Harry ist mit Zuneigung überfordert

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Anaïs hatte kaum die Chance, die Tür hinter sich zu zuziehen, als Harry auch schon quer über die Straße zu ihrem Grundstück sprintete.

Anaïs lächelte breit und drückte den Umschlag, den Birget ihr für Harry mitgegeben hatte, an die Brust, in der anderen Hand hielt sie eine kleine Topfpflanze.

„Harry!", rief sie glücklich zur Begrüßung, „Ich wollte gerade zu dir kommen! Alles Gute zum Geburtstag!"

Harry, etwas aus der Puste, war gerade in den Garten gekommen (mittlerweile bewegte er sich darauf so, als wäre er da zu Hause) und blieb nun überrascht stehen.

„Du... du weißt, dass ich Geburtstag habe?", fragte er erstaunt.

„Nun...", Anaïs biss sich peinlich berührt auf die Lippe. „Ich habe es nicht gewusst, das hast du mir ja nie erzählt! Aber Birget hat sich daran erinnert! Hier – das ist für dich!"

Anaïs streckte Harry den Umschlag und die Pflanze entgegen, die dieser annahm und einen Moment blickte er auf das rosafarbene Papier des Briefes. Dann hielt er ihn Anaïs wieder hin.

„Tut mir wirklich leid, Anaïs, aber ich muss kurz etwas mit dir besprechen!", sagte Harry eilig und verwirrt – einen Moment lang ein wenig unsicher und verletzt – nahm Anaïs den Umschlag wieder entgegen. „Meine Tante Magda kommt zu Besuch!"

Anaïs lächelte einen Moment lang glücklich, bevor sie Harrys düsteren Blick sah und erkannte, dass das keine guten Neuigkeiten waren. „Oh", sagte sie also düster.

„Ganz genau!", stimmte Harry ihr nickend zu. „Sie ist schrecklich! Die Dursleys wollen, dass ich mich die ganze Woche lang wie ein Muggel benehme, dann unterschreiben sie die Einwilligung, dass ich nächstes Schuljahr nach Hogsmeade gehen darf! Onkel Vernon hat aber gesagt, dass ich dich in dieser Zeit nicht sehen darf, aber bitte versteh mich nicht falsch, ich –"

„Dann werden wir uns auch nicht sehen!", bestimmte Anaïs in einem heiteren Ton und wie so häufig erkannte Harry, wie anders Anaïs doch im Gegensatz zu anderen war. Sie verstand.

Harry grinste sie erleichtert an. „Wir sind trotzdem Freunde, Anaïs. Wirklich! Und sobald Magda wieder weg ist, kannst du mir diesen hier geben, okay?" Er deutete auf den Umschlag, den Anaïs nun in den Händen hielt und an sich drückte. „Diese hier behalte ich – als Erinnerung." Die Topfpflanze drückte er an sich.

Anaïs nickte zustimmend. „Ich werde gut auf ihn aufpassen", versprach sie feierlich, „Du passt auf die Pflanze auf! Es wird sicherlich nicht einfach, sich wie ein Muggel zu benehmen... ich kenne das von früher – da wollten auch immer alle, dass ich mich normal benehme!"

„Du bist normal, Anaïs", sagte Harry und blickte über seine Schulter zurück zum Haus der Dursleys, in dem er die nächsten Tage verbringen musste. „Ich muss jetzt wieder zurück, meine Zauber-Sachen verstecken. Wir sehen uns nächste Woche wieder!"

„Sollte es nicht gut laufen, kannst du trotzdem gerne zu uns kommen", versicherte Anaïs ihm fröhlich.

„Mach ich", versprach Harry, „Bis dann!"

Harry lief zurück zu seinem Haus.

Eine Woche später blies er seine Tante Magda auf und ließ sie durchs Wohnzimmer fliegen.



Birget klopfte gegen die Tür des Zimmers, in dem Harry übernachtet hatte, Anaïs stand neben ihr.

Der Wirt des Tropfenden Kessels hatte Anaïs wie eine alte Freundin begrüßt und sie sofort gefragt, wie ihr letztes Schuljahr gewesen war. Nachdem Anaïs die letzten Ferien in einem Zimmer dort verbracht hatte, hatte der Wirt sich wohl noch ziemlich gut an sie erinnern können und am liebsten hätte Anaïs ihm sofort alles erzählt, aber sie waren wegen Harry gekommen.

Pomegranate | Harry PotterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt