung, aus der es kam.
Er folgte dem Weinen, bis er hinter einem hölzernen Vorbau, der halbwegs verschont geblieben worden war, ein Baby sah. Es lag dort einsam und alleine und weinte vor sich hin.

Woodwalkers - In vielen JahrenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt