Remus ist ein schlechter Einfluss

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Die schönste Frau, die Anaïs je in ihrem Leben gesehen hatte, betrat ihren Garten und Anaïs war sich sicher, es musste eine Göttin sein.

Sie hatte schon einmal eine Göttin gesehen: Persephone, die sie einmal besucht hatte. Persephone war auch wunderschön gewesen, erinnerte Anaïs sich, aber nicht auf diese Art und Weise, wie diese Frau wunderschön war.

Ihre Haare waren so golden wie Licht und lockten sich elegant in einer elegant-chaotischen Frisur über ihren Rücken. Ihre Haut war sonnengebräunt und so makellos, bis auf wundervolle Sommersprossen, Anaïs schämte sich sofort für diesen einen Pickel, der am Tag zuvor auf ihrem Kinn aufgetaucht war. Sie hatte eine elegante Statur, als wäre sie vielleicht eine Tänzerin. Nicht so muskulös wie Birget, sondern anders, aber trotzdem kräftig und sportlich. Und sie bewegte sich so selbstsicher und locker, als würde ihr die Welt gehören.

Das musste eine Göttin sein – vielleicht Aphrodite, die Göttin der Schönheit und der Liebe, von der ihr Birget in ihren Geschichten erzählt hatte.

Sie war in Begleitung.

Bei dieser wunderschönen Frau war ein großer, schlanker Mann in einem Umhang, wie Anaïs ihn von Zauberern kannte, aber ein wenig älter. In den Zeitschriften, die Astoria Anaïs gezeigt hatte, hatte sie die neueste Mode für Hexen und Zauberer gesehen – so einen ähnlichen Umhang hatte Anaïs dort auch entdeckt, aber in einem älteren Heft, das Astoria noch behalten hatte, weil sich dort ein Poster von einem berühmten englischen Quidditch-Spieler befunden hatte, das Astoria sich manchmal gerne ansah.

Seine Haare waren hell und ein wenig zerzaust. Auffällig waren die Narben in seinem Gesicht – er musste ein Krieger sein, vermutete Anaïs. Birget hatte auch Narben – sie war eine mächtige Kriegerin.

Anaïs hatte ihre Gartenarbeit unterbrochen, um die beiden Neuankömmlinge anzusehen und sie fragte sich, was zwei Götter auf einmal in ihrem Garten wollten. Waren sie vielleicht für Birget gekommen?

Wage erinnerte sie sich noch daran, dass Emmeline ihr beim Frühstück etwas erzählt hatte, aber sie wusste nicht mehr, um was es gegangen war. Sie hatte vergessen, zuzuhören.

„Du musst Anaïs sein", sprach der Mann mit den Narben sie an und lächelte freundlich. Und in diesem Moment beschloss Anaïs, dass seine Narben bestimmt nicht seine auffälligste Eigenschaft war – sein Lächeln war so freundlich, Anaïs bestimmte, dass sie diesen Mann in ihrem Gehirn als „den Mann mit dem freundlichen Lächeln" statt „den Mann mit den Narben" einspeichern wollte. „Mein Name ist Remus, das ist meine Frau Phillis. Wir sind Freunde von Birget und Emmeline."

Anaïs brauchte einen Moment, um diese vielen Informationen zu verarbeiten.

Sie erinnerte sich daran, dass Birget und Emmeline schon einmal von einem Remus und einer Phillis gesprochen hatten. Sie hatten sogar Fotografien von ihnen aufgehängt, eigentlich hätte Anaïs sie erkennen müssen.

Sie hatte Phillis auch schon einmal in einem Traum gesehen, in dem sie den Tod von einem Freund von Birget beobachtet hatte, aber da war sie ziemlich dreckig gewesen und hatte sehr verzweifelt und panisch ausgesehen, deswegen hatte Anaïs dieses Gesicht nicht mit ihren Erinnerungen vom Traum verbinden können.

„Ich glaube, Emmeline hat gesagt, dass wir heute Gäste haben... ich habe es aber vergessen."

Phillis – keine Göttin, wie Anaïs sich nun erinnerte, sondern eine Demigöttin, wie auch sie selbst es war – lächelte. Auch Phillis hatte ein schönes Lächeln. Die beiden hatten wahrscheinlich geheiratet, weil ihre Lächeln ähnlich freundlich waren.

„Was machst du da?", fragte Remus interessiert und deutete auf die Blumen, die Anaïs gerade in den Garten setzte.

Noch sahen sie nicht wirklich wie Blumen aus, aber mit ein wenig Pflege und Anaïs-Magie würden sie schon bald blühen, wusste Anaïs.

Pomegranate | Harry PotterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt