Kapitel 36

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Grace

"Gut. Einverstanden" erwiderte ich und lächelte Siegessicher.

Er glaubte doch nicht im Ernst, dass ich mich jetzt ausziehen würde nur um meine Wäsche wieder zu bekommen.

Wenn es sein musste würde ich auch so wie ich jetzt war aus diesem Haus gehen.

Wüsste ich nicht, dass mich eventuell jemand sehen könnte würde ich das jetzt tun. Doch die Wahrscheinlichkeit dabei gesehen zu werden war vielleicht etwas hoch.

Dennoch würde ich ihn das nicht wissen lassen. Es war sowieso irrelevant.

Andernfalls war es bereits Nachmittag und ich müsste sowieso bald nach Hause. Meine Mutter ging davon aus, dass ich in der Schule war.

Und da ich wusste, dass sie in der Regel erst um 6 Uhr nach Hause kam, hatte ich noch etwa anderthalb Stunden Zeit mich nach Hause zu schleichen und mich umzuziehen.

"Ich werde jetzt gehen" erklärte ich und lief zurück zu meinen Schuhen von welchen ich eben noch abgelassen hatte.

"Du willst so rausgehen?" fragte er spöttisch.

"Ja" erwiderte ich felsenfest davon überzeugt, dass ich es tun würde.

Kai lehnte sich nun in den Türrahmen und beobachtete mich dabei wie ich meine Schuhe anzog.

Nun stand ich hier mit einem T-Shirt und seiner boxershort bekleidet und mit Schuhen die überhaupt nicht dazu passten.

Ich verschränkte die Arme "Kein Abschiedskuss?" fragte ich dann und er schüttelte den Kopf.

"Nein denn ich will nicht, dass du gehst"

Mit diesen Worten hatte ich nicht gerechnet und scheinbar sah man mir das auch für eine minimale Sekunde an.

Doch ich sammelte mich schnell wieder.

"Ich kann nicht bleiben also entweder ich kriege einen oder ich kriege keinen. Aber dann kriegst du das nächste mal auch nichts" versicherte ich ihm, in der Hoffnung er würde einknicken doch er blieb standhaft.

"Bis morgen" lächelte ich bevor ich die w
Wohnungstür öffnete und in den Flur verschwand.

Im Flur hallte alles unfassbar, weswegen ich die Luft anhielt und bloß nicht zu laut zu atmen.

Erst als die Wohnungstür sich schloss atmete ich auf.

Ich sah auf mein Handy und erkannte das Beth mir geschrieben hatte. Sie fragte warum ich nicht in der Schule war und wie ich es wagen könne sie in Mathe allein zu lassen.

Tha dumm gelaufen Beth. Du hast mich letzte Woche auch allein gelassen.

Am liebsten hätte ich ihr geschrieben ob sie mich nicht abholen wolle. Doch dann müsste ich vermutlich mein Outfit erklären und das konnte ich nicht.

Ich war mir sicher Zayn hatte sowieso schon wieder allen erzählt, dass ich einen Kerl namens Ian vögelte. Ich könnte also einfach weiter lügen. Doch dann würde ich mich schlecht fühlen.

Zumindest schlechter als ich es bei Zayn tat.

Kurz überlegte ich ob ich vielleicht meinen Bruder schreiben sollte. Doch dann fiel mir ein, dass er seinen Führerschein noch nicht hatte, weil er immer wieder durch die Prüfung fiel.

Ich selbst hatte noch nicht einmal eine Anmeldung für die fahrschule gemacht.

Ich hatte unfassbare Angst vor dem Auto fahren und ich fühlte mich als wäre ich völlig alleine damit.

Wenn ich teilweise sah wie manche Leute fuhren als hätten sie ihren Führerschein in einem Kinderüberraschungsei gewonnen, graute es mir vor meiner Zeit als Fahranfänger.

Ich war mir sicher, dass ich den Motor immer wieder abwürgen würde was ja in erster Linie nicht unnormal war.

Doch ich war mir sicher, dass wenn mich dann einer anhupen würde, ich definitiv anfangen würde zu heulen.

Ich war eigentlich niemand der nicht gut mit Stress umgehen konnte. Doch die Vorstellung wie ich den ganzen Verkehr aufhielt nur, weil ich mein Auto immer wieder abwürgte machte mir wahnsinnige Angst.

Ich hatte Tyson einmal davon erzählt und er hatte mich ausgelacht.

Dafür hatte ich ihn dann ausgelacht als er zum zweiten Mal durch seine praktische Prüfung gefallen war.

Das erste Mal war er durchgefallen,weil er sich vor der Fahrt übergeben hatte und dann anschließend im Auto beinahe das Bewusstsein verloren hätte, weil er so nervös war.

Beim zweiten Mal hatte er ein Schild missachtet.

Es wäre sehr praktisch für mich wenn er seinen Führerschein endlich bestehen würde. Doch vermutlich würde er dann sowieso nur den ganzen Tag mit Elliot durch die Gegend fahren.

Jetzt da Zayn mich nicht mehr mit zur Schule nahm brauchte ich eine neue Lösung für dieses Problem.

Denn ehrlich gesagt bekam ich vom Bus fahren Herpes. Bus fahren war das normalste der Welt doch ich war pingelig und allein Menschen mit straßenkleidung in ihrer eigenen Wohnung ekelten mich an.

Ich konnte immer noch nicht verstehen wie Kai sich nicht als erstes umziehen konnte sobald er seine Wohnung betrat.

Ein Bus mit täglich über 100 Menschen wovon ca 70 sich nicht die Hände waschen wenn sie auf dem Klo waren, war ein Albtraum für mich.

Ich war nun unten angekommen. Im Flur war es kalt und ich bereute es schon beinahe wieder, dass ich einfach gegangen war.

Ich blickte nach oben. Vielleicht würde er mir meine Wäsche einfach geben wenn ich ihn ganz lieb bitten würde und wenn ich ihm erklären würde, dass es arschkalt war.

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(836 Wörter)

:)

Teacher - His favorite Student (Abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt