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Zed trommelte nachdenklich mit den Fingern auf dem Tisch herum. Watt brauchte nicht einmal in sein Gesicht zu sehen, um zu wissen, was in ihm vorging.
Sie hatten über dieses Thema schon sehr lange nachgedacht und gesprochen. Nach 140 Jahren Krieg und Magie, war eine längere Pause vermutlich überfällig.
Die Sache war nur, Gemma of Jayy war keine Pause. Und gerade eben drohte dem Land an der Ostfront erneut ein langer Krieg gegen die Barbaren aus Preenah...
Zed konnte seinen Gedanken wie immer rein Instinktiv folgen.
„Wir besitzen nun jeder für sich genommen, mehr als 300 Lebensessenzen an Energiereserven, Watt. Davon weiß weder die Gilde, noch der König.
Und selbst wenn du nun die nächsten 100 Jahre durchkämpfen würdest, wäre dein Vorrat noch nicht ganz verbraucht. Außerdem bin ich ja auch noch da...", murmelte Zed leise und Watteom sah ihn erneut scharf an.

„Sprich nicht laut darüber, Zed. Und zudem... Es ist wieder mal genau das selbe wie immer, oder? Du siehst eine schöne junge Frau, du willst sie, du versuchst, mich zu überzeugen...", grollte er leise.
Zed nickte kurz düster, doch dann lächelte er doch wieder leicht verschlagen.
„Es gibt da heute aber einen kleinen und feinen, unterschied, Bruder... Unsere hoffentlich zukünftige Braut lässt dich dieses Mal nicht kalt!", sagte er ihm auf den Kopf zu, wartete kurz... derweil Watteom ihm nicht widersprach, sondern lediglich an seiner Teeschale nippte ... und stand dann zufrieden lächelnd vom Tisch auf.
„Ich werde alles in die Wege leiten..."
„Trotzdem wird es erst einmal Probleme geben, Zed...!", hielt er ihn auf und sein Bruder verhielt im Schritt, bevor er sich langsam wieder zu ihm umdrehte.
Watteom nickte noch einmal bekräftigend. „Sie ist von edler Geburt und wir beide sind es nicht. Also, ... wenn wir sie tatsächlich behalten und ernsthaft zu unserer Frau machen möchten, sollten wir zusehen, dass sie auch tatsächlich unsere Frau werden kann. Und dass wir sie natürlich dann auch ordentlich beschützen."
„Selbstredend...", murmelte Zed irritiert.
Watteom schüttelte diesmal den Kopf. „Nein, du verstehst es eben nicht. ... Sie allein hier zu lassen, während wir beide in den Krieg ziehen, ist dann ausgeschlossen, Zed.
Sonst holt ihre Familie sie sich sofort zurück, und das weißt du auch. Bei den Edlen ist das schließlich so Sitte..."
„Wir sind aber nun zu zweit. Gemma hat vorhin zugestimmt uns beide zu nehmen. Du bist also nicht mehr allein mit der Sorge um Sie. Und in der Arrogguh-Festung haben wir zudem auch noch deine gesamte Kohorte hinter uns stehen.
Du hast jedem dieser jung-Magier mindestens einmal das Leben gerettet, Watt. Und ich habe ihnen schon sehr oft ihre Gesundheit zurückgegeben. Sie sind uns zu absoluter Treue auf Ehre und Gewissen verpflichtet und du weißt genau, dass es für viele von ihnen auch keine Verpflichtung mehr darstellt, sondern ganz im Gegenteil. Sie warten schon lange darauf, uns ebenfalls mal zu protektieren.
Sie werden uns ihre Leben also nun sicher zu vergelten suchen. - Das ist also ebenfalls kein Grund, Gemma of Jayy als Braut abzulehnen..."
„Doch ist es nun mal ihr erklärtes Ziel zu sterben, Zed. Nicht zu leben.
Also, was machen wir, wenn sie das nun auf Biegen und Brechen durchsetzen will?", fragte er ihn leise und diesmal war es Zed der nun finster und kalt zu ihm hinblickte.
„Wenn wir es in den kommenden zwölf Monaten nicht schaffen sollten der süßen Gemma die Lust am Leben beizubringen, dann verdienen wir sie vielleicht ganz einfach nicht.", sprach er energisch.

Watteom überdachte kurz seine Worte und nickte schließlich leise seufzend.
„Dann ist es entschieden. Wir behalten Gemma of Jayy, nehmen sie zur Frau und bringen ihr bei wie man lebt."
„- Und liebt!", ergänzte Zed noch einmal zufrieden lächelnd.
Watteom nickte zustimmend und runzelte die Stirn. Denn er hoffte sehr, das bei allem was Gemma bisher noch nicht kannte zwölf Monate tatsächlich ausreichend sein würden.

*

Gemma saß bis zur Brust in ganz herrlich warmen Wasser und eine Dienerin strich immer wieder mit einem seifigen Schwammtuch über ihre Schultern und den Rücken.
Vorhin beim ausziehen war sie noch ganz verlegen gewesen, sich nackt jemand anderen gegenüber zu zeigen, doch die Dienerin hatte ihr versichert, dass das für eine edelgeborene Dame absolut notwendig und unabdingbar war... sich vor anderen auszuziehen... und auch eine Dienerin zu haben welche sich um sie kümmerte - was immer das auch letztlich bedeuten mochte - es hörte sich zumindest wichtig an.

