Kapitel 37.

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Jungkook

Es war seltsam. Alleine Taehyung anzusehen fühlte sich sowohl schmerzhaft, als auch seltsam an. Ich wusste, dass ich wohl doch einen kleinen Crush auf Tae hatte. Es war definitiv mehr als bloß Sex und ein paar romantische Dates. Mehr als ein sexuelles Verlangen, sondern eher ein Verlangen danach, in der Nähe des anderen zu sein. Doch jetzt fühlte sich diese Nähe förmlich erdrückend an. Und falsch, den Älteren überhaupt anzusehen.

Ich wusste, dass ich Lee in keinem Fall widersprechen oder ihn reizen sollte. Tat ich nicht, was er von mir verlangte, verletzte er entweder mich oder meine Familie. Und mit dieser fing er auch an. Deswegen konnte ich auch nicht mit Taehyung reden, egal wie gerne ich das wollte. Lee hatte seine Augen und Ohren überall. Selbst Taes Hilfe wäre im Endeffekt nie genug, um meine Familie, vorallem meine Schwester und mich zu schützen.

Erwischten sie Lee, sorgte er durch seine Kontakte zu anderen Männern dafür, dass ich für diese Entscheidung litt. Und sie kein zweites Mal traf. Deswegen konnte ich Taehyung bloß mit gesenktem Blick und traurigen Augen mustern. Bis jetzt hatte ich es ja nicht einmal geschafft, ein Wort mit ihm zu wechseln. Stattdessen saß ich mit Jimin am anderen Ende des Raumes und hörte den anderen bei ihren interessanten und ausgelassenen Gesprächen zu. Zumindest bis mein bester Freund meinen Zustand bemerkte.

"Ist alles okay zwischen Taehyung und dir?" fragte mich Jimin besorgt, doch ich seufzte bloß in mich hinein. Ich wünschte es wäre alles in Ordnung. Dass das gestern einfach nie passierte und alles so blieb, wie davor. Wir eine ungestörte Beziehung führten, die zwar ohne Gefühle stattfand, doch keinesfalls mit weniger Leidenschaft. Alleine an mein erstes Mal zurückzudenken ließ meinen ganzen Körper ganz warm und kribbelig werden. Taehyung verlor zwar zwischendurch seine Kontrolle und überstimulierte mich ziemlich, aber es blieb bei einem Grad, den ich erregend fand.

Und wie sogar. Diese Nacht mit ihm hatte all meine Erwartungen übertroffen.

"Wir haben... Miteinander geschlafen" ließ ich die Bombe einfach platzen. Es war nicht der Grund, wieso ich ihn so ansah, wie ich es tat. Aber auf diese Weise konnte ich dem Thema perfekt aus dem Weg gehen. Denn mein Plan funktionierte perfekt. Sofort riss Jimin seine Augen auf und sah einmal zu Taehyung, bis er sich wieder mir widmete.

"Shit, hat er dir weh getan? Ich bringe den Kerl um, wenn er-" oh Jimin. Weh getan hatte mir nur ein Kerl. Und dieser war ganz sicher nicht Taehyung. Anders als erwartet erwies sich der Ältere als ehrlich, einfühlsam und freundlich. "Gott nein, Jimin. Er war... Unglaublich. Ich sehe nur so aus, weil ich gestern bei meiner Mom war. Und naja... Es lief so wie immer" seufzte ich und schlug meinem besten Freund seine Angst aus dem Kopf. Ich verstand ihn ja. Mich wunderte es selbst immernoch, dass Taehyung anders nicht sein konnte als die Person, welche die vielen Gerüchte aus ihm machten.

"Okay okay, von vorne. Ihr habt es tatsächlich getan? Du hast es echt getan?" ich schmunzelte. Das erste Mal heute, dass sich meine Mundwinkel nach oben bewegten. Ja, Tae und ich hatten es wirklich getan und ich somit mein erstes Mal mit dem Älteren verbracht. Einem heißen, verdammt gut aussehenden Kerl mit einem unbeschreiblichen Körper und sehr vielen Fähigkeiten. In unterschiedlichen Gebieten. Und besonders von einem bekam ich nun eine kleine, beziehungsweise eigentlich große Geschmacksprobe.

"Das... Habe ich. Und es war so viel besser, als ich dachte" erklärte ich, beziehungsweise schwärmte ich förmlich vor mir her. In einem sanften und leisen Ton, da mir zu mehr heute die Kraft fehlte. Ich hatte keine Ahnung, wie ich mit dem von gestern umgehen sollte. Und ich hatte Angst vor meinen Gefühlen für Taehyung. Unserer Beziehung und was aus dieser werden würde. Weil ich nun mit dem Gewissen lebte, einem Mann dabei zu helfen, seine Zukunft zu zerstören. Obwohl ich bis jetzt noch keine Ahnung hatte, wie das passieren würde.

Was ich wusste war, dass es früher oder später passierte. Ich musste Taehyung verletzen und etwas so schlimmes unterstützen oder sogar selbst tun. Den Älteren hintergehen, obwohl ich mich dagegen wehren zu versuchte. Diese Situation war schrecklich. Ich konnte nicht einmal mit ihm reden, sondern musste mit diesem Geheimnis leben.

Mir war klar, dass ich dabei war, mich in Taehyung zu verlieben. Mit jedem Mal, das wir miteinander verbrachten merkte ich es. Wie ich immer und immer tiefer für ihn fiel. In dem Wissen, ihn früher oder später zu hintergehen und sein Herz zu brechen. Gemeinsam mit meinem eigenen.

"Er war wirklich sanft. Zwar war es teilweise mehr als nur intensiv, aber er hat alles dafür getan, dass es mir gefällt. Und es eine unvergessliche Nacht wird." schwärmte ich. Taehyung entpuppte sich als richtig guter Kerl. Vorurteile waren immer fies. Jedoch machte sich der Ältere durch seine vielen One-Night-Stands nunmal einen gewissen Ruf. Gewann mein Vertrauen langsam und vorsichtig, um mir sein wirkliches Ich zu offenbaren.

Und ich, ich würde diesen perfekten Kerl irgendwann enttäuschen. Auf die übelste Art verletzen. Deswegen sah ich so niedergeschlagen aus. Es spiegelte meinen Gefühlszustand wieder, und zwar ziemlich deutlich.

"Und wieso siehst du dann so traurig aus, mh?" hakte Jimin nach. Am liebsten würde ich das gestern geschehene einfach vergessen. Es in eine Schublade stecken und sie niemals wieder öffnen. Darin verstauben und verrotten lassen, vergessen, dass ich es jemals dort hinein getan hatte. Und stattdessen weiter Taehyungs Nähe genießen konnte ohne tief in mir zu wissen, was dies tat. Ich genoss seine Nähe so... So sehr. Anstatt dieses Gefühl endlich genießen zu dürfen, wurde mir auch das genommen.

Vielleicht war ich ja zu solch einem Leben bestimmt. Taehyungs Eltern wünschten sich definitiv niemanden wie ich für ihren Sohn. Obwohl da natürlich auch nicht viel mehr lief als eine sehr intensive, sexuelle Beziehung. Sie basierte darauf. Der Ältere machte seine Absichten klar und deutlich. Und jemand wie er verliebte sich sicher nicht in jemanden wie mich und gab das rum-gehure auf.

Jetzt... Hätte ich sowieso keine Chance mehr. Weil mich ein skrupelloser Mann an das Erinnerte, was ich darstellte. Der Apfel fiel nunmal nie weit vom Stamm, was...

"Ich sollte es vermeiden, meine Mutter zu besuchen. Aber lass uns ein anderes Mal darüber reden. Ich schlafe gleich auf seinem Schoß ein" Jimin grinste. Normalerweise ließ er mich nicht so leicht davon kommen. Heute aber hatte er weitere Pläne, weswegen er ein anderes Mal darauf zurück kommen würde. Diese Nacht gehörte er einem anderen Kerl, Yoongi konnte schon den ganzen Abend seine Augen nicht von ihm lassen.

Die beiden waren ehrlich interessant. Und mein bester Freund checkte nicht, dass seine Sex-Beziehung einen richtig fetten Crush entwickelte. Anscheinend war der Ältere genau so blind wie mein bester Freund und sie bemerkten es beide nicht.

"Scheisse hast du mich erschreckt" keuchte ich überrascht, als ich die Tür verlassen und in Richtung Uni laufen wollte. Ich verabschiedete mich von den anderen, ließ Taehyung dabei absichtlich aus, da ich ihm ja nicht einmal in die Augen sehen konnte, und bekam jetzt die Quittung dafür.

Anders als Jimin, ließ sich Tae heute nicht einfach abspeisen. Stattdessen folgte er mir nach draußen und griff sanft nach meinem Handgelenk, um mich so davon abzuhalten, ohne ein Wort zu verschwinden.

"Lässt du... Mich dich zur Uni fahren, bitte, Pretty?"

Wie, oh wie Kim Taehyung sollte ich bei dem Tonfall, dieser verzweifelt ausgesprochenen Bitte und einem Spitznamen denn nein sagen?

~

And that's it for todayyy, please let me know if u liked the chaps <33

Pretty Boy // 𝑇𝑎𝑒𝑘𝑜𝑜𝑘Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt