17 Der kleine Bruder.

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┊  ┊  ┊          ★ NOAH

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»Wieso musste ich noch mal mit?«

Träge drehte ich mich zu meinem besten Freund um. Benny gähnte und ich rollte mit den Augen. Es war bereits spät und wir trieben uns in der Ankunftshalle von Kings Cross herum. Mir war arschkalt und ich wäre jetzt viel lieber auf ein Bier bei Niall und Liam. Beide zockten vor diesem übergroßen gigantischen Fernseher und ich hätte zu gern mitgemischt.

Stattdessen holte ich meinen Bruder ab.

»Ich habe dich nicht gezwungen. Du meintest gestern, du hättest eh nichts zu tun und wolltest mit mir abhängen«, zugegeben, meinetwegen hätte Alec auch gern eher kommen können und nicht gefühlt kurz vor Mitternacht.

Benny drehte den Becher Tee in den Händen, er schlief fast im Gehen ein, denn er hatte heute Morgen irgendwo im nirgendwo einen Dreh mit einer Influencerin gehabt. »Ich dachte wir trinken ein Bier im Speck-Eck und warten nicht darauf, dass der Hogwarts-Express für Nachteulen einfährt.«

»Stell dich nicht so an. Du wirst mit meinem Bruder zusammenwohnen und Dickkopf wartet zu Hause mit Pizza. Angeblich hat sie die selbst gemacht.«

»Angeblich kann man die sogar essen«, setzte Benny fies hinzu. Ich wollte Fizzy in Schutz nehmen, denn sie gab sich wirklich alle Mühe, um mit meinem Kumpel klarzukommen: »Du suchst bei ihr regelrecht nach Fehlern.«

»Quatscht«, wehrte er ab und ich grinste. 

Wie war das noch? Als er etwas für Isabell übriggehabt hatte, da musste sie auch durch ziemlich viel blödes Getöse. Im Endeffekt sagte mir Bennys Verhalten nur, dass er Fizzy wirklich gut leiden konnte.

»Am besten gebe ich deinen Bruder gleich einen üblen Tritt in die Eier und lasse ihn auf die Gleise purzeln. Könnte aussehen wie ein Unfall«, erklärte Benny und warf den leeren Becher in den Müll. Ich schmunzelte: »Dumm nur, dass deine Tat mittlerweile an jeder Ecke gefilmt wird.«

Geschlagen zuckte er mit den Schultern: »So ein Pech aber auch.« Benny folgte mir auf der Rolltreppe zum Gleis und wir fröstelten, dann fragte er: »Was will dein Bruder überhaupt in London?«

»Er soll sich die Unis und verschiedene Kurse ansehen. Eventuell auch in ein paar soziale Dinge schnuppern. Anscheinend hat er keinen Plan, was er nach der Schule tun will und meine Eltern geben ihm jetzt die Zeit etwas zu finden.«

»Ah... Moment«, Benny rieb sich die Stirn: »Dickkopf und The Ring erwähnten, dass sie sich demnächst um jemanden kümmern würden.«

»Ja genau, er kommt in einem ähnlichen Programm unter, wie die beiden«, ich erinnerte mich zu gut, wie begeistert Isabell Sunny damals durch die Uni rollte und auch Fizzy schleppte sie vor einigen Monaten viel mit.

In der Ferne sah ich den InterCity und vergrub meine Fäuste in den Jackentaschen. Ein Teil von Alecs Gepäck war in der Woche bereits in der WG eingetrudelt. Ich hatte insgesamt zwei Koffer und eine Reisetasche nach oben geschleppt. Nervös trat ich von einem Bein auf das andere.

Ich hatte Alec zuletzt Weihnachten gesehen und das war schon fast elf Monate her. Wir waren uns aus dem Weg gegangen und hatten uns im Endeffekt nur zu den Mahlzeiten gesehen. Jetzt, wo der InterCity an mir vorbeirauschte und ich versuchte gelassen zu bleiben, merkte ich einmal mehr, dass ich besser Nein gesagt hätte.

Der Zug kam zum Stehen und ich merkte an Bennys Gesichtsausdruck, dass er der Ansage lauschte, aber weil er nicht gebärdete, schien es nichts Wichtiges zu sein. Die Leute stiegen aus und wir warteten.

Liebe heißt das Lied ✓Where stories live. Discover now