Kapitel 28. 'Du bedeutest mir viel'

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Geschichte. 'Mr. Park~'

Kapitel 28. 'Du bedeutest mir viel'



31. Dezember 2020 & 01. Januar 2021


„Sie können so anstrengend sein", jammerte Chanyeol und ließ sich erschöpft auf das Bett fallen. Baekhyun beobachtete seinen Freund dabei belustigt und schüttelte ungläubig den Kopf. Zugeben, es konnte tatsächlich anstrengend sein, nur wusste Baekhyun nicht, ob sie sich dabei auch auf denselben Faktor bezogen. Vermutlich nicht.

Aus seiner Sicht heraus war es lediglich anstrengend, von so vielen Personen auf einmal umgeben zu sein, die zumeist alle in einzelne Gespräche vertieft waren, wodurch eine gewisse Lautstärke entstand. Zugleich waren sie alle noch – fast unangenehm – fixiert auf Baekhyun. Es konnte ermüdend sein, so viele Fragen zu beantworten und auf so viele Gespräche einzugehen. Es gab kaum eine Minute, in der er mal nur zuhören konnte. Zugleich kostete es eine Menge Energie, sich immer wieder auf eine andere Person zu konzentrieren und irgendwann wurde es auch etwas unübersichtlich, wer gerade mit ihm sprechen wollte. Baekhyun war ein Mensch, der zwischenzeitlich Ruhe und Abstand zu Menschen brauchte und der sich lieber im Hintergrund aufhielt. Er war nicht gerne im Mittelpunkt.
Ja, Baekhyun fand es eindeutig auch anstrengend. Doch Chanyeol war anders als Baekhyun und Chanyeol hatte auch nicht all die Aufmerksamkeit auf sich liegen. Baekhyun war sich ziemlich sicher, dass sein Freund einen anderen Grund hatte, wieso er seine eigene Familie als anstrengend bezeichnete. Leider musste Baekhyun jedoch auch eingestehen, dass er wenig auf seinen Freund achten konnte, weshalb er nicht direkt wusste, womit sich Chanyeol hatte auseinandersetzen müssen.

„Ich mag sie und ich mag es hier", gab Baekhyun dennoch zu und es entsprach der Wahrheit. Denn egal wie anstrengend es in diesem Moment war und egal wie unwohl er sich fühlte, wenn er im Zentrum aller Gespräche stand, er fühlte sich aufgehoben. Seit langer Zeit hatte er sich nicht mehr so angenommen gefühlt, wie in diesem Moment und es war demnach nicht von Bedeutung, wenn es ihm viel Energie kostete. Es war Chanyeols Familie! Chanyeols Familie, die ihn in voller Gänze als den Freund von Chanyeol annahm, als wäre er bereits ein Teil ihrer Familie und darüber hinaus schienen sie wirklich interessiert an ihm zu sein. Es war ein unglaublich schönes Gefühl, sich einer Familie auf dieser Weise zugehörig zu fühlen.

Chanyeol grinste, während seine Augen weiterhin geschlossen waren und zum Teil sogar von seinem Arm verdeckt wurden. „Sie lieben dich, ist dir das aufgefallen?"
„Sie sind doch nur neugierig. Immerhin dringe ich hier in diese Familie ein und die neuen Partner sind doch immer die interessantesten. Das ist vollkommen normal."
„Oh ja, Interesse haben sie wirklich an dir. Aber auch wenn du Recht haben solltest, das ist dennoch mehr als nur reines Interesse. Sie lieben dich wirklich. Verständlicherweise. Wenn dich aber auch nur einer wieder so belagert, wie die letzten Tage, dann verteidige ich mein Revier."
Baekhyun lachte. „Wie romantisch du doch wieder bist. Ich bin also dein Revier? Wirklich, ist dir da nichts Schöneres eingefallen? Außerdem habe ich kein Problem damit."
„Doch hast du. Du hasst es, so viel Aufmerksamkeit zu bekommen.''

Chanyeol setzte sich auf, krauste die Nase und seufzte einmal tief. Dann verdrehte er die Augen, doch im gleichen Moment musste er auch anfangen zu lachen. „Aber die beanspruchen dich vollkommen und ich hab kaum Zeit mit dir verbringen können, seit wir hier sind."
„Das klingt immerhin schon romantischer als deine Worte zuvor. Aber üben musst du das trotzdem noch."
„Sie lieben dich wirklich, Baek. Das ist nicht nur reines Interesse an dir, weil sie dich noch nicht kennen und sie jetzt meinen neuen Freund kennenlernen wollen. Sie sind fasziniert von dir und hängen dir quasi schon an den Lippen. Wohlgemerkt: Die werde ich definitiv nicht teilen!"
„Wow Yeol, ich hatte bisher immer gedacht, dass du nicht so leicht eifersüchtig wirst. Du hast nie irgendwelche Bedenken geäußert, wenn du mich und Kyungsoo zusammen gesehen hast und ehrlich, in manchen Situationen hätte ich es dir nicht einmal verübeln können, wenn du eifersüchtig geworden wärst. Ich fand es bewundernswert, dass du so uneingeschränkt damit klargekommen bist. Aber dann bei deiner eigenen Familie?"
„Ich bin nicht eifersüchtig auf meine Familie! Ich würde nur gerne auch mal ein paar Minuten mit meinem Freund verbringen dürfen. Oh, und nur damit du Bescheid weißt: auf Kyungsoo brauche ich gar nicht eifersüchtig sein. Ich weiß, dass ihr nur Freunde sein könntet und ich weiß auch, dass er dein bester Freund ist. Gegen eure Freundschaft habe ich absolut keine Chancen. Das hatte ich von Anfang an nicht und genauso lange weiß ich das auch schon. Also wieso auf etwas eifersüchtig sein, bei dem mir von vornherein klar war, wie es sein würde und welchen Stellenwert ich einnehmen würde?"

Verwirrt hielt Baekhyun in seiner Bewegung inne. Fast schon verständnislos blickte er zu seinem Freund, der seinem Blick mit einem liebevollen Lächeln begegnete. Misstrauisch kniff Baekhyun die Augen zusammen und mit einem intensiven Blick betrachtete er seinen Gegenüber. Diese Worte waren... anders und irgendwie klangen sie, als würden sie etwas Bitteres in sich tragen. Doch Chanyeols Stimme war ruhig, wenn nicht sogar melodisch und auch sein Gesicht strahlte vollkommenen Frieden aus.
Stellenwert? Stellenwert klang so... abwertend? Grundlegend negativ.

„Du bist mir nicht weniger wert als Kyungsoo."

Das Lächeln auf Chanyeols Gesicht wurde noch eine Spur liebevoller, während er nach Baekhyun griff und ihn auf seinen Schoß zog, sodass er rittlings auf ihm saß. Widerstandslos folgte Baekhyun der stillen Anweisung.
„Das weiß ich doch und ich habe nie etwas anderes behaupten wollen", flüsterte Chanyeol, während er vorsichtig durch Baekhyuns Haar am Nacken strich, „aber dennoch steht Kyungsoo über mir. Ihr kennt euch seit ihr Kinder wart, er ist dein bester Freund und aus meiner Sicht heraus geht diese Freundschaft sogar noch tiefer. Kyungsoo ist deine Familie."
„Chanyeol."
„Ich wusste immer, was Kyungsoo dir bedeutet und ich wusste immer, wie tief diese Freundschaft geht. Es war nie ein Geheimnis zwischen uns und es war nichts, was neu für mich war. Als ich euch die ersten Male gesehen habe, war es genau das, was ich nach all deinen Erzählungen immer erwartet hatte. Du warst immer ehrlich zu mir und hast mir keinen Grund gegeben, eifersüchtig zu werden. Als ihr euren Streit hatte, konnte ich sehen, wie dein Herz daran zerbrochen ist. Als du krank warst, war er es, der wusste, was gemacht werden muss und er war es auch, der die meiste Zeit an deiner Seite verbrachte und dir beigestanden hat. Wenn ich euch beide sehe, kann ich nicht eifersüchtig sein. Nicht im Geringsten. Kyungsoo ist keine Person, die ich dir wegnehmen will oder gar kann, nur weil wir jetzt in einer Beziehung sind. Kyungsoo ist genau die Person, die ich dir an deiner Seite wünsche und ich weiß genau, dass er die Person ist, die du neben mir an deiner Seite brauchst. Und ich bin so froh, dass diese Person ausgerechnet Kyungsoo ist."