Außerdem hatten Zed und Watteom das hier so für sie angeordnet und als ihre hoffentlich baldige Zwölf-Monats-Braut musste sie ihnen dann wohl auch in solchen wesentlichen Dingen gehorchen.
Nun denn...

So saß sie nun in diesem herrlich duftenden und warmen Wasserbecken und Kayla, die Dienerin wusch die ganz sanft und erkundigte sich immer wieder bei ihr, ob sie ihr weh tat.
Das tat sie nicht...
Wenn sie da an das abschrubben mit den Bimssteinen dachte, dass ihr oft genug die Haut abgeraspelt hatte...
Das hier war dagegen sanft und wohltuend.

„Ich wasche jetzt ihr schönes Haar, junge Herrin.", sagte Kayla schließlich leise und Gemma nickte unsicher.
- Was jetzt wohl wieder kommen würde?!
Zu Hause hatten sie ihr dabei fast die Haare ausgerissen und wenn sie vor den brutalen Händen der Bediensteten des Hauses Jayy weggezuckt hatte, auf den Kopf geschlagen ...

Aber auch hier erwies sich die Kayla als wunderbar sanft und freundlich.
Sie strich über ihr nasses Haar um es zu ordnen und goss ihr dann ein feines Öl auf die langen Flechten, das herrlich duftete und streichelte es dann fast schon in ihre Kopfhaut ein.
„Ihr habt in eurem Heim sehr gelitten, nicht wahr, junge Herrin?", fragte sie Gemma schließlich leise.

Doch die wusste nichts darauf zu sagen.

„Ich darf jetzt hier sein.", meinte sie schließlich zu dem Mädchen, das ungefähr ihr eigenes Alter haben musste. „Die Magier sind freundlich und gut zu mir. Sie beschützen mich und ich darf die Sonne, den Himmel und die Erde sehen, Blumen und Bäume... Sie haben ihre Fenster nicht vergittert, und mir ist vorhin fast der Bauch geplatzt, so viel durfte ich hier essen... und so viel gutes und neues... und jetzt auch noch dieses Bad, wie sie es nennen... Außer bist du ebenfalls sehr freundlich zu mir.", sagte sie leise errötend und das Mädchen strich ihr nun mit leicht gerunzelter Stirn über das Haar und massierte dabei hier und da sanft die Kopfhaut.

„Das ist doch meine Aufgabe, junge Herrin. Ich muss alles das tun, was den Herren und euch wohl tut. Dann erhalte ich einen wirklich sehr guten Lohn, nur...", sie zögerte fortzufahren und errötete nun ebenfalls leicht.

„Nur...?", fragte Gemma sie auffordernd als das Mädchen auch nach langen Momenten nicht weiter sprach.
„Nur ... ich fürchte mich vor dem hohen Lord, also dem Kriegermagierlord. Wenn seine Majestät ihn bald in in den Krieg ruft wo er die Feste des Ostens, Arrogguh, halten und verteidigen muss und er hat nicht genug Energiereserven für einen langen Kampf... wird er sicher jemanden brauchen um sich an seiner Essenz zu laben...", flüsterte sie unsicher.
Gemma lächelte spontan zu ihr auf und machte eine abwinkende Geste.

„Ahhh... also das steht gerade nicht zu befürchten, Kayla. Denn dafür bin ich ja jetzt da, also hab keine Sorge.", unterbrach sie die junge Dienerin leichthin.
Und die waschenden Hände hielten inne.
„I...ich dachte... junge Herrin, ihr seid doch eine Edelgeborene ... Und wir Diener haben überlegt ob die Herren nun vielleicht noch weiter aufsteigen möchten und darum nun einen edlen Namen annehmen..."
„Nein. ... Das wollen sie sicher nicht, denn mit mir können sie ja auch gar nicht viel anfangen, da ich in einem Gefängnis groß wurde, was ich auch nie verließ.
Sie wendeten beide sogar schon so einiges an Lebensessenz auf um mich zu retten und zu befreien. Ich werde mich nun also dafür erkenntlich zeigen und ihrer beider zwölf-Monats-Braut sein und das sogar gerne.
Und wenn der Krieger oder der Heiler irgendwann Essenz benötigen, dann holen sie sich diese nun ganz gewiss von mir. Du kannst also beruhigt sein.", unterbrach sie das betroffen blickende Mädchen ruhig und lächelte sie dann wieder freundlich an.
„Ich gebe sie ihnen freiwillig... weißt du?
All meine Essenz. - Um meine Schwestern zu ehren.
Zudem ist die freiwillige Gabe der eigenen Essenz an wichtige Magier, die damit dem Reich Iddhee gutes tun, eine höchst ehrenvolle Sache.
Also schau bitte nicht so betroffen drein. Und freue dich für mich und auch für dich. Dein Leben und auch das der anderen Diener ist vorerst sicher nicht in Gefahr.", erklärte sie ihr lächelnd.

Kayla sah allerdings nicht so aus, als ob sie dieser Umstand nun erleichterte. Im Gegenteil schien sie eher noch besorgter zu sein.
- Um sie?

Die Braut der Magier #Wattys2023Where stories live. Discover now