Kapitel 4

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R a v e n

Die Party ist eigentlich wie jede andere Party auch, und obwohl das angeblich eine Party zum Abschied meines Jahrgangs sein soll, kenne ich nicht einmal ein Dreiviertel dieser Menschen.

Verdammt, ich bin mir sehr sicher, eben einen hier herumlaufenden Mann Mitte vierzig gesehen zu haben. Wer macht denn bitte freiwillig eine Party mit so vielen Menschen?

Irgendeiner im Wohnzimmer kotzt gerade in eine Vase. Also ehrlich, das will ich wirklich nicht sauber machen müssen. Davon abgesehen, riecht es hier so schlimm nach Gras, dass ich sicher bin, dass die den Geruch niemals wieder loswerden.

Zusätzlich habe ich Live und Eden schon vor einer Stunde verloren und ich sitze seitdem hier in einem Sessel und nippe an meiner Cola. Ich kann nicht einmal zählen, wie oft mir heute schon Alkohol angeboten wurde, doch auch wenn es mein Aussehen vielleicht nicht vermuten lässt, bin ich ein akribischer Verfechter gegen Alkohol. Gegen Drogen und auf jeden Fall gegen Tierfleisch. Auch nur daran zu denken, lässt mich unangenehm schütteln.

Zugegeben, ein paar Mal habe ich mit Live einen Joint geraucht. Doch nachdem ich beinahe jedes Mal meinen ganzen Mageninhalt danach entleeren musste, konnte ich absolut kein Gefallen daran finden. Leider ist die Musik auch überhaupt nicht nach meinem Geschmack.

Irgendein Pop der heutigen Zeit und daran konnte ich noch nie auch nur annähernd Interesse finden. Viel lieber höre ich die alten CDs meines Vaters; das einzige, was ich noch von ihm habe. Wenigstens weiß ich, dass sein Musikgeschmack ziemlich gut war.

Gelangweilt pule ich das rote Coca-Cola Schild von meiner Flasche. »Prinzessin! Gottverdammte Scheiße, ich suche schon das ganze Haus nach dir ab!« Eden lässt sich plötzlich quer über meine Beine fallen und fasst sich übertrieben dramatisch an die Stirn. »Ich hatte mir schon Sorgen gemacht!«, seufzt er und ich lächle, da er bereits etwas betrunken wirkt. »Ich habe hier entspannt meine Cola getrunken.«

»Das sehe ich, du Langweiler.« Mit einem Hieb ist er wieder auf den Beinen, reißt mir meine Falsche aus der Hand, ehe er mich packt. »Ich werde jetzt mit dir tanzen und das werde ich so lange tun, bis wir unsere Beine nicht mehr spüren.«

Kichernd folge ich ihm, als er mich auf die Tanzfläche zieht. Es ist eine Mischung aus Hüpfen, Tanzen, Kopfschütteln und irgendetwas anderem, was ich nicht ganz definieren kann. Ich hoffe, wir sehen nur halb so anmutig aus, wie wir uns fühlen.

Er reißt mich hin und her, bringt mich zum Lachen, so laut und befreit, dass ich beinahe kaum noch atmen kann. Die Musik ist grässlich und ich weiß, dass er es ebenso empfinden muss, doch das stört uns nicht. Er wirbelt mich herum, drückt mich an sich und lächelt mich überglücklich an.

Gott, ich liebe ihn so sehr und ich spüre den beklemmenden Schmerz bereits jetzt, wenn ich daran denke, dass ich bald woanders lebe. Dass ich einsam sein werde und nicht mehr so einfach zu ihm in sein Zimmer kommen kann; dass ich nicht mehr zu ihm kann, wo er mich immer mit offenen Armen und einem warmen Bett empfangen hat.

Ich drücke ihn an mich. »Ich hab dich lieb, Spinner«, murmle ich und schließe für einige lange Sekunden meine Augen. »Ich liebe dich auch, Prinzessin«, murmelt er gegen mein Haar und drückt mir einen Kuss auf den Kopf.

»Hey ihr Süßen, ihr werdet niemals glauben, was gerade passiert ist!« Wir sehen rüber zu Live, die völlig durch den Wind zu sein scheint. Ihre Haare sind ein Chaos, ihre Lippen sind geschwollen und ihre Augen kugelrund. »Ich bin mir unsicher, ob ich es wissen will«, meint Eden und verzieht das Gesicht.

»Angelina und ich. Toilette. Gerade eben«, sagt sie und geht zum Glück nicht weiter ins Detail. »Angelina, die Ballkönigin?«, frage ich sie überrascht. »Ist die nicht mit Trever zusammen?« Sie grinst breit und zuckt mit den Schultern. »War sie nicht straight?«, fragt Eden sie verwirrt. Wieder zuckt sie nur mit den Schultern und quetscht sich zwischen uns.

Hateful kisses.Nơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