„Du hälst sehr viel von ihm."
„Von ihm und noch mehr von eurer Freundschaft. Ich lüge nicht, wenn ich sage, dass mein Herz bei eurem Anblick immer wieder anfängt zu schmelzen. Es gibt so viele Arten von Liebe und eure ist traumhaft."
Baekhyun lachte auf und schlug vorsichtig gegen die Schulter seines Freundes. Doch er konnte nicht verhindern, dass sich ein angenehmes Gefühl durch seinen Körper zog, wenn er die Worte Chanyeols hörte. Er hatte sich nie Gedanken gemacht, dass Chanyeol auf seinen besten Freund eifersüchtig sein könnte und seine Worte waren als Scherz angedacht gewesen. Dennoch hatte er nicht mit solch einer Einstellung von seinem Freund gerechnet und es rührte ihn auf eine ganz gewisse Weise. „Ich liebe dich."
„Ich liebe dich auch, Baekhyun!"

Baekhyun grinste und zog Chanyeol für einen Kuss zu sich. Im Anflug seiner Gefühle und mit dem Gedanken an die kommenden Stunden im Hinterkopf, wollte er die nächsten Minuten mit seinem Freund genießen und ihn vollkommen für sich beanspruchen und sich nur für ihn allein interessieren.




„Wo ist denn Chanyeol hin verschwunden?", wandte Lucas sich an ihn.
Baekhyun blickte sich um, doch konnte er nicht ausmachen, wo Chanyeol abgeblieben sein mochte. Sie hatten es zwar inzwischen geschafft, sich so zu platzieren, dass sie beieinandersaßen und nicht mehr so schnell voneinander getrennt werden konnten -wenn es auch nicht gerade einfach für Chanyeol gewesen war, um den Platz neben Baekhyun zu kämpfen-, doch auch jetzt war Baekhyun kaum die Möglichkeit gegeben, sich auf seinen Freund zu konzentrieren. Stattdessen wurde er wieder mehr von Chanyeols Familie als von Chanyeol selbst belagert. Irgendwann hatte Baekhyun am Rande mitbekommen, dass der Ältere aufgestanden und mit den Worten, er würde gleich zurück sein, verschwunden war. Baekhyun hatte sich keine weiteren Gedanken dazu gemacht und hatte sich weiterhin mit Chanyeols Tante unterhalten. Seither waren sicherlich schon mehr als zehn Minuten vergangen, auch wenn Baekhyun nicht mehr das beste zeitliche Gespür hatte, was nicht zuletzt auch an ein wenig am Alkohol lag, den er intus hatte.

„Wenn ich das nur wüsste", antwortete er daher schlicht und bedenkenlos. Mittlerweile hatte er sich sehr in die Familie von Chanyeol integrieren können oder viel mehr, wurde er so weit von ihnen integriert, dass es ihn kaum mehr störte, wenn sein Freund ihn zeitweise auch mal alleine mit ihnen zurückließ. Baekhyun fühlte sich weder unsicher noch unwohl. Er wusste, hier war er willkommen und sie nahmen ihn auf, als wäre er schon immer ein Teil ihrer Familie gewesen.

„Baek?" Ein leises Flüstern ertönte neben ihm und der Angesprochene merkte, wie jemand an seinem Ärmel zog. Chanyeols Schwester stand neben ihm und blickte ihn mit leuchtenden Augen an. Ein Anblick, der in Baekhyun ein unbeschreibliches Gefühl auslöste und Baekhyun musste anfangen zu lächeln. Dieses kleine Mädchen war unglaublich niedlich. „Ich hab ein Bild für dich gemalt", sagte sie mit fröhlicher Stimme und das Strahlen in ihren Augen verstärkte sich. Erstaunt nahm der junge Mann das Bild entgegen. Geschmeichelt und mit einem glücklichen Grinsen betrachtete er es. Sie hatte ein Bild von ihrer Familie vor einem Haus gezeichnet, Baekhyun vermutete, dass es dieses Haus darstellen sollte. Es war eine typische Kinderzeichnung, eigentlich nichts Besonderes, doch es war nicht allein die Zeichnung, die ihn so zum Lächeln brachte und auch nicht der Fakt, dass sie ihm diese Zeichnung schenkte. Viel mehr hatte Baekhyun ein Detail auf dem Bild entdeckt, dass ihn grundlegend glücklich stimmte. Neben einer der Personen, die eindeutig Chanyeol darstellen sollte, konnte Baekhyun eine zweite Person erkennen, die sie gemalt hatte. Baekhyun.
Es war ihre Art zu zeigen, dass auch sie Baekhyun als neuer Teil ihrer Familie und als Chanyeols Freund akzeptiert hatte. Zugleich zeigte sie Baekhyun damit, dass sie ihn mochte. Er liebte es. Er liebte all das hier.
„Danke schön. Das ist richtig gut geworden."

