4. Kapitel - Jack

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"Die anderen Kinder sind doof … sie wollen nicht mit mir spielen. Aber du spielst mit mir, oder Jack? Hihi. Ja, du bist auch mein allerbester Freund! Mach dir nichts draus, dass die anderen dich nicht sehen - wie gesagt, die sind doof."


Der Teppich jammerte den ganzen Flug über. "Ich habe dich gewarnt! Jetzt haben dich die Buntglasgeier gefunden und es wird nicht lange dauern, bis die Herbarianer Wind davon bekommen. Bei all meinen Fransen! Das wird schief gehen!"

"Hör auf dich aufzuregen!", unterbrach Jack ihn. "Nichts wird schief gehen. Wir müssen nur … umdenken."

Der Teppich flog unzufrieden eine scharfe Kurve. Jolie schnappte nach Atem und klammerte sich fest an ihren Retter, der genauso wie in ihrer Erinnerung aussah - nur älter. Wie lange war das her? Sie hatte es aufgegeben, an ihrem Verstand zu zweifeln.

"Herbarianer?", war die Frage, die sie stellte, auch wenn das Volumen ihres Kopfes mit hunderten anderen gefüllt war. "Der dunkle Typ?"

"Ohh! Sie haben sie schon entdeckt!", klagte der Teppich, als wäre es ihr Todesurteil.

Jolie sah Jack nur von hinten, doch sein verspannter Kiefer zeigte ihr, dass die Herbarianer nichts Gutes bedeuteten. "Wer sind die Herbarianer?", fragte sie.

"Gleich. Erst müssen wir die Buntglasgeier abhängen."

"Sie verfolgen uns?" Jolie wagte es kaum sich umzudrehen, weil jeder Millimeter Bewegung sich anfühlte, als würde sie gleich abstürzen. Ihr Herz klopfte. Der Teppich kreiselte wagemutig um die fliegenden Städte und unter Flossen hindurch, sodass Jolie keine Geier sah.

"Festhalten. Es geht runter", warnte Jack und Jolie hätte sich am liebsten an ihn geklebt, als sie rasant und fast im rechten Winkel nach unten drehten. Das war schlimmer als jede Achterbahn, obwohl sie sie als Kind geliebt hatte. Viel schlimmer.

Sie presste die Augen fest zusammen, bis sie langsamer wurden und anhielten.

"Du kannst die Augen öffnen."

Jolie zögerte. Als sie sie vorsichtig aufschlug, vergaß sie zu atmen. "Wow."

Jack sprang vom Teppich und half ihr auf einen Ast des schimmernden Baumes. Er war so groß wie der Eiffelturm und seine gigantische Baumkrone funkelte. Die Äste waren durchsichtig, aus reinem Kristall, und jedes Blatt war ein weiterer Baum, dessen Blätter vor dem regenbogenfarbenen Himmel wie tausende Farbtupfen leuchteten.

"Hierher kommen die Geier nicht", erklärte Jack. "Das ist die Traum-Baum-Manufaktur."

Jolies Mund klappte zu und sie verschränkte zitternd die Arme. "Ich will eine Erklärung." Eigentlich sollte ihre Stimme fest und selbstsicher klingen, doch sie klang wie ein unsicheres Kind. Jolie verfluchte sich dafür.

Jack nickte. "Die bekommst du", versprach er sanft. "Tut mir leid, dass der Anfang dich überfordert hat."

"Er hat mich nicht überfordert!", verteidigte sie sich.

Der Teppich schnaubte so laut, dass die Traum-Bäume klirrten.

Der Ton klang wie ein Windspiel an einem warmen Sommertag. Jolie ließ sich neben Jack auf dem dicken Ast nieder. Sie schlang ihre Arme um sich und musterte ihn zwischen ihren wirren Haarsträhnen von der Seite. Er musterte sie ebenfalls und ihre Blicke trafen sich.

"Es ist lange her", sagte Jack, im selben Moment, als Jolie fragte: "Wie ist das möglich?"

Jack deutete zwischen die Äste der Traum-Baum-Manufaktur hindurch, wo Städte wanderten und schwebten. "Das ist das Reich der Fantasie. Hier ist alles versammelt, was sich jemals jemand ausgedacht hat."

Die Stadt der wandernden Träumeजहाँ कहानियाँ रहती हैं। अभी खोजें