Kapitel 8

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R a v e n

Mist. Mist. Mist. Ich bin zu spät! Ich bin viel zu spät. Keuchend renne ich durch die endlosen Flure meiner neuen Uni und versuche den Saal zu finden, in dem sich alle Erstsemester einfinden sollen.

Fest umklammere ich meine Tasche und schaue immer wieder auf die Schilder neben den Türen. Gottverdammt, bin ich überhaupt im richtigen Flügel?

Vielleicht sollte ich Matthew schreiben und ihn fragen, wo sich der Saal befindet? Nein. Auf gar keinen Fall. Nicht nach heute Morgen. Unwohl schüttle ich mich am ganzen Körper, wenn ich an heute Morgen denke. Okay zugegeben, selbst wenn heute Morgen nichts passiert wäre, würde ich ihn niemals um Hilfe bitten. Lieber setze ich mich mit den wertenden Blicken meiner Professoren auseinander.

Ein Blick auf mein Handy verrät mir, dass ich Glück habe, wenn sie mich überhaupt noch hereinlassen, doch dafür muss ich den verdammten Saal endlich finden.

Hektisch laufe ich um die Ecke und stoße heftig mit jemanden zusammen. Mein Handy fliegt aus meiner Hand und ich lande mitten auf meinem Hintern.

Fantastisch.

»Oh, es tut mir leid. Habe ich dich verletzt?« Verwirrt sehe ich nach oben in ein paar glasklare blaue Augen, ehe mein Blick sich auf seine ausgestreckte Hand richtet. Zögernd nehme ich sie und lasse mir von ihm aufhelfen.

Schmerzend reibe ich mir meinen Hintern. Das war wirklich eine harte Landung. »Schon okay, ich war viel zu schnell unterwegs und hab dich einfach nicht kommen sehen.«

Sein Händedruck ist fest, ich spüre seine Wärme, ehe er meine Hand loslässt. Schnell entfernt er sich von mir und bückt sich nach unten. »Hier, ich glaube, das hast du verloren.« Er reicht mir mein Handy und lächelt mich mit einem so perfekten Welpengesicht an, dass ich das tiefe Bedürfnis habe, ihm ein Eis zu kaufen.

Ich mustere den Kerl vor mir und nehme seine extrem breiten Schultern und seine kurzen blonden Haare in Augenschein. Er trägt eine rote College Jacke, die - soweit ich weiß - zu dem hier ansässigen Football-Team gehört.

»Ähm... danke«, ich nehme mein Handy, und als es aufleuchtet und mir wieder vor Augen führt, wie spät es bereits ist, rast mein Herz wieder. »Kannst du mir vielleicht helfen? Ich suche den Saal 19 und bin echt spät dran.«

Seine Augen leuchten auf und er deutet den Gang runter. »Du musst einfach den Flur entlang, dann rechts abbiegen und in den zweiten Saal auf der linken Seite.« »Ich danke dir!«, rufe ich noch, bevor ich auch schon wieder weiterrenne.

Ich folge seiner Beschreibung und tatsächlich, da ist der Saal, den ich gesucht habe. Höflich klopfe ich an und öffne die Tür. Alle Blicke richten sich auf mich. Wirklich ein absoluter Superstart.

~

Ich stopfe alle neuen Zettel, die ich bekommen habe, in meine Tasche und verlasse die Uni wieder. Am Nachmittag habe ich noch eine Online-Vorlesung, doch bis dahin habe ich noch etwas Zeit.

Einige Studenten tummeln sich auf den saftig grünen Wiesen auf dem Campus und genießen die Sonne. Kurz bleibe ich stehen, schließe meine Augen und atme einmal tief ein, ehe sich ein breites Lächeln auf meinen Lippen bildet.

Als ich meine Augen wieder öffne, versuche ich mir einen Überblick zu verschaffen. Irgendwo auf dem Gelände müsste das Café sein, in dem Live arbeitet, wo ich versprochen habe, vorbeizukommen, bevor ich einkaufen gehe.

Alles in mir zieht sich bei dem Gedanken an den bevorstehenden Einkauf zusammen. Ich hasse Einkaufen. Viel zu viele Menschen. Zu große Auswahl und irgendwie ist mein Korb immer voll, doch ich habe nicht ansatzweise das gekauft, was ich eigentlich wollte.

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⏰ Last updated: Jul 22, 2023 ⏰

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