Sie strahlte und zog erneut an seinem Ärmel. Baekhyun verstand die Geste sofort und erhob sich von seinem Stuhl. Kurz guckte er sich noch einmal im Raum um, doch Chanyeol war bisher noch nicht wieder aufgetaucht. Er zuckte nur mit den Schultern, ehe er dem kleinen Mädchen in die Küche folgte. Kurz warf er Lucas noch einen entschuldigenden Blick zu, der ihm nur mit einem kurzen Nicken antwortete. Vermutlich, um zu verdeutlichen, dass es kein Problem darstellte, dass Baekhyun ihr Gespräch abbrach, dass sich gerade erst entwickeln wollte. Vielleicht sogar, um zu verdeutlichen, dass er Chanyeol Bescheid geben würde, sollte dieser fragen, wo Baekhyun war.

Chanyeols anderen Cousinen und Cousins, die sich, anders als Lucas, in dem Alter von Chanyeols Schwester befanden und die erst am ersten Weihnachtstag mit ihren Eltern hier eingetroffen waren, hatten ebenfalls hier am Tisch in der Küche Platz gefunden und fertigten irgendwelche Bilder an. Die meiste Zeit hatten sie hier verbracht, um zu malen, spiele zu spielen oder mit Lego zu bauen, während die Erwachsenen in "tiefsinnige" Gespräche vertieft waren. Zweimal hatten Chanyeol und Baekhyun sich bereit erklärt, sie zum Spielplatz zu begleiten, auch wenn Chanyeol anfangs nicht begeistert von der Idee gewesen war. Doch Baekhyun hatte sofort begeistert zugestimmt und spätestens bei Baekhyun hatte der Ältere keine Chance mehr gehabt, sich zu weigern.
Baekhyun setzte sich neben Chanyeols Schwester ebenfalls an den Tisch und vertiefte sich in die Geschichten der Kinder, die sie ihm freudig erzählten. Er verkniff sich immer wieder ein Grinsen, wenn er merkte, dass sie ihrer Geschichten einige Details hinzufügen, von denen er sich sicher war, dass sie nicht tatsächlich stattgefunden hatten, doch die ihre Geschichten spannender und dramatischer wirken ließen. Nicht selten waren es dabei Details, die mehr als unglaubwürdig und unwahrscheinlich waren. Letztlich vertiefte er sich so sehr in die Gespräche mit den Kindern und den Zeichnungen, die er nebenher versuchte für sie anzufertigen – wobei er hier zumeist mehr von ihnen dazu aufgefordert wurde, ihnen etwas aufzuzeichnen, dass sie nachzeichnen konnten, ohne dass es sie störte, dass Baekhyun selbst nicht der beste Zeichner war. Er bemerkte nicht, wie die Zeit verstrich und es kaum noch eine Stunde bis Mitternacht und damit dem neuen Jahr war.

Baekhyun hatte solch eine Freude und Spaß, dass er selbst Chanyeol nicht bemerkte, der seit nun fast fünf Minuten im Türrahmen stand und ihn mit einem sanften Lächeln auf den Lippen beobachtete. Vor allem aber: Baekhyun bemerkte nicht, dass Chanyeol nicht allein dort stand und ihn beobachtete.

„Er sieht so glücklich aus."
Chanyeol nickte, musste aber dennoch bei den Worten aufseufzen. Es tat sehr gut Baekhyun so glücklich zu sehen, doch er wusste, wie es in den letzten Wochen ausgesehen hatte, was sein Handeln nicht zuletzt hierzu bewegt hatte. „Inzwischen wieder. Es tut ihm gut, dass er hier bei meiner Familie ist. Ich glaube, es lenkt ihn ab und gibt ihm das Gefühl, eine Familie zu haben, die ihn so akzeptiert, wie er ist."
„Du tust ihm gut! Ich kann dir gar nicht sagen, wie dankbar ich bin, dass du sein Freund bist und für das, was du für ihn bereit bist zu machen."
„Möchtest du nicht zu ihm?"

Chanyeol wand seinen Blick von Baekhyun ab und sah zu der Person neben sich. Es war eine merkwürdige Situation, von der er nicht erwartet hätte, sie jemals noch zu erleben. Doch Chanyeol würde alles für Baekhyun tun, weil Baekhyun alles für ihn war. Und für Baekhyun hatte er schon so manch komische Situation in Kauf genommen, eine gewagter als die andere. Aber diese war anders. Vollkommen. Sie war besser, weil er wusste, was sie Baekhyun bedeuten würde, zugleich war sie aber auch beunruhigender, weil er nicht wusste, wie Baekhyun tatsächlich darauf reagieren würde und ob er nicht doch sauer werden würde. Vielleicht war es nicht das, was Baekhyun gewollt hatte.
„Möchte ich, wirklich und werde ich gleich auch. Aber es ein so bezauberndes Bild, dass man es nicht zerstören möchte. Es freut mich, ihn so zu sehen, denn ich weiß nicht, wie er auf mich reagiert und ob er mich überhaupt jemals wiedersehen wollte. Wenn ich ehrlich bin, ich habe Angst vor seiner Reaktion und genieße es lieber noch einen Moment. Es ist einfach zu lange her."

Chanyeol verstand es zu gut. Er hatte es organisiert und auch ihn überkam eine Art der Angst. Baekhyun einzuschätzen fiel ihm von Tag zu Tag leichter und er merkte, dass sie einander immer besser kennenlernten. Doch eine solche Situation konnte er nicht einschätzen und es gäbe nichts, was er im Vorfeld darüber hätte herausfinden können, um es wissen zu können. Er konnte sich nicht sicher sein, dass es positiv ausgehen würde. Aber Chanyeol glaubte fest daran und er wusste, dass es, selbst wenn nicht an diesem Abend, das sein würde, worüber Baekhyun sich freuen würde. Es würde ihm guttun, dessen war Chanyeol sich unbekannterweise sicher. Dafür würde er sogar einen Streit hinnehmen.

„Wie lange genau ist es her?"
Ein erstaunter Gesichtsausdruck tauchte auf. „Du weißt es nicht?"
Chanyeol schüttelte den Kopf und wand den Blick wieder zu Baekhyun. Er konnte nur hoffen, dass sein Freund ihm nicht den Kopf abreißen würde. Nicht, dass er das erwarten würde. Ganz im Gegenteil sogar. Doch... Es war etwas von Baekhyun, über das er immer noch nicht viel in Erfahrung gebracht hatte. Er konnte weder die Frage beantworten, noch abschätzen, wie Baekhyun reagieren würde.
„So um die neun Jahre."

Bedrückt atmete Chanyeol tief durch. Das war eine lange Zeit und diese Zahl verdeutlichte ihm, dass er gerade ein Risiko einging. Nur hatte er keine Möglichkeit, sich weiter darum Gedanken zu machen oder um zu einer Antwort anzusetzen, den in jenem Moment drehte Baekhyun sich plötzlich, als hätte er merken können, dass er beobachtet wurde, zu ihnen herum. Ein Lächeln erschien auf seinem Gesicht, dass all seine Liebe zu Chanyeol in sich trug und im nächsten Augenblick in sich gefror, als er auch die zweite Person erkannte, die neben Chanyeol dastand und ihn beobachtete. Er hielt vollkommen in seiner Bewegung inne, während sein Blick Unglaube und Erstaunen widerspiegelte.

Chanyeol merkte, dass ihm unwohl dabei war, sein Freund so zu sehen und wie sein Herz vor Angst schneller schlug. Er wollte nicht, dass sein Freund sauer auf ihn war und auch nicht, dass Baekhyun diese ganze Situation verabscheute. Es war der Moment, in dem er endlich sehen würde, wie Baekhyun reagieren würde und es bereitete ihm ein unangenehmes Gefühl. Chanyeol zweifelte daran, ob diese Idee nicht doch falsch gewesen sei und ob er nicht doch mit Baekhyun ins Gespräch darüber hätte gehen sollen.
Doch dann, Chanyeol konnte es genau sehen, entstand ein Lächeln und die Last fiel von seinen Schultern. Baekhyun blickte ihn erneut an und lächelte. „Idiot."
Es war kaum ein Flüstern und doch laut genug, dass Chanyeol es hören konnte. Wichtig war, Chanyeol konnte erstaunlicherweise all die Gefühle, die Baekhyun ihm gegenüber empfand, aus diesem einzelnen Wort heraushören. Ein Wort, dass zugleich eine besondere Rolle innerhalb ihrer Beziehung spielte und ebenso als eine Art Tradition benannt werden konnte, wie ihr Ritual, sich am Telefon mit ihren Nachnamen zu melden. Etwas, dass für sie einen Wert hatte und selbst bis heute nicht nachgelassen hatte. Dieses eine Wort – Idiot – gab der Situation eine Atmosphäre, vor der Chanyeol sich nicht mehr zu fürchten brauchte und dieses eine Wort vermittelte ihm innerhalb von Sekunden, dass er mit seiner Überraschung erfolgreich war.
Er überlegte nicht mehr lange, während er zu Baekhyun trat und ihm einen Kuss auf den Mund drückte, ehe er die Kinder aus der Küche schickte. Sein Blick haftete dabei weiterhin an seinem Freund. „Ich lass euch allein, okay?"
„Bleib!"

Erstaunt blieb Chanyeol stehen, der nicht damit gerechnet hatte, dass er bleiben sollte und erneut kam in ihm die Sorge hoch, dass Baekhyun nicht zufrieden mit dieser Situation sei, was sich nur noch mehr dadurch verstärkte, als Baekhyun nach seiner Hand griff, sie gar umklammerte, als würde sie sich an den einzigen Rettungsring klammern, der geblieben war. Immerhin konnte Chanyeol sich sicher sein, dass Baekhyun nicht wütend auf ihn war.
„Bitte bleib. Ihr habt euch bestimmt schon einander vorgestellte, aber ich will, dass du meinen Bruder kennenlernst. Und ich will, dass mein Bruder mein Freund kennenlernt."

Baekhyun wirkte mehr als zufrieden oder glücklich. Er schien vollkommen ausgeglichen zu sein und seinen inneren Frieden gefunden zu haben. Euphorisch vertiefte er sich in ein Gespräch mit seinem Bruder, während er weiterhin die Hand seines Freundes hielt und sich nach einiger Zeit an ihn lehnte. Sie vergaßen alles um sich herum und selbst das Feuerwerk, dass nach einiger Zeit zu hören war, war nur im Hintergrund für sie wahrnehmbar.
Erst in den frühen Morgenstunden legte sich das Gespräch und die Müdigkeit war ihnen allen erkennbar ins Gesicht geschrieben, sodass sie alle auf ihren Zimmern verschwunden waren.

„Danke, Chanyeol, dass du das ermöglicht hast. Ich habe keine Ahnung, wie du es immer wieder schaffst, irgendwelche Menschen ausfindig zu machen, aber du bist unglaublich, weißt du das eigentlich?"
„Ich hab die selbe Technik angewendet, wie letztes Jahr. Ich hab einfach jeden Namen unter Byun angerufen, doch statt diesmal nach dir zu suchen, hab ich nach deinem Bruder gesucht. Bei dir hatte es geklappt. Ich hätte nie erwartet, dass es diesmal wieder funktionieren würde."
„Das bedeutet mir viel."
„Du bedeutest mir viel."
Baekhyun schüttelte lachend den Kopf. „Du wirst ja doch noch zu einem Romantiker."
Ergeben zuckte Chanyeol mit den Schultern und lachte ebenfalls. „Alles deine Schuld."

Für einen kurzen Moment genossen sie die Stille und die Nähe des jeweils anderen, ehe Baekhyun den Augenblick mit einem Schlag gegen die Schulter seines Freundes und einem Geräusch, das nicht eindeutig zu identifizieren war, unterbrach.
„Was soll das?", lachte Chanyeol.
„Ich erinnere mich gerade an letztes Jahr. Ich weiß noch, was du zu mir gesagt hast."
Wissend hob Chanyeol den Kopf. „Dass ich dich Weihnachten nie wieder alleine feiern lasse?"
„Ja."
„Das war ein Versprechen und ich hab es eingehalten. Ab jetzt wirst du nie wieder allein sein müssen, weder zu Weihnachten noch zu Neujahr und auch über das gesamte Jahr verteilt. Ich lasse dich nie wieder allein sein. Du wirst mich nie wieder los."
Baekhyun lachte glücklich und zog Chanyeol für einen Kuss zu sich herunter.



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#Update: 11. Februar 2023

Mr. Park~Where stories live. Discover now