nächtlicher deep talk

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Tikaani lag in dem Bett im Gästezimmer, das Holly für sie zur Verfügung gestellt hatte. Sie starrte in die Ecke des Zimmers, unfähig zur Ruhe zu kommen. Die Erinnerungen an das Geschehene ließen sie nicht schlafen. Ständig kreisten ihre Gedanken um das Feuer, das an den kleinen Holzhütten leckte, und um die Schreie der Wandler, die versuchten, sich in die Sicherheit der Berge zu retten.
"Tikaani?" Carags leise Stimme ertönte dicht an ihrem Ohr. Sie biss sich auf die Lippe und versuchte, sich zu entspannen, ehe sie ihm antwortete: "Ja? Alles in Ordnung?"
"Das sollte ich dich fragen", erwiderte ihr Freund. Er klang besorgt. Sie seufzte und richtete sich auf. Carag setzte sich ebenfalls auf, in seinen goldgrünen Augen glänzte die Besorgnis. "Du warst richtig verkrampft. Und geschlafen hast du ja scheinbar auch nicht."
Die junge Frau sog scharf die Luft ein und richtete den Blick auf die Tür, die einen Spalt weit offenstand. Dann fiel ihr Blick auf Amaruq, die sich als Wolf am Fußende zusammengerollt hatte. Sie war dicht an ihren Bruder gekuschelt, der ebenfalls in Tiergestalt schlief. Rain hatten sie auch in dem Bett untergebracht, obwohl Tikaani zuerst dagegen gewesen war, da sie immerhin ein Baby war und sicher viel strampeln und weinen und ständig aufwachen würde. Es stellte sich jedoch heraus, dass sie ein sehr ruhiges Baby war.
"Es ist nichts", meinte Tikaani abweisend. Sie fühlte Carags Hand an ihrer Schulter und sah ihn unwillkürlich an. Seine Augen glühten in der Dunkelheit. Sie sah die Fürsorge darin.
"Ich will nur, dass es uns endlich wieder gut geht, Tikaani", flüsterte er. Seine Stimme klang so verzweifelt und gebrochen, dass es ihr beinahe die Tränen in die Augen trieb. Sie nahm seine Hand, ihre Finger krampften sich um seine.
"Ich weiß, Carag, ich weiß. Ich will, dass es wieder so ist wie früher", wisperte sie. Sie lehnte sich an ihn, fühlte seine Nähe, seine Wärme. "Aber die Menschen haben uns alles zerstört. Was haben wir ihnen denn getan? Wie können wir ihnen wieder verzeihen?"
Sie hörte, wie Carag tief Luft holte. "Es gibt noch gute Menschen. Ich glaube fest daran."
Und Tikaani wusste nicht, was sie dazu sagen sollte. Ihr Problem lag nicht bei den Menschen an sich, aber so viele von ihnen hatten ihr und den anderen Wandlern schlimme Dinge angetan. Sie waren der Grund, warum Tikaanis und Carags Kinder nicht in Frieden und Sicherheit aufwachsen konnten. Und aus einem noch unersichtlichen Grund waren sie auch daran schuld, dass eine von ihnen, die kleine Rain, ihr Zuhause verloren hatte, und ihre Familie noch dazu. Wie kam das überhaupt zu Stande?

Woodwalkers - In vielen JahrenTahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon