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Es war... so farbig!
Und hell...
Und da waren kleine und auch große Bäume...
Die kleinen trugen weiße und rosa Blüten... die großen waren riesig. Noch viel, viel größer, als das Haus und... grün und voller Blätter!
Sowas hatte sie bisher doch immer nur auf Zeichnungen gesehen.

Ihr fiel glatt die Kinnlade herab, und für einen Moment lang glaubte sie, zu träumen und gleich zu erwachen. Aber so lebhafte Träume hatte sie noch nie in ihrem Leben gehabt. Und über so etwas hier zu träumen, hätte sie wohl auch nie gekonnt, oder?
Das war... war der Himmel!
War sie also gestern doch gestorben und diese beiden Magier waren in Wirklichkeit Engel, die sie in den Himmel geführt hatten, um ihr dort dann endlich die Freiheit zu schenken?

Hilflos und glücklich und fast schon lachend sah sie sich weiter um... Da war ein kleiner Pfad aus Steinen... auf einem Boden... so hellgrün und glitzernd... und faserig, wie lange zarte Stoffsttreifen.
Aber diese hier glitzerten im Sonnenlicht... und wie es roch... so Süß und würzig und lieblich und... und dann noch der Nebel... der vom Boden im hinteren Garten, wo es schattiger und dunkler war, aufstieg...

„Gute Götter!!!"

Gemma bemerkte nicht einmal, dass die beiden Magier sie nun lächelnd losgelassen hatten, derweil sie nun ungeschickt über den Tür-Absatz des Ausganges stolperte und gleich darauf mit ihren bloßen Füßen inmitten der kühlen, nassen Grasfläche stand.

Ohhh... wie sich das anfühlte ...!
Ganz anders, als Stoff oder Stein... so weich und schön, frisch duftend ...

Sie bewegte fasziniert ihre Zehen zwischen den Halmen und es kitzelte sie ganz wundervoll an den Fußsohlen. Ein unglaubliches, lichtes Glücksgefühl stieg in ihr auf.

So musste sich auch Flora gefühlt haben ... ja, ganz genau so!
Das schützende aber zugleich auch bedrückende Dach des Hauses der Magier war verschwunden und über ihr... war nun alles frei... alles... alles so offen und weit, ganz ohne Gitter!

Sie legte tief einatmend und dann fröhlich loslachend den Kopf in den Nacken und blickte hinauf in das tiefe und nur von weißen Wölkchen umschleierte Blau.
Hier war es so ungleich viel blauer und heller als aus ihrem Gefängnis heraus gesehen, so viel... viel mehr!!!

Oh...

Sie kam kaum noch mit all den Sinneseindrücken zurecht. Der weiche Boden... der weite Himmel und ... Blütenbäume... und Farben... kitzelnde Böden und... und...

Sie drehte sich kurz aufkeuch-lachend auf der Stelle und sank dann aber doch zu Boden, um da die erst mal vielen winzigen Halme fasziniert zu berühren und zu betrachten.
So weich ... so zart fühlte sich das an, als sie mit den Handflächen darüber strich und da war auch noch so eine braune Masse an dessen Rand... gleich hinter einem niedrigen Wall aus behauenen Steinen...
Oh... war das etwa Erde!? Sie hatte noch nie zuvor Erde gesehen und grub darum ihre Finger erst einmal tief in den weichen, lockeren Boden hinein...
Auch das fühlte sich bröckelig und weich an.
Echte Erde... Und diese wuchs also immer hier am Rande des Grases...?

Doch da gab es auch noch vereinzelt zwischen die Erde gesetzte große Blumen, die sie verzückt betrachtete und fasziniert berührte.
Oh... oh, wie schön sie waren... und wie lieblich sie dufteten!

Doch ... he... was war das?
Da krabbelte etwas über die Erde!
Ein Tier... ?!
Oh... außer Läuse, Mücken, Fliegen und Winzige Käfer hatte sie noch nie ein Tier so wie dieses hier gesehen.

Sie legte ihre Hand rasch in seinen Laufweg und das Tier krabbelte auch sofort darauf und fürchtete sich nicht.
Es hatte acht lange dicke Beine, wovon es zwei nun hob, als sie gleichfalls ihre Hand anhob um es sich näher zu betrachten und ...

Plötzlich blitzte es heiß und grell auf ihrer Handfläche auf und das Tier wurde einfach hinweggefegt.

Hu?!
Autsch!

Gemma drehte sich erschrocken um und bemerkte, dass Watteom nun schwer keuchend und mit weit aufgerissenen Augen direkt vor ihr stand, die rechte offene Hand, die noch von einem bläulichen Glühen umgeben war, hielt er vorgestreckt und seine Augen schimmerten rein Golden.
Ohhhh...
Magisch golden!

Und auch Zedderas rief nun verspätet und ebenfalls erschrocken scheinend ihren Namen und stand dann von jetzt auf gleich vor ihr ... hatte sich so unheimlich schnell bewegt und auch seine Augen glommen nun so magisch auf. Er packte sich dann auch sofort ihre Hand, welche sie gerade schützend an ihre Brust presste weil sie ein wenig schmerzte.
Und das war auch kein Wunder, da sie nun leicht gerötet war... von dem Blitz, den Watteom auf das Tierchen geschleudert hatte...

„Hat sie euch gebissen?", fragte Zed sie da plötzlich immer noch sichtlich aufgeregt und betastete die gerötete Haut... Gemma sah ihn derweil lediglich groß an.
Da packte er sie plötzlich an beiden Armen und schüttelte die leicht. „Gemma, kommt zu euch! ... Die Spinne! - Hat sie euch gebissen?", fragte er sie wieder und sie schüttelte lediglich schwer verwirrt den Kopf, derweil Watteom nun tief ausatmend seine Hand sinken ließ und leise fluchte.
„Verdammt... das war Knapp. Das war gerade eine Gift-Amwe, Gemma! Eine der gefährlichsten und tödlichsten Spinnenarten welche es hier in Iddhee überhaupt gibt!", fuhr er sie zornig an und sie schaute ihn wie auch Zedderas nun doch schwer bestürzt an.
„W...Was...?"
„Diese und auch anderes Getier, das da schleicht und züngelt, kriecht und krabbelt dürft ihr unter keinen Umständen jemals auf die Hand nehmen oder sie auch nur berühren!", erklärte er ihr eisig weiter, wobei er seinen Zorn jedoch nun offensichtlich wieder zu unterdrücken versuchte...
Vermutlich, weil sie unwillkürlich vor ihm zurückschrak und die Schultern bis zu den Ohren hochzog.
„D...Das wusste ich nicht, Magier. E...Es tut mir leid...", flüsterte sie betroffen und hörte Watteom sofort noch einmal leise fluchen, bevor er sich dann aber von ihr abwandte und schwer atmend stehen blieb.

Zedderas ließ sich derweil nun neben ihr ins Gras hinab fallen und atmete erleichtert auf, derweil Gemma nun betroffen auf ihre ja nur ein klein wenig Verbrannte Handfläche blickte, bevor Watt dann schließlich zu ihr kam, vor ihr stehen blieb, ebenfalls Stirnrunzelnd ihre Handfläche betrachtete und dann schon wieder sehr viel ruhiger ein graues Tuch aus seinem Ärmel heraus zog, ein paar Schritte den Weg weiter bis zu einem klaren Quell-Teich hinlief, um das Tuch darinnen zu befeuchten. Dann kehrte er auch schon zurück um ihr damit die Hand zu verbinden. Und ja... das fühlte sich nun wirklich angenehm kalt und lindernd an.

„Es tut mir Leid dass ich euch gerade verbrannt habe, Lady Gemma. Doch es ist nicht so schlimm, nur eine oberflächliche Versehrung. Später geben wir da eine Salbe darauf, dann heilt es über Nacht.", sprach er dann auch schon wieder sehr viel ruhiger zu ihr, während Gemma aber nun ernsthaft mit den Tränen kämpfte.
Ihr erster Tag in Freiheit unter offenem Himmel und im Sonnenlicht, und sie ließen sie sogar hier hinaus in ihren kostbaren Garten gehen und sich alles betrachten.
Doch sie hatte natürlich sofort nichts besseres zu tun, als sich in tödliche Gefahr zu begeben.

Das hatte dem wahrlich fürsorglichen Kriegermagier Watteom nun erneut Sorge bereitet und ihn zudem auch noch zornig gemacht.

Oh je...

Die Braut der Magier #Wattys2023Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